Erste deutsche Flughäfen offen
21. April 2010In Bremen, Hamburg und an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld können Flugzeuge erstmals wieder uneingeschränkt starten und landen, seit der europäische Luftraum wegen der Vulkanasche aus Island gesperrt worden war. Alle anderen Flughäfen seien bis mindestens Mittwoch (21.04.2010), 08.00 Uhr, für Instrumentenflüge geschlossen, teilte die Deutsche Flugsicherung in der Nacht auf Mittwoch mit.
Dort seien Flüge nur auf Sicht erlaubt und "wenn die Wetterbedingungen dies zulassen". Normalerweise wird nicht auf Sicht, sondern nach Instrumenten geflogen. Es seien aber wegen der guten Wetterprognosen weitere Freigaben zu erwarten, so die Flugsicherung.
Europa fliegt
Auch andere europäische Länder geben ihren Luftraum allmählich wieder frei. Die Europäische Luftfahrtbehörde (Eurocontrol) teilte mit, das Flugverbot oberhalb einer Höhe von 20.000 Fuß (6.100 Metern) sei ab Dienstag, 23.00 Uhr (MESZ), bis auf wenige Einschränkungen aufgehoben, lediglich in Finnland gelte noch ein vollständiges Flugverbot. Insgesamt seien damit knapp 75 Prozent des europäischen Luftraums wieder frei. Außerdem gebe es noch erhebliche Einschränkungen im unteren Luftraum in Nordwesteuropa.
In Großbritannien können seit Dienstag alle Flughäfen wieder angeflogen werden. Laut Britisch Airways landete die erste Maschine in London-Heathrow kurz vor 23.00 Uhr (MESZ). Polen hat die Freigabe seines Luftraums für Mittwoch angekündigt. In Frankreich wurden die Pariser Flughäfen Roissy und Orly wieder geöffnet, die französische Air France will am Mittwoch wieder den normalen Flugverkehr aufzunehmen. Auch in Belgien, Lettland, Norditalien, Ungarn und in der Schweiz wurden am Dienstag die Flugverbote aufgehoben.
Raumsauer in der Kritik
Der deutsche Verkehrminister Peter Ramsauer kündigte an, am Mittwoch (13.00 Uhr) im Bundestag eine Regierungserklärung zur Sicherheit im Flugverkehr abzugeben. Zuvor hatte die Pilotenvereinigung Cockpit ihre Kritik an den Ausnahmegenehmigungen erneuert, mit denen seit Montag wieder geflogen werden kann. "Man hat nur eine juristische Winkelkonstruktion gesucht, um die Flugzeuge in die Luft zu bringen", sagte Vorstandsmitglied Jörg Handwerg im Deutschlandfunk.
Airlines und Flughäfen dagegen verlangen immer lauter staatliche Unterstützung, um die Ausfälle durch das Flugverbot zu kompensieren. "Allein die Flughäfen haben in den vergangenen fünf Tagen mindestens 200 Millionen Euro verloren", sagte ein Sprecher des Europäischen Verbands der Flughäfen (ACI Europe). Bislang hat aber keine europäische Regierung entsprechende Hilfen zugesagt.
Versprochene Standards
Die Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) hat unterdessen angekündigt, weltweite gültige Standards zu erarbeiten, wie künftig mit Vulkanasche umgegangen werden soll. Dazu werde ein Kommission einberufen aus Vertretern von Industrie, Politik, Wissenschaft sowie der Internationalen Luftfahrtverbands (IATA). Der Präsident der UN-Sonderorganisation, Roberto Kobeh, sagte, er halte den Luftraum über Europa für sicher: "Wenn ich fliegen müsste, würde ich es tun."
Autor: Dirk Eckert (apn, dpa)
Redaktion: Michael Wehling