Erneut harsche Kritik am WM-Land Katar
12. November 2014Trotz versprochener Reformen tut das künftige WM-Gastgeberland Katar nach Angaben von Menschenrechtlern weiterhin zu wenig gegen den Missbrauch von Gastarbeitern im Land. Arbeitsmigranten würden in dem Golfstaat, der 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten soll, noch immer "maßlos ausgenutzt", gab Amnesty International in einem Bericht bekannt. Gefährliche Arbeitsbedingungen, ausstehende Löhne und Zwangsarbeit sind die Hauptkritikpunkte der Menschenrechtler. Die Regierung habe wenig bis keine Schritte unternommen, um den Missbrauch von Arbeitskräften zu bestrafen und deren Gesundheitsvorsorge zu verbessern.
Katar hatte im Mai dieses Jahres Reformen versprochen, nachdem internationale Gewerkschaftsorganisationen bekanntgegeben hatten, dass in Katar seit 2010 rund 1200 ausländische Arbeiter auf Baustellen in dem Golfstaat gestorben waren. Durch die große Hitze und lange Arbeitszeiten brechen immer wieder Bauarbeiter zusammen. Amnesty berichtet, von neun Schlüsselbereichen, die die Regierung angehen müsse, habe sich seit dem Versprechen in fünf "nichts geändert". Nur begrenzte oder teilweise Schritte seien in den anderen vier Bereichen erreicht - vor allem im Bezug auf das umstrittene Sponsorengesetz. Nach dem Sponsorengesetz müssen ausländische Arbeiter unter anderem die Genehmigung ihres Arbeitgebers einholen, wenn sie ihren Arbeitsplatz wechseln oder das Land verlassen möchten. Wenig Fortschritt gebe es auch in den Bereichen Arbeitsschutz, Bezahlung und Gewalt durch den Arbeitgeber.
Blatter bleibt seiner Linie treu
FIFA-Chef Joseph Blatter bestätigte derweil Katar als Austragungsort noch einmal. "Wir machen die WM 2022 in Katar. Alles andere, was da gesagt wurde, stimmt nicht", sagte Blatter am Rande der Premiere des deutschen WM-Films in Berlin. Die Entscheidung des Weltverbandes habe er immer unterstützt. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte in der vergangenen Woche berichtet, Blatter soll bei einem Essen mit Vertretern des norwegischen Fußball-Verbandes geäußert haben, die Araber seien "arrogant", Katar finanziere die Terrormiliz Islamischer Staat und die WM werde 2022 nicht in dem Emirat stattfinden. Die FIFA hatte dementiert.
Der Weltverband ist seit der umstrittenen WM-Vergabe an Katar ohnehin in der Dauerkritik. Im Oktober hatte die stellvertretende Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Europäischen Parlament, Barbara Lochbihler, einen Brief an Blatter geschickt, in dem die ehemalige Generalsekretärin der deutschen Sektion von Amnesty International die FIFA und Blatter zum Handeln aufforderte und nach einer "Exit-Strategie" fragte. "Vor vier Jahren hat Katar den Zuschlag für die WM erhalten", sagte Sherif Elsayed-Ali, bei Amnesty zuständig für die Rechte von Migranten, "doch bisher leistet Katar nicht mehr als Versprechungen. Es muss dringend gehandelt werden, damit die WM nicht auf Ausbeutung und erzwungener Arbeit erbaut sein wird."