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Ai Weiwei Freilassung Reaktionen

22. Juni 2011

Der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei ist frei. Er sei wieder zu Hause und sein Gesundheitszustand sei gut, sagte Ai der Deutschen Welle. Die Entlassung wurde mit Erleichterung aufgenommen.

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Ai Weiewei nach seiner Freilassung
Regierungskritiker Ai Weiwei ist freiBild: AP

Die chinesischen Behörden haben den Künstler und Regierungskritiker Ai Weiwei auf Kaution freigelassen. Er habe seine "Vergehen zugegeben" und damit eine "gute Haltung" bewiesen, meldete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch (22.06.2011). Als weiteren Grund für die Freilassung nannte Xinhua, dass Ai chronisch krank sei. Nach Polizeiangaben soll sich Ai Weiwei bereit erklärt haben, die hinterzogenen Steuern nachzuzahlen.

"Ich fühle mich ganz normal“

"Es ist alles okay, mir geht es gut“, sagte Ai Weiwei gegenüber DW-WORLD.DE. "Ich bin mindestens ein Jahr auf Bewährung, deshalb kann ich jetzt kein Interview geben. Ich fühle mich ganz normal. Ich fühle mich genauso, wie ich mich vor der ganzen Sache gefühlt habe.“ Ai Weiwei darf Peking zunächst nicht verlassen.

Die Politik in Deutschland zeigt sich glücklich über die Freilassung Ai Weiweis. Die Bundeskanzlerin begrüßte nach den Worten ihres Regierungssprechers Steffen Seibert, "dass Ai Weiwei heute gegen Kaution auf freien Fuß gekommen ist“. Sie habe sich gegenüber der chinesischen Führung für seine Freilassung und für Zugang zu seiner Familie und zu einem Rechtsbeistand eingesetzt, so Seibert. Außenminister Guido Westerwelle sprach von einer großen Erleichterung für den Künstler und seine Familie. Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag, Renate Künast und Jürgen Trittin, bezeichneten die Freilassung als überfällig. "Wir sind erleichtert, dass die chinesische Führung endlich eingelenkt und Ai Weiwei aus der grundlosen Haft entlassen hat“, erklärten sie. Offenbar hätten die weltweiten Proteste nach der Festnahme Wirkung gezeigt.

Zahlreiche Dissidenten weiter in Haft

Der Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte im Bundestag Tom Koenigs
Tom Koenigs erleichtert über die Freilassung

Der Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte im Bundestag Tom Koenigs zeigt sich ebenfalls erleichtert über die Freilassung Ai Weiweis. "Insbesondere die Situation, dass keiner wusste, wo er war, war ja besonders beängstigend. Was man von den Geständnissen in solchen Regimes zu halten hat, das kann man sich denken.“ Er wünsche sich, dass das der Anfang von einem Tauwetter sei, zumindest was die illegalen Verhaftungen in China betreffe, so Koenigs.

Der Sinologe Tilmann Spengler sagte gegenüber DW-WORLD.DE, er freue sich, dass Ai Weiwei freigelassen worden sei, unter welchen Bedingungen auch immer. "Aber ich möchte darauf hinweisen, dass er nur einer von mehreren Opfern dieser Politik ist.“ Man dürfe nicht vergessen, dass auch Liu Xiaobo und noch viele andere von der chinesischen Regierung unterdrückt würden.

Demokratie-Aktivist Liu Xiaobo
Immer noch in Haft: Liu XiaoboBild: canyu.org

Spengler war Mitglied der Regierungsdelegation um Außenminister Guido Westerwelle, die zur Eröffnung der Ausstellung "Kunst der Aufklärung“ im Nationalmuseum nach Peking gereist war. Die chinesischen Behörden hatten jedoch dem Sinologen die Einreise verweigert.

AI fordert vollständige Freilassung

Auch Chine Chan, Sprecherin von Amnesty International Hongkong, freut sich über die Freilassung Ai Weiweis. Gleichzeitig betont sie, dass weiterhin zahlreiche chinesische Dissidenten in Haft seien, unter anderem vier Mitarbeiter von Ai Weiwei. "Wir sorgen uns sehr um diese Menschen. Wir fordern die chinesische Regierung auf, sie so schnell wie möglich freizulassen.“ Ai Weiwei solle nicht nur gegen Kaution frei kommen oder auf andere Art zu Hause eingesperrt sein, so Chan. "Die Behörden sollen ihn vollständig freilassen.“

Ai Weiwei war am 3. April am Pekinger Flughafen kurz vor einem Flug nach Hongkong festgenommen worden. Die Polizei wirft einer von Ai kontrollierten Firma vor, Steuern in großem Umfang hinterzogen und Buchhaltungsunterlagen vernichtet zu haben. Unterstützer des Künstlers gehen allerdings davon aus, dass die Festnahme Teil einer Verhaftungswelle gegen Dissidenten in China war, nachdem chinesische Aktivisten im Internet zu Demonstrationen in China nach dem Vorbild der "Jasmin-Proteste“ in der arabischen Welt aufgerufen hatten.

Autor: Christoph Ricking (mit AFP, Reuters, dapd)
Redaktion: Tamas Szabo/Marko Langer