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Entführte Mädchen zwangsverheiratet

13. April 2015

Vor einem Jahr verschleppte die Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria mehr als 200 Schülerinnen. Jetzt sagt eine junge Frau, die den Islamisten entkam, sie wisse mehr über das Schicksal der Mädchen.

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Die entführten Mädchen von Chibok (Foto: AP - aus einem Video von Boko Haram)
Bild: picture alliance/AP Photo

Die am 14. April 2014 entführten Schülerinnen aus dem nigerianischen Ort Chibok sind nach dem Bericht einer Augenzeugin von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram zwangsverheiratet worden. Die mehr als 200 überwiegend christlichen Mädchen seien auch gezwungen worden, zum Islam überzutreten, sagte die 23-jährige Nigerianerin Liatu Andrawus der Deutschen Presse-Agentur.

Die junge Frau war nach eigenen Angaben selbst mehrere Monate in der Gewalt von Boko Haram und musste einen der Kämpfer der sunnitischen Terrorgruppe heiraten. Später gelang ihr die Flucht. Sie habe die Mädchen aus Chibok Ende des vergangenen Jahres in einer Koran-Schule in der nordöstlichen Stadt Gwoza getroffen, sagte Andrawus.

Liatu Andrawus (r.) und eine Freundin (Foto: dpa)
Liatu Andrawus (r.) und eine FreundinBild: picture-alliance/dpa/K. Palitza

"Fast alle waren verheiratet worden." Die Boko-Haram-Hochburg Gwoza wurde nach Angaben der Regierung inzwischen vom Militär eingenommen. Viele Gebiete im Nordosten Nigerias sind jedoch weiter umkämpft. Experten nehmen an, dass die Boko-Haram-Kämpfer in Gwoza mit ihren Geiseln geflohen sind.

Andrawus ist die erste bekannte Zeugin, die Informationen zum Schicksal der am 14. April entführten Mädchen geben konnte. Allerdings konnten die Schilderungen der jungen Frau bislang nicht unabhängig bestätigt werden. Die Entführung hatte vor einem Jahr weltweit für Entsetzen gesorgt und den Fokus der internationalen Öffentlichkeit auf die Gräueltaten der islamistischen Terrorsekte gerichtet.

Boko Haram, der Name bedeutet "westliche Bildung ist verboten", will im Norden Nigerias einen islamischen Gottestaat errichten. Seit 2009 sind mindestens 13.000 Menschen bei Terroranschlägen und Angriffen von Boko Haram getötet worden. Die Organisation hat jüngst der Terrormiliz "Islamischer Staat" Gefolgschaft geschworen.

800.000 Kinder auf der Flucht

Wie dramatisch die Situation gerade für Kinder in den nigerianischen Kampfgebieten ist, hat jetzt noch einmal das UN-Kinderhilfswerk Unicef hervorgehoben. 800.000 Kinder seien derzeit auf der Flucht. Insgesamt habe sich die Zahl der Menschen, die aus Angst vor Boko Haram und wegen der Kämpfe im Land innerhalb Nigerias auf der Flucht seien, seit einem Jahr auf 1,2 Millionen fast verdoppelt, teilte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, in Köln mit.

Tausende nigerianische Kinder seien Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen. Mädchen und Jungen würden getötet, entführt, zwangsverheiratet, als Kämpfer rekrutiert oder in extremen Fällen dazu gezwungen, sich als Selbstmordattentäter in die Luft zu sprengen, sagte Schneider. Zwischen 2012 und 2014 seien bei gezielten Angriffen auf Schulen im Nordosten Nigerias mindestens 196 Lehrer und 314 Schüler getötet worden.

Unicef forderte alle Konfliktparteien auf, ihren Verpflichtungen gemäß internationalem Recht nachzukommen und für den Schutz von Kindern zu sorgen. Dazu gehöre, dass Angriffe auf Schulen sofort aufhören müssten, entführte Kinder zu ihren Familien zurückgebracht würden und keine Kindersoldaten rekrutiert würden. Darüber hinaus verlangte die Kinderhilfsorganisation ungehinderten Zugang für humanitäre Helfer sowie mehr finanzielle Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft.

wl/sp (dpa, kna, afp)