"Erklärung von Kunming" für mehr Artenschutz
14. Oktober 2021Die fast 200 Teilnehmerstaaten verpflichten sich, die Artenvielfalt bei allen Regierungsentscheidungen zu fördern. Das soll laut einer Mitteilung der Vereinten Nationen dazu beitragen, dass sich die bedrohte Biodiversität bis spätestens 2030 erholt.
Der Text sei ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft, sagte der chinesische Umweltminister Huang Runqiu. Er sei jedoch nicht "rechtlich bindend".
In der nach dem Tagungsort benannten "Erklärung von Kunming" legen sich die Staaten auch nicht auf konkrete Maßnahmen fest, um bestimmte Ziele im Bereich des Artenschutzes zu erreichen. Angedacht ist aber, schädliche Subventionen - etwa in der Landwirtschaft - auslaufen zu lassen oder in andere Bereiche umzuleiten. Zudem könnten indigene Völker beim Artenschutz mitwirken und in die Entscheidungen eingebunden werden.
Ein bisschen wie Paris
Einem bisherigen Entwurf für das globale Abkommen zufolge sollen sich die Länder dazu verpflichten, bis 2050 "im Einklang mit der Natur zu leben". Dafür werden 21 "Ziele für dringende Maßnahmen" formuliert. So sollen 30 Prozent der Fläche an Land und im Meer bis zum Jahr 2030 unter Schutz gestellt werden und die Ausgaben für den Artenschutz innerhalb eines Jahrzehnts auf umgerechnet 173 Milliarden Euro jährlich steigen.
Das neue Abkommen mit konkreten Zielen zum Schutz der biologischen Vielfalt soll bei einem Präsenztreffen vom 25. April bis 8. Mai kommenden Jahres wieder in Kunming verabschiedet werden. Es wird gerne mit dem Pariser Klimaabkommen verglichen, wird aber weniger bindend sein.
Schon 2010 hatten sich die Vertragsstaaten im japanischen Aichi als Ziel gesetzt, den Schwund der Artenvielfalt bis 2020 zu stoppen. Die Vorgaben wurden allerdings weit verfehlt, wie der bilanzierende Bericht zum Zustand der Biodiversität in dem Jahr feststellte.
Kritik und Lob von Umweltschützern
Und so kritisierten einige Umweltschützer auch die jetzige Vereinbarung als zu vage. "Die Erklärung von Kunming hätte den nur langsam vorankommenden UN-Verhandlungen über die biologische Vielfalt einen wichtigen Impuls verleihen können", erklärte An Lambrechts von Greenpeace. In den meisten strittigen Fragen gebe es jedoch nicht genügend Fortschritte.
Doch es gab auch positive Resonanz. Aus Sicht von Florian Titze, Experte für Biodiversität und internationale Politik beim WWF Deutschland, schlägt die Deklaration "den richtigen Ton für die nächsten Verhandlungsrunden an und setzt ein gutes, allerdings vages Ambitionsniveau". "Wichtig ist, dass sie anerkennt, dass eine breite Palette von Maßnahmen nötig ist, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen", erklärte Titze.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte am Vortag in ihrer Rede auf der Konferenz gesagt, es sei wichtig, Subventionen auslaufen zu lassen, die umweltschädlich seien oder sich negativ auf die Natur auswirkten. Umweltverbände kritisieren, dass die Bundesregierung rund 67 Milliarden Euro für umwelt- und naturschädigende Subventionen pro Jahr ausgibt - unter anderem für Landwirtschaft und Fischerei.
mak/fw (epd, dpa, afp)