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FIFA Bestechung

18. Oktober 2010

Der Fußball-Weltverband FIFA rückt ins Zwielicht: Zwei hohe Funktionäre sollen bestechlich sein und ihre Stimme für die Vergabe der WM 2018 und 2022 gegen Geld angeboten haben.

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FIFA-Präsident Joseph Blatter (Foto: AP)
Bild: AP

Die FIFA hat möglicherweise einen Korruptionsfall. Nach einem Bericht der "Sunday Times" sollen zwei Mitglieder des Exekutivkomitees für die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 ihre Stimmen zum Verkauf angeboten haben. Die Reporter der britischen Zeitung hatten sich im Gespräch mit den beiden ranghohen Verbandsvertretern als amerikanische Geschäftsleute ausgegeben, die die WM 2022 in die USA holen wollten. Die Journalisten filmten die beiden Funktionäre dabei, wie sie Geld für bestimmte Projekte forderten.

FIFA-Vize-Präsident Reynald Temarii (Tahiti). (Foto: Pressefoto ULMER)
FIFA-Vize-Präsident TemariiBild: picture-alliance / Pressefoto ULMER

Einer der beiden unter Verdacht geratenen Funktionäre hat mittlerweile "einen Fehler" eingeräumt und den Weltverbands-Präsidenten Joseph Blatter um eine Untersuchung gebeten. Er sei absolut integer, sagte der Tahitianer Reynald Temarii. "Aber es war falsch, auf diese Weise zu reden", so der FIFA-Vizepräsident, der auch Vorsitzender des Fußballverbandes Ozeanien (OFC) ist. Die unabhängige Ethikkommission des Weltverbands werde seinen Fall am Mittwoch (20.10.2010) prüfen. Temarii soll sich bereiterklärt haben, seine Stimme für rund 1,6 Millionen Euro zu verkaufen, um eine Fußball-Akademie in Auckland zu gründen. Der Nigerianer Amos Adamu wurde zudem dabei gefilmt, wie er erklärte, er wolle 570.000 Euro für vier Kunstrasenplätze in seinem Heimatland.

FIFA kündigt Untersuchung an

Der Fußball-Weltverband kündigte eine Untersuchung an. "Die FIFA hat bereits alle Informationen und Dokumente angefordert", hieß es in einer schriftlich verbreiteten Stellungnahme. Die Informationen in dem Zeitungsartikel hätten eine sehr negative Wirkung auf die FIFA und die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022, schrieb Präsident Blatter in einem offenen Brief an das Exekutivkomitee. Er sprach von einer "unangenehmen Situation". Der US-Fußballverband betonte in einer Erklärung, dass er nichts mit dem Fall zu tun habe.

Der Nigerianer Amos Adamu (li) neben dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki während der WM 2010 (Foto: AP)
Unter Verdacht: Der Nigerianer Adamu (li), hier neben Südafrikas Präsident MbekiBild: AP

Am vergangenen Freitag (15.10.2010) hatten die USA ihre Bewerbung für 2018 zurückgezogen und erklärt, sich ganz auf die WM-Vergabe für 2022 zu konzentrieren. Daraufhin hatte England seine Bewerbung für 2022 für beendet erklärt, um sich allein um die WM 2018 zu bemühen. Entsprechend der FIFA-Gepflogenheiten geht das Turnier in acht Jahren an ein europäisches Land. 2014 ist Brasilien Gastgeber. Für 2018 konkurrieren Belgien/Niederlande, England, Russland und Spanien/Portugal. Für 2022 treten die außereuropäischen Kandidaten USA, Katar, Südkorea, Japan und Australien an.

Exekutivkomitee gilt als FIFA-Regierung

Die Entscheidung, wo Weltmeisterschaften ausgetragen werden, liegt beim Exekutivkomitee. Das Gremium ist sozusagen die Regierung des Verbandes. Das Komitee hat 24 Mitglieder: Fifa-Präsident Sepp Blatter, acht Vizepräsidenten und 15 einfache Mitglieder, darunter auch Bayern Münchens Ehrenpräsident Franz Beckenbauer. Jedes Mitglied hat eine Stimme. Bei Stimmengleichheit zählt die Stimme des Präsidenten doppelt. Die Mitglieder des Exekutivkomitees bestimmen Termine, Spielorte und Formate aller Fifa-Wettbewerbe - also auch der Weltmeisterschaften. Das Exekutivkomitee vergibt die Turniere 2018 und 2022 am 2. Dezember in Zürich. Eine derartige Doppelvergabe hat es bisher noch nicht gegeben. Ziel ist es, mehr Fernsehgelder zu erlösen.

Korruptionsvorwürfe in Richtung der FIFA sind nicht neu. Bei der Vergabe der Fernsehrechte für die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 soll angeblich gemauschelt worden sein. FIFA-Boss Blatter musste sich Vorwürfe gefallen lassen, wonach bei seiner Wahl 1998 und 2002 nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Zudem war die Überraschung groß, als sich der Neuseeländer Charles Dempsey, damals Präsident des Ozeanischen Fußball-Verbandes, bei der WM-Vergabe 2006 der Stimme enthalten hatte - hatte er doch zugesichert, für Südafrika zu stimmen.

Autor: Arnulf Boettcher (dpa, ap, sid)
Redaktion: Wolfgang van Kann