Erdogan: "Sehr bald" Offensive in Syrien
6. August 2019Zwar laufen die Verhandlungen mit den USA noch, aber dessen ungeachtet hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erneut mit einer Militäroffensive im Norden Syriens gedroht. Vor türkischen Botschaftern sagte der Staatschef in Ankara: "Es ist unsere höchste Priorität, den Terror-Sumpf in Nordsyrien auszutrocknen." Der Prozess, der mit zwei früheren türkischen Offensiven in Nordsyrien begonnen habe, werde "sehr bald" in eine "neue Phase" gehen.
Die USA und die Regierung in Ankara ringen schon seit längerem um die Frage, wie eine Pufferzone zwischen der Türkei und dem benachbarten Bürgerkriegsland eingerichtet werden kann. Das Gebiet wird von der Kurdenmiliz YPG kontrolliert, die nach Ansicht der türkischen Führung ein Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit eine Terrororganisation ist.
"Inakzeptabel"
Washington sieht das etwas anders; die USA wollen daher den angekündigten türkischen Militäreinsatz in Syrien verhindern. Denn die Kurden haben dort an der Seite der USA gegen Islamisten kämpfen. Der neue US-Verteidigungsminister Mark Esper warnte die Türkei vor einem Militärschlag. "Ein einseitiges Vorgehen wäre inakzeptabel", sagte Esper während einer Asienreise. Derweil trafen sich die Unterhändler Washingtons und Ankaras zu einem letzten Gesprächsversuch über die seit langem von der Türkei geforderte Pufferzone.
Zugleich entschieden und konziliant
Der neue Mann im Verteidigungsministerium versuchte, zugleich entschieden und konziliant zu wirken. Die US-Regierung wolle schon eine Einigung mit der Türkei finden, in der die Sorgen Ankaras Berücksichtigung fänden, fügte Esper hinzu.
Erdogan hatte bereits am Sonntag mit dem Militäreinsatz gedroht. Zuletzt hatten auch die syrischen Kurden vor einer türkischen Offensive auf den kurdisch kontrollierten Teil Nordsyriens gewarnt. Die Türkei müsse "abgeschreckt" werden - andernfalls werde Ankara "definitiv in die Offensive gehen", sagte der hochrangige Kurdenvertreter Aldar Chalil der Nachrichtenagentur AFP.
ml/as/jj (dpa, afp, rtr)