Erfolg mit Handarbeit
5. Juni 2004Ob Päpste, Regierungschefs, Brautpaare oder Geschäftsleute - der Wunsch, mit einem besonderen Füllfederhalter zu unterschreiben, eint die unterschiedlichsten Menschen. Dieses Bedürfnis befriedigt das Unternehmen Montblanc, das 1906 in Hamburg aus der Taufe gehoben wurde. 150 Euro kostet das Einstiegs-Produkt. Für den mit Diamanten besetzten Füller müssen Liebhaber schöner Stifte bis zu über 100.000 Euro zahlen.
Bescheidener Anfang
Dabei waren die Anfänge des Unternehmens eher bescheiden: "Rouge et Noir", so hieß das erste Produkt, gefertigt auf einer Etage eines Fabrikgebäudes in der Hamburger Innenstadt. Mit dem "Montblanc" - dem Bergmassiv in den Alpen nachempfunden - kam dann der geschäftliche Erfolg.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Produkt dank immer neuer technischer Verfahren perfektioniert, etwa für das Füller-Gehäuse. Die Formel für das Granulat, aus dem das "Meisterstück"-Gehäuse gespritzt wird, ist streng geheim. „Das ist eine Verbindung, die Sie vergleichen können mit der Formel von Coca-Cola", erklärt Geschäftsführer Thomas Schnädter. „Ich bin jetzt einige Jahre im Unternehmen und mir ist sie nicht bekannt."
Viele Arbeitsschritte
Der Aufwand an Handarbeit, der in einem Füllhalter von Montblanc steckt, bemisst sich in 152 verschiedenen Arbeitsschritten, die in der Fertigungsdauer von bis zu sechs Wochen stecken. Mit dem legendären "Meisterstück"-Füllhalter rückte das Hamburger Unternehmen ab 1924 endgültig in den Olymp der Edelmarken auf. Auf dieses Stück gibt es seit jeher eine lebenslange Produkt-Garantie.
Aber das Unternehmen fertigt noch weitere ungewöhnliche Tintenschreiber, wie zum Beispiel einen skelettierten Füllfederhalter, dessen Korpus die Weltkarte darstellt. An der Stelle, an dem der Montblanc in der Schweiz steht, steckt ein kleiner Brillant. Der teuerste Füllhalter, den Montblanc herstellt, ist mit über 4.800 schwarzen Diamanten besetzt. 125.000 Euro kostet dieser Schreibspaß.
Marken-Schutz
Luxus ist begehrt - auch bei den Fälschern weltweit, die einen guten Teil an dem Erfolgskonzept Montblanc verdienen, wie Thomas Schnädter aus leidvoller Erfahrung zu berichten weiß. "Der Fluch einer erfolgreichen Marke ist auch, dass Leute bestrebt sind, am Erfolg beteiligt zu sein, ohne etwas für die Investition in die Marke zu unternehmen."
Deswegen habe Montblanc ein System mit dem Namen Quo Vadis - wohin gehst du? -entwickelt. Jeder Füllhalter, der das Unternehmen verlässt, wird jetzt registriert. "Wenn wir dann die Geräte ausliefern, wird der Code mit der Kundennummer verknüpft und wenn irgendwo ein Gerät in einem nicht autorisierten Vertriebspunkt auftaucht, wissen wir zumindest, wen wir fragen müssen, wie es dahin gekommen ist", erklärt Schnädter. Auf diese Weise hofft man sich vor Produkt-Piraterie schützen zu können.