Erdbeben in Afghanistan: Erschüttertes Land
Fast eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Afghanistan verlaufen die Rettungsarbeiten schleppend. Es gibt zwar ausreichend Hilfsgüter, doch der Transport ist schwierig - und die Opfer brauchen langfristige Hilfe.
Wachsende Verzweiflung
Unter den nun größtenteils obdachlosen Überlebenden des Erdbebens wächst die Verzweiflung. Viele von ihnen haben ihre toten Familienmitglieder selbst aus den Trümmern geborgen und sind schwer traumatisiert. Auch diese Frau hat bei dem Beben Verwandte verloren; ein Mann hilft ihr dabei, einen Evakuierungshubschrauber zu erreichen.
Leben in Trümmern
Was war passiert? Vergangene Woche (22.06.2022) bebte die Erde im Südosten Afghanistans. Das Beben mit der Stärke 5,9 tötete mehr als 1.000 Menschen, darunter mindestens 155 Kinder, und machte Zehntausende obdachlos. Dieser ältere Mann sitzt am Tag des Erdbebens vor den Überresten seines zerstörten Hauses.
Rettung aus der Luft
Das Beben traf vor allem Bergdörfer in den Provinzen Paktika und Khost nahe der Grenze zu Pakistan. Hier hebt ein Militärhubschrauber der Taliban ab, nachdem er Hilfsgüter nach Gayan gebracht hat. Kaum eine Familie in der Gegend blieb von der Tragödie verschont.
Schleppende Hilfe
In dem bitterarmen Land stehen jedoch nur wenige Hubschrauber zur Verfügung, um den Menschen zu helfen. So müssen Lebensmittel, Medikamente und andere Hilfsgüter häufig über unbefestigte Straßen transportiert werden - oft geht das, wie hier zu sehen, nur mit Lasttieren wie Eseln, wodurch sich die Lieferung von Hilfsgütern verzögert. Einige Dörfer konnten noch immer nicht erreicht werden.
Querfeldein mit Sack und Pack
Andere Betroffene können sich nur zu Fuß in Sicherheit bringen. Dieser Junge ist einige Tage nach dem Erdbeben auf dem Weg zu einer Notunterkunft, seine Habseligkeiten hat er auf einen Esel geladen. Insgesamt seien fast 362.000 Menschen von dem Beben betroffen, schätzen die Vereinten Nationen, rund 3000 Familien brauchen Notunterkünfte.
Auf dem Weg zur letzten Ruhestätte
Der Körper eines Kindes, das bei dem Beben getötet wurde, wird zu Grabe getragen. Helfer haben in den Unglücksgebieten Massengräber ausgehoben: Die Bauweise der Häuser in der armen und wirtschaftlich schwachen Region ist aus Kostengründen nicht erdbebensicher, viele Familien leben dicht zusammen - so starben dort besonders viele Menschen bei dem Erdbeben.
Glück im Unglück
In den chronisch unterausgestatteten lokalen Kliniken werden unterdessen immer mehr Verletzte eingeliefert, darunter viele Schwerverletzte und Traumatisierte. Diese Mutter hatte Glück: Ihr Baby, das bei dem Beben verletzt wurde, konnte im Krankenhaus von Sharana versorgt werden.
Schwere Last
Ein Junge trägt eine Flasche Öl in einem Camp, das für die Überlebenden der Katastrophe errichtet wurde. Auch wenn die Erde nicht mehr bebt, ist der Schrecken noch lange nicht vorbei: Die UNO befürchtet, dass wegen des Mangels an sauberem Trinkwasser Cholera und Durchfallerkrankungen ausbrechen könnten, und verteilt prophylaktisch Medikamente.
Düstere Aussichten
Wer nicht verletzt oder evakuiert wurde, sucht wie diese Männer in den Überresten der zerstörten Dörfer nach seinem Hab und Gut. Denn die Hilfe ist begrenzt und die längerfristigen Aussichten in Afghanistan sind düster: Bereits lange vor dem Erdbeben befand sich das Land in einer humanitären Krise, die sich seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im August 2021 noch verschärft hat.
Eine Katastrophe jagt die nächste
Neben dem Wirtschaftskollaps leidet Afghanistan derzeit unter der schlimmsten Dürre seit 20 Jahren. Hinzu kommt nun das Erdbeben: Nach Angaben des afghanischen Roten Halbmondes stünden zwar genügend Hilfsgüter zur Verfügung - doch weder die betroffenen Menschen selbst noch der Staat hat ausreichend Geld für den Wiederaufbau.
Retten, was zu retten ist
Ein kleines Mädchen sitzt auf den geretteten Habseligkeiten ihrer Familie. „Das Erdbeben in Afghanistan erschüttert ein Land, in dem rund 20 Millionen Menschen nicht mehr wissen, wie sie sich ernähren sollen“, sagte der Welthungerhilfe-Landesdirektor in Kabul, Thomas ten Boer. Die Taliban sind sich ihrer Grenzen bewusst: Sie baten am Wochenende um finanzielle Hilfen aus dem Ausland.