Fahndung: Erpresser vergiftet Lebensmittel
28. September 2017Die vergifteten Nahrungsmittel, darunter Babynahrung, seien allerdings bisher nur in Friedrichshafen am Bodensee gefunden worden, teilte die Polizei mit. Betroffen waren demnach fünf Gläschen. Die Ermittler gehen davon aus, alle vergifteten Gläser entdeckt zu haben, Entwarnung können sie aber nicht geben.
Es sei falsch, sich nur auf Babynahrung zu konzentrieren. Der oder die Unbekannten gingen skrupellos vor, sagte ein Polizeisprecher. "Wir nehmen den Täter ernst."
Bis zu 20 Lebensmittel betroffen?
Die betroffenen Geschäfte waren nach dpa-Informationen in einer Erpresser-E-Mail benannt worden. Es sei gedroht worden, 20 verschiedene Lebensmittel zu vergiften, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Alexander Boger bei einer Pressekonferenz in Konstanz. Den Ermittlern zufolge soll ein zweistelliger Millionenbetrag erpresst werden. Laut "Bild"-Zeitung handelt es sich um zehn Millionen Euro. Die Zeitung berichtete auf ihrer Online-Seite zudem, dass sich die Erpressung gegen Aldi, Rossmann, Lidl, DM, Müller, Edeka, Norma und Rewe richte.
Als Schadstoff bei der Lebensmittelerpressung wurde den Behörden zufolge Äthylenglykol verwendet. "Es wurde in die Nahrung eingerührt", sagte Ministerialrätin Petra Mock. Es handele sich um eine klare, süß schmeckende Flüssigkeit. "Schon 30 Milliliter sind bei Erwachsenen gesundheitsgefährdend", sagte sie. Äthylenglykol müsse aber nicht tödlich sein, wenn rechtzeitig ärztlich dagegen vorgegangen werde, sagte Mock.
In dem Schreiben, das der Erpresser den Konzernen und auch der Polizei zukommen ließ, kündigte er an, Produkte in Lebensmittel- und Drogeriemärkten im In- und Ausland zu manipulieren. Diese wolle er mit einer Substanz vergiften.
Die Polizei Konstanz veröffentlichte ein Foto eines dringend Tatverdächtigen. Es handele sich um einen etwa 50 Jahre alten Mann mittlerer Größe mit schlanker, sportlicher Statur, sagte Polizeivizepräsident Uwe Stürmer. Der Mann habe "eventuell zur Tarnung" eine Brille getragen. Besonders auffällig sei ein weißer Sohlenrand an den Sportschuhen des Abgebildeten. "Bei dem Mann handelt es sich sehr wahrscheinlich um den Giftausbringer."
Internationale Fahndung
Die Polizei bat Kunden um besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit. Die Menschen sollten auf manipulierte Produkte achten und die Polizei informieren. Es gebe aber keinen Grund für Panik und Hysterie.
Um den Fall zu klären, wurde eine Sonderkommission mit rund 220 Ermittlern gebildet. Eine internationale Fahndung nach dem Erpresser, vor allem in Österreich und der Schweiz, läuft.
cgn/se (afp, dpa, rtr)