Entlassungen bei RBS wegen Libor-Skandal
3. August 2012Die Royal Bank of Scotland hat erstmals Entlassungen von Mitarbeitern wegen des Skandals um Zinsmanipulationen bestätigt. Die Untersuchungen hätten ein Fehlverhalten einiger Banker ans Tageslicht gebracht, teilte das britische Institut an diesem Freitag mit, ohne Details zu nennen. "Das Thema ist auf unserer Agenda", sagte Bankchef Stephen Hester. Der Skandal zeige, wie Fehler Einzelner und mangelnde Kontrollsysteme dem Ruf der Banken schaden könnten. Händler der RBS, die zu 82 Prozent dem Staat gehört, stehen wie Mitarbeiter des Rivalen Barclays Regulierungskreisen zufolge im besonderen Fokus der Ermittler, die weltweit mehr als ein Dutzend Geldhäuser unter die Lupe nehmen. Finanzkreisen zufolge hat die Bank wegen des Skandals vier Händler entlassen.
Weltweit stehen zahlreiche Banken im Verdacht, wichtige Referenzsätze wie den Libor und den Euribor zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Die Zinsen beruhen auf den Refinanzierungskosten der Banken, die diese einmal täglich melden. Die Ermittler gehen Hinweisen nach, dass die Institute von 2005 bis 2009 die Sätze nach unten verzerrt haben, um ihre wahren Refinanzierungskosten zu verschleiern und Handelsgewinne einzustreichen. Der Libor allein dient als Maßstab für Finanztransaktionen von mehr als 500 Billionen Dollar. Barclays ist bislang als einziges Geldhaus in dem Skandal zu einer Strafe verurteilt worden und zwar in Höhe von fast einer halben Milliarde Dollar. Die RBS erklärte, man könne noch keine Schätzung über eine mögliche Strafe abgeben.
Gewinn bricht ein
Die RBS hat im ersten Halbjahr 2012 Vorsteuerverluste von 1,5 Milliarden Pfund (1,91 Mrd Euro) angehäuft. Das gab das Institut am Freitag bekannt. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres stand noch ein Verlust von 794 Millionen Pfund zu Buche. Die roten Zahlen fielen auch deshalb höher aus, weil die RBS insgesamt 300 Millionen Pfund für weitere Straf- und Entschädigungszahlungen zurücklegen musste, unter anderem für zu Unrecht an Kunden verkaufte Kreditausfallversicherungen und für die Folgen eines Zusammenbruchs des Computersystems. Vorstandschef Stephen Hester, der wegen der Probleme bereits auf eine Bonuszahlung für 2012 verzichtet hat, sieht sein Haus dennoch auf dem richtigen Weg. "Wir sind unseren Weg weitergegangen, um die Bank sicherer und stärker zu machen", sagte er.
Das einstige Vorzeigeinstitut der britischen Bankbranche gilt als einer der größten Sanierungsfälle weltweit. Die britische Regierung erwägt einem Pressebericht zufolge die komplette Verstaatlichung der Royal Bank of Scotland. Politiker seien über die geringe Kreditvergabe des Instituts an die Wirtschaft enttäuscht, schreibt die "Financial Times". Die Gespräche darüber gebe es schon lange, zitiert das Blatt einen Regierungsvertreter. Ein anderer habe erklärt, die Diskussion habe sich angesichts des auch im zweiten Quartal schwachen Geschäfts verstärkt. In der Finanzkrise hatte der britische Staat die Bank mit gut 45 Milliarden Pfund vor der Pleite gerettet. Die Bank schreibt seit vier Jahren hohe Verluste.
rbr/pg (rtr, dpa)