Entführte Nonne in Mali wieder frei
10. Oktober 2021Das Präsidialamt von Mali lobte "den Mut und die Tapferkeit" von Schwester Gloria Cecilia Narváez und erklärte, die Freilassung sei "der Höhepunkt von vier Jahren und acht Monaten gemeinsamer Bemühungen mehrerer Geheimdienste". In einer im Staatsfernsehen gezeigten Aufnahme sagte die aus Kolumbien stammende Nonne: "Ich bin sehr glücklich, ich bin fünf Jahre lang gesund geblieben, Gott sei Dank."
Die 1983 geborene Narváez ist Mitglied der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis, einer in der Schweiz gegründeten Kongregation, die in 17 Ländern vertreten ist. Sie wurde am 7. Februar 2017 in der Nähe von Koutiala, 400 Kilometer östlich von Bamako, entführt. Sie war dort zuvor sechs Jahre lang zusammen mit drei anderen Nonnen als Missionarin in einer Pfarrei tätig.
Nach Angaben einer ihrer Mitschwestern hatte sich Narváez ihren Entführern freiwillig angeboten, als diese gerade zwei jüngere Nonnen entführen wollten. "Ich bin die Vorgesetzte, bringt mich weg", sagte sie demnach.
Entführer stehen Al-Kaida nahe
Die Entführer sollen der dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehenden Gruppe GSIM angehören. Narváez wurde zeitweise zusammen mit anderen Geiseln aus Europa festgehalten. Dazu gehörte die 2020 nach fast vierjähriger Gefangenschaft freigelassene Französin Sophie Pétronin.
Der Bruder der ehemaligen Geisel, Edgar Narváez, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er sei gerührt gewesen, als er die Bestätigung der Freilassung erhielt: "Gott sei Dank geht es ihr gut, sie haben mir Fotos geschickt und sie sieht gut aus."
Auch europäische Diplomaten beteiligt
An den Verhandlungen, die zu ihrer Freilassung führten, waren nach Angaben der Regierung Kolumbiens mehrere europäische und afrikanische Diplomaten beteiligt. "Die Verhandlungen zogen sich über Monate, ja Jahre hin", hieß es.
Aus Verhandlungskreisen erfuhr AFP, dass die Nonne während ihrer Haft nicht misshandelt worden sei und den Koran studiert habe. Einem Beamten des Flughafens von Bamako zufolge ist sie am Samstagabend in der malischen Hauptstadt eingetroffen und sollte nach Rom weiterfliegen.
Machtgewinn der Islamisten
Entführungen sind in Mali an der Tagesordnung. Das Land in der Sahelzone befindet sich seit Jahren im Aufruhr. 2012 hatten Islamisten-Gruppen die Kontrolle über den Norden Malis übernommen und waren weiter vorgerückt.
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff 2013 militärisch ein und drängte die Extremisten vorübergehend zurück. Auch die Bundeswehr ist im Rahmen der UN-Stabilisierungsmission Minusma und der EU-Ausbildungsmission EUTM in Mali im Einsatz. Doch trotz der Präsenz tausender internationaler Soldaten ist die Lage höchst instabil.
Weiterhin in der Gewalt von Islamisten ist der französische Journalist Olivier Dubois, der am 8. April im Norden Malis entführt wurde. In einem Geiselvideo sagte er, dass dafür ebenfalls GSIM verantwortlich ist.
gri/wa (afp, dpa, ap, rtr)