Epilepsie - Gewitter im Kopf
5. Oktober 2017Julius Cäsar, Napoleon, Michelangelo, Georg Friedrich Händel und Alfred Nobel – sie alle litten unter epileptischen Anfällen. Und auch heute gibt es berühmte Zeitgenossen, die in diese Gruppe gehören, zum Beispiel Neil Young und auch Elton John.
Die Epilepsie gehört zu den ältesten Krankheitsbildern und hat Betroffene früher oft ins Abseits gerückt. Dafür war auch der Aberglaube verantwortlich, der Erkrankte sei von einem Dämon besessen, der Teufel stecke in ihm. Dabei sind manche Epileptiker hochgradig intelligent.
Ein Kurzschluss im Gehirn
Das Gefährliche an epileptischen Anfällen: Sie kommen unerwartet und treffen die Patienten ohne Vorwarnung. Verursacht werden diese Krämpfe von plötzlichen, kurzen, elektrischen Entladungen innerhalb einer Gruppe von Hirnzellen, vergleichbar mit einem Kurzschluss oder einem Gewitter im Kopf. Die Abläufe im Gehirn geraten aus dem Gleichgewicht.
Mediziner behandeln die Erkrankung meist mit Antiepileptika. Je nachdem wie stark ausgeprägt die Erkrankung ist, kann es aber auch trotz solcher Medikamente zu Krampfanfällen kommen. Die Personen sind - meist nur für kurze Zeit - bewusstlos. Kontrollieren können sie diese Ereignisse nicht und sich auch nicht daran erinnern.
Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen, neurologischen Erkrankungen. Nach Schätzungen der WHO gibt es weltweit mehr als 50 Millionen Menschen, die an Epilepsie leiden. Aber nicht jeder Mensch, der einmal einen Krampfanfall hatte, ist Epileptiker. Etwa fünf Prozent aller Menschen haben irgendwann in ihrem Leben einmal einen solchen Anfall. Diejenigen, die tatsächlich unter den Begriff Epileptiker fallen, machen etwa 0,6 bis ein Prozent der Bevölkerung aus. In Deutschland sind das zwischen 500.000 und 800.000 Patienten.
Warnsystem
Die unberechenbaren Krampfanfälle können die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen. Umso wichtiger sind die Forschungen, die sich mit der Entwicklung von Frühwarnsystemen für Epilepsie-Patienten beschäftigen, erklärt der Neurowissenschaftler Adrian Attard Trevisan, von AAT Research.
"Es ist ein 'Wearable' mit der Bezeichnung MEPS, ein mobiles System, das epileptische Anfälle voraussagt. Es ist nicht invasiv, Betroffene können es tragen, wann immer sie wollen oder wenn sie es für notwendig halten, und so können sie ein wenig entspannen", sagt Trevisan. Wird es erfolgreich getestet, könnte das eine große Hilfe für Menschen sein, die unter epileptischen Anfällen leiden.
Für Patienten ist die Angst, irgendwo zusammenzubrechen, bewusstlos zu werden, ein ständiger Begleiter. Das MEPS soll dem Patienten mehr Sicherheit bieten. "Wenn Sie zum Beispiel ein Kind haben, das mit seinen Freunden irgendwo spielt, dann bekommen sie als Eltern 40 Minuten vor einem epileptischen Anfall eine Nachricht. Im Hinblick auf dieses Frühwarnsystem sind wir schon ziemlich weit", erklärt Trevisan. Angezeigt wird die Warnung über ein Smartphone, das derjenige, der unter Krampfanfällen leidet, oder jemand aus seiner näheren Umgebung, möglichst immer dabei haben sollte.
Größere Sicherheit
Auf diese Technologie hält AAT Research Patente, von denen eines von der Weltorganisation für geistiges Eigentum mit einem renommierten Preis ausgezeichnet wurde. Die AAT Forschungsgruppe entwickelt und produziert hochwertige medizinische Lösungen und möchte bei Innovationen im neurowissenschaftlichen Bereich ganz vorne dabei sein. "Unser Ziel ist es, das Leben für Menschen, die unter Epilepsie leiden einfacher zu machen", sagt Trevisan. "Das System kann in der Tat lebensrettend sein, wenn der Betreffende vielleicht zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Wird er gewarnt, kann er sich zu einem sicheren Platz begeben oder aber er hat noch Zeit genug, ein Antiepileptikum zu nehmen."