Ernüchterung beim Amazonas-Gipfel zur Regenwald-Abholzung
9. August 2023Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise wollen die Amazonas-Anrainerstaaten in Südamerika beim Umweltschutz künftig enger zusammenarbeiten. Erstmals seit 14 Jahren kamen die Staats- und Regierungschefs der Amazonasländer in Brasilien wieder zu einem Gipfeltreffen zusammen. "Es war nie dringender als jetzt, diese Zusammenarbeit wieder aufzunehmen und auszubauen", sagte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bei der Konferenz der Organisation der Kooperation im Amazonasgebiet (OTCA) in der Amazonasstadt Belém.
Eine gemeinsame Vereinbarung zur Beendigung der Rodungen im Amazonas-Gebiet blieb jedoch aus. Stattdessen beschlossen acht Länder eine Allianz zur Bekämpfung der Waldzerstörung. Umweltschützern und Aktivisten geht der Beschluss nicht weit genug. Sie bemängeln das Fehlen verpflichtender Ziele. So überlässt die Allianz es den Mitgliedsländern, ihre eigenen Abholzungsziele zu verfolgen.
Lula will grünere Städte
Neben dem Gastgeber waren auch Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, die peruanische Staatschefin Dina Boluarte, der bolivianische Präsident Luis Arce und Guyanas Premierminister Mark Phillips in die Amazonas-Metropole gekommen. Ziel des Treffens sei es, den Umweltschutz mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaffung von Arbeitsplätzen in Einklang zu bringen, sagte Lula. "Ein Amazonasgebiet mit grüneren Städten, sauberer Luft, Flüssen ohne Quecksilber und gesundem Wald. Ein Amazonasgebiet mit Essen auf dem Tisch, menschenwürdiger Arbeit und öffentlichen Dienstleistungen, die allen zur Verfügung stehen. Ein Amazonasgebiet mit gesünderen Kindern, willkommenen Migranten, respektierten indigenen Völkern und hoffnungsvolleren jungen Menschen. Das ist unser amazonischer Traum."
Allerdings birgt Lulas Vorstellung von der wirtschaftlichen Entwicklung der Region auch Konfliktpotenzial. Umstritten ist vor allem die Ölförderung im Amazonasgebiet sowie in der Nähe der Amazonasmündung. Während der brasilianische Präsident der Förderung von Öl in der Region offen gegenübersteht, spricht sich der kolumbianische Staatschef Petro für eine Drosselung der Ausbeutung fossiler Brennstoffe aus.
Ohne den Amazonas-Regenwald geht es nicht
Der Amazonas-Regenwald gilt als CO2-Speicher und hat eine wichtige Funktion im internationalen Kampf gegen den Klimawandel. Vor Beginn des Gipfels forderten Vertreter der indigenen Gemeinschaften einen besseren Schutz ihrer Landrechte und eine stärkere Beteiligung. Der brasilianische Präsident sicherte das zu.
"Das Amazonasgebiet ist die Heimat von Millionen Menschen, darunter indigene Völker, Bewohner der Flussufer und traditionelle Gemeinschaften", sagte Lula. "Unsere Regierung setzt sich für den Schutz der Umwelt ein und arbeitet mit anderen Ländern zusammen, um den illegalen Bergbau, den Drogenhandel und die Verschmutzung unserer Gewässer durch Quecksilber zu bekämpfen."
Nachdem in der Amtszeit des rechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro (2019-2022) Abholzungen und Brandrodungen stark zugenommen hatten, kündigte Staatschef Lula bei seinem Amtsantritt Anfang des Jahres an, den Umwelt- und Klimaschutz wieder zu stärken. In jüngster Zeit ging die Polizei mit Großeinsätzen gegen Holzfäller, Farmer und illegale Goldsucher vor.
Ab 2030 keine Abholzung mehr
Auch wenn es bei der Konferenz in Belém keine verbindliche Zusage aller Anrainer-Staaten zum Thema Abholzung gab, so bekräftigte Lula doch sein Versprechen, bis 2030 die Rodungen des Regenwaldes in Brasilien vollständig zu stoppen. Zuletzt ging die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet bereits deutlich zurück. Sie sank im Juli nach vorläufigen Daten um 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Zeitraum zwischen August 2022 und Juli 2023 wurde im brasilianischen Amazonasgebiet eine Waldfläche von 7952 Quadratkilometern vernichtet. Das war der niedrigste Wert seit vier Jahren.
haz/rb/kle (dpa, rtr, afp, ap)