Erdbebengebiet in Italien kommt nicht zur Ruhe
30. Mai 2012Insgesamt sind mindestens 17 Menschen bei heftigen Erdstößen in Norditalien ums Leben gekommen. Nach einer vorläufigen Bilanz wurden etwa 100 Menschen verletzt. Zahlreiche Gebäude stürzten ein.
Schon am Dienstag hatten die Stöße hatten eine Stärke von 5,8. Das Epizentrum lag in derselben Gegend von Modena, die bereits vor gut einer Woche von einem starken Beben heimgesucht worden war. Gegen Mittag folgten weitere Erschütterungen der Stärke 5,6. Unter den Toten sind mehrere Arbeiter in den Ortschaften San Felice sul Panaro und Mirandola, die beim Einsturz von zwei Fabrikgebäuden ums Leben kamen. Auch ein Geistlicher in der Ortschaft Rovereto di Novi starb durch das Beben. In Carpi bei Modena brach der Dom teilweise in sich zusammen. Die Sportwagenschmieden Ferrari und Lamborghini sowie der Motorradhersteller Ducati unterbrachen die Produktion.
"So, als könnte sich der Boden jeden Augenblick auftun"
Die Zahl der Vermissten ist nach Auskunft der Behörden noch unbekannt. 5000 Bewohner der Region mussten die Wohnungen verlassen, davon allein 4500 in der Provinz Modena, die anderen 500 in der Gegend von Bologna und Ferrara.
Eine Kindergärtnerin in Carpi sagte: "Wir haben ein Dröhnen gehört, dann begann die Erde zu zittern. Es war so, als könnte der Boden sich jeden Augenblick auftun. Während die Häuser wackelten, als wären sie aus Gummi, habe ich mit einer Kollegin die Kinder so schnell wie möglich nach draußen gebracht. Wir hatten Angst, es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen, aber es ist uns gelungen. Draußen sahen wir, wie das Kreuz von der Turmspitze des Doms herabstürzte."
Fußballer sagen Spiel gegen Luxemburg ab
In Schrecken versetzt wurde auch die italienische Fußballnationalmannschaft, die sich in Parma auf die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine vorbereitet. Ein Testspiel gegen Luxemburg wurde abgesagt. Die Erdstöße waren bis nach Venedig und Mailand zu spüren gewesen. Auch in Parma, Bologna und Florenz schreckte das Beben die Menschen auf. Der Bahnverkehr auf mehreren Strecken im Norden des Landes wurde zeitweise unterbrochen. In Bologna, Modena und anderen Städten funktionierten zeitweise die mobilen Telefonnetze nicht.
Erst am 20. Mai hatte ein Beben der Stärke 6,0 Norditalien erschüttert. Damals starben sieben Menschen, etwa 50 wurden verletzt. Am vorigen Wochenende waren auch die Bewohner der Regionen Kalabrien und Basilikata im Süden des Landes von Erdstößen aufgeschreckt worden. Es wurde niemand verletzt.
sti/ml (dpa, dapd, rtr)