Entsetzen in Singapur über geleakte HIV-Daten
30. Januar 2019"Was einmal im Internet ist, wird wieder und wieder geteilt, es ist unlöschbar", sagt der 45-jährige Verwaltungsbeamte Crew gegenüber der Singapurer Zeitung "The Straits Times". Auch er wurde vom Singapurer Gesundheitsministerium darüber informiert, dass seine persönlichen und sensiblen Daten geleakt wurden.
Nun hat er Angst, dass die Veröffentlichung im Internet seine persönliche wie auch berufliche Reputation gefährdet. "Natürlich wusste mein Arbeitgeber, dass ich HIV positiv bin. Und ich war auch immer offen gegenüber wohlmeinenden Freunden, die mich aus reiner Sorge nach meiner Krankheit fragen", sagt Chew. "Aber ich habe definitiv Angst, dass all diese personenbezogenen Daten jetzt für Kollegen an meinem Arbeitsplatz und darüber hinaus öffentlich zugänglich sein könnten. (…) Es gibt immer noch ein großes Stigma gegen Menschen mit HIV. Solche Informationen sollten definitiv nicht online verfügbar sein".
Nicht alle Betroffenen wurden bereits persönlich vom Gesundheitsministerium informiert. In der Zeitung kommt "Jay" zu Wort, ein junger Mann in den Zwanzigern, der unter diesem Decknamen sehr persönlich von seinen Ängsten erzählt.
Er habe sofort an seine 60-jährige Mutter gedacht, die noch nicht von seiner Erkrankung weiß. "HIV zu haben ist für mich eine peinliche Sache und definitiv eine extrem private Angelegenheit", so Jay. Nur ein enger Freund wusste bislang von seiner Krankheit. "Ich habe akzeptiert, dass ich für immer mit AIDS leben muss, aber ich fürchte, wenn diese Informationen veröffentlicht werden, werden meine Familie und enge Freunde geächtet und verspottet."
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Massiver Datenklau
Das sind nur zwei Betroffene von insgesamt 14.200 Patienten, deren Namen und persönliche Angaben wie Adresse, Telefonnummer und Passnummer zusammen mit dem Test-Ergebnis und weiteren medizinischen Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Betroffen sind auch 8800 Ausländer, wie das Gesundheitsministerium des südostasiatischen Stadtstaats bestätigte. Zudem wurden sensible Daten von 2400 Personen veröffentlicht, die mit den HIV-Infizierten in Kontakt standen.
Verantwortlich für den Daten-Leak ist der 33-Jährige US-Bürger Mikhy K. Farrera-Brochez , der mit einem 36 Jahre alten Arzt aus Singapur zusammen war. Über seinen Partner, der zwischen März 2012 und März 2013 Chef einer nationalen Gesundheitsbehörde war, kam er an die Unterlagen. Sein Motiv ist noch unklar.
Unglaubliche Vorgeschichte
Da HIV-positive Ausländer in Singapur kein längerfristiges Aufenthaltsrecht bekommen, gab Farrera-Brochez bei der Untersuchung das zuvor abgenommene Blut seines Partners ab. Der Betrug funktionierte, und der Amerikaner konnte von Januar 2008 bis Juni 2016 als Dozent für Polytechnik in Singapur arbeiten.
Allerdings hat Farrera-Brochez in den acht Jahren in Singapur gleich mehrere Straftaten begangen, darunter Betrug, Falschaussage über seine eigene HIV-Erkrankung, Drogenbesitz und gefälschte Bildungsabschlüsse. Dafür wurde er zu 28 Monaten Haft verurteilt und im vergangenen Jahr aus Singapur abgeschoben. Auch sein Partner, ein Spezialist für Infektionskrankheiten, bekam für den manipulierten Bluttest eine zweijährige Haftstrafe.
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Zudem ist Sex zwischen Männern im restriktiven Singapur illegal. Nach einem Gesetz, das noch aus Kolonialzeiten stammt, kann dies mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden. Und HIV-positive dürfen sich nicht längerfristig in dem Inselstaat aufhalten.
Beim letzten Datenklau traf es sogar den Premier
Das Gesundheitsministerium äußerte sein Bedauern über das Datenleck. Ungeklärt ist bislang aber, wieso die Beiden überhaupt einen Zugang zu solch sensible Daten des National Electronic Health Record (NEHR) Systems hatten. Seit 2011 werden in dem – nach eigenen Angaben - "sicheren" NEHR-System zusammenfassende Patientenakten über verschiedene Gesundheitsdienstleister hinweg gesammelt.
Bereits im vergangenen Jahr sorge ein massiver Cyberangriff auf Singapurs Gesundheitssystem für Aufregung: Hacker hatten die Computer von SingHealth infiltriert und die persönlichen Daten von 1,5 Millionen Patienten gestohlen, darunter auch die von Premierminister Lee Hsien Loong.
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