Erinnerungen an Isetta
4. März 2005Sven Höttges hat seine mintgrüne Isetta als 16-jähriger Schüler auf einem Schrottplatz entdeckt. Und das war Liebe auf den ersten Blick. "Ich habe damals mein Schülergeld zusammen gekratzt und das Ding gekauft", erzählt Höttges. "Wir haben sie dann ganz abenteuerlich auf einen Kohlenlastwagen geladen und nach Hause transportiert. Dort hab ich sie dann sehr zum Leidwesen meiner Nachbarn restauriert. Das dauerte zwei Jahre."
"Knutschkugel"
3 Meter lang, 1,40 Meter breit und 1,30 hoch ist so eine Isetta. Im Innenraum geht es deshalb ziemlich eng zu. Aber das habe auch Vorteile gehabt, denn auf der schmalen Sitzbank sei man sich schnell näher gekommen, erzählt BMW-Historiker Manfred Grunert. Die Isetta kostete 2550 Mark und war damit ein Einstieg. "Es war ein Dach auf vier Rädern", sagt Grunert. Etwas für jüngere Leute. "Und in den jüngeren Jahren kam natürlich auch das Thema der Annäherung der Geschlechter tatsächlich in Frage." Deshalb habe die Isetta bald den schönen Titel Knutschkugel bekommen.
Zündende Idee gesucht!
In den 1950er Jahren erwachte Deutschland aus der Nachkriegslethargie. Die Menschen blickten hoffnungsvoll in die Zukunft und die Wirtschaft florierte. Bei den Bayerischen Motorenwerken allerdings liefen die Geschäfte schlecht: "Wir hatten de facto keine Fertigung in München. Unsere Werke lagen in Eisenach in der Sowjetischen Zone und waren weitgehend demontiert. Das heißt: Man musste von Null wieder anfangen zu fertigen und brauchte auch Personal", sagt Grunert.
Aber es mangelte nicht nur an Produktionsstätten. BMW hatte auch kein besonders glückliches Händchen bei der Modellpolitik. Der BMW 501, der so genannte Barockengel, verkaufte sich nicht so, wie er sollte. Und der Konzern war fast Pleite. Da musste ein Wagen wie das Goggomobil, der Verkaufsschlager aus Dingolfing ins BMW-Programm. Doch so ein Gefährt selbst zu entwickeln, hätte zu lange gedauert. Also kauften die Bayern vom italienischen Kühlschrank und Autohersteller ISO die Lizenz für das Rollermobil Isetta.
"In dieser Phase war das flüssige Kapital nicht allzu hoch. Und was lag da näher als eine Lizenzfertigung?", erklärt Grunert. So wurden auch Maschinen übernommen und die ganze Fertigung konnte mit einer Summe und einer Unterschrift abgegolten werden.
Kultobjekt
Im Gegensatz zur italienischen Ur-Isetta entwickelte sich die bayerische Schwester dank des robusten Viertaktmotors zum Verkaufsschlager und Kultobjekt, das auch heute noch große Verehrer hat, wie Sven Höttges. "Das wäre einer der letzten Gegenstände, von denen ich mich trennen würde. Es war auch eine der ersten Gegenstände, die ich mir gekauft habe und eben immer noch besitze. Die Isetta gehört einfach zu mir", sagt Höttges.