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Erstmals Gouverneurin in Afghanistan

Said Musa Samimy21. März 2005

Präsident Hamid Karsai hat Habiba Sorabi zur Gouverneurin der Provinz Bamian ernannt. Die Ernennung wird im Westen begrüßt, ist aber in der traditionellen Gesellschaft des Landes durchaus umstritten.

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Diese Frau schreibt GeschichteBild: AP

Die Ernennung von Habiba Sorabi zur Gouverneurin von Bamian geschah nicht zufällig. Im Gegenteil, sie soll demonstrieren, dass die in der Verfassung verankerte Gleichberechtigung von Mann und Frau auch umgesetzt wird. In der sehr traditionellen und stark ethnisch geprägten Gesellschaft am Hindukusch stößt ihre Ernennung durchaus auch auf Kritik, während Befürworter meinen, die selbstbewusste Sorabi habe gute Voraussetzungen für den Gouverneursposten.

Geboren in der afghanischen Stadt Masare Sharif, hat sich die 47-Jährige in der Vergangenheit stets couragiert für die Freiheit der Frau eingesetzt. Unter der despotischen Herrschaft der Taliban von 1997 bis 2001 riskierte sie sogar ihr Leben, weil sie sich offen für die Bildung von Mädchen und für die medizinische Betreuung von Frauen einsetzte – beides galt damals als Tabu.

Sorabi ist keine Unbekannte. In der ehemaligen Übergangsregierung des Landes amtierte die studierte Medizinerin bereits als Frauenministerin. Sie erwarb sich in dieser Zeit den Ruf einer pragmatischen Politikerin. Ohne "polemische Diskussionen" oder "emanzipatorische Rhetorik" setzte sie ihre Programme und Vorhaben effizient um. Die erforderlichen Mittel für Gesundheitswesen und Frauen-Betreuung besorgte sie sich nicht nur aus dem Budget ihres Ministeriums, sondern auch von Nicht-Regierungsorganisationen.

"Die Bevölkerung hat mich gut empfangen"

Bei ihrer Ernennung zur Gouverneurin von Bamian dürften – wie fast immer im Vielvölkerstaat Afghanistan – auch ethnische Überlegungen eine wichtige Rolle gespielt haben. In der Provinz Bamian leben hauptsächlich Angehörige des Volksstammes der Hazara. Sorabi stammt selbst aus einer Mittelschicht-Familie der Hazara. Dies, so hofft man, dürfte trotz ihres Geschlechts ihre Akzeptanz in Bamian erhöhen.

Sorabi selbst sagte der Deutschen Welle, sie glaube nicht, dass sie als Frau mit größeren Akzeptanzproblemen rechnen müsse: "Ich habe Bamian und die Umgebung in letzter Zeit mehrmals besucht. Außerdem habe ich mit einer Reihe von Leuten aus Bamian in Kabul Gespräche geführt."

"Mein Eindruck ist, dass sich die Bevölkerung dort sehr ausgeschlossen fühlt. Bamian hat im Laufe der Kämpfe große Entbehrungen hinnehmen müssen. Die Region hat darunter sehr stark gelitten. Mir ist in den Gesprächen klar geworden: Wenn jemand für die dortige Bevölkerung etwas tun will, dann wird er auch akzeptiert. Mich jedenfalls hat die Bevölkerung gut empfangen".

Sorabi sagt, der Aufbau eines Rechtssystems in Bamian habe für sie Priorität. Sie will sich aber auch für die Schaffung neuer Einkommensquellen in der Region einsetzen: "Bamian ist eine historische Kulturstadt. Das muss so bleiben! Das heißt, zum einen muss die historische Identität der Region durch den Wiederaufbau wiederhergestellt werden. Und zum anderen wollen wir hier Touristen anlocken – als neue Einkommensquelle für die Provinz und für die Bevölkerung."

Die Herrschaft der Frau im Islam

Die Reaktionen auf Sorabis Ernennung reichen von schroffer Ablehnung bis zu freudiger Zustimmung. Sarwar Mawlayeen, Dekan der Universität von Bamian, zählt zu Sorabis Befürwortern und steht ausdrücklich zu ihr: "Trotz des traditionellen Charakters der Gesellschaft ist die Bevölkerung in Bamian historisch und kulturell sehr differenziert. Für die Bevölkerung hier ist die tatsächliche Leistung wichtig. Und da bin ich sicher, dass eine kluge Frau wie Habiba Sorabi diese Leistung erbringen wird. Ich bin sicher, dass man sie hier gut empfangen wird. Sie ist eine sinnvolle Wahl seitens der Regierung von Karsai."

Die Anhänger des Ex-Gouverneurs Abdul Rahim Ali-yar dagegen demonstrierten gegen Sorabis Ernennung. Allerdings nicht unbedingt wegen ihres Geschlechts, sondern ihr Protest richtete sich gegen die Versetzung ihres alten Gouverneurs und Milizenchefs Ali-yar.

In der südafghanischen Provinz Kandahar, einst als Taliban-Hochburg bekannt, fällt die Ablehnung weit schroffer aus. Nicht zuletzt die einfache Bevölkerung hat Bedenken gegen eine Frau im Gouverneursamt.

Haji Mohammad Khalil Dorani, ein Paschtune aus der Stadt Kandahar hat ein einfaches Argument parat: "Erstmals in der Geschichte des islamischen Landes Afghanistans ist eine Frau zur Gouverneurin ernannt worden. Wir sind durchaus für die Rechte von Frauen. Aber wir meinen damit jene Rechte, die im Koran stehen und die mit der Scharia vereinbar sind. Die Herrschaft der Frau ist im Islam verboten!"

Durchsetzungsfähigkeit in der Männerwelt

Ein anderer Bürger sagt, er selbst habe zwar nichts gegen Sorabis Ernennung, glaube jedoch, dass die afghanische Gesellschaft noch nicht reif sei für einen weiblichen Gouverneur. Doch selbst im konservativen Kandahar gibt es inzwischen Stimmen, die es richtig finden, dass auch eine Frau zur Gouverneurin aufsteigen kann.

Für Hemmat, einen Intellektuellen aus der Stadt Kandahar, macht es keinen Unterschied, ob es ein Mann oder eine Frau ist. "Wichtig ist die Fähigkeit. Ich bin glücklich über diese Ernennung!" Ähnlich äußert sich Gulnar, eine Studentin aus der ostafghanischen Provinz Paktia: "Das ist ein positiver Schritt. Und Frau Sorabi hat die Fähigkeit, eine Provinz zu regieren."

Frauen in Regierungsämtern: Das hat in Afghanistan durchaus Tradition – trotz aller kulturellen Widerstände und dem Verbot in der Taliban-Ära. Bereits in den 1960er-Jahren bekleideten Frauen Ministerposten und saßen im Kabinett. Auch in der derzeitigen Zentralregierung sind drei Frauen mit Ministerposten vertreten.

Aber auf der Provinzebene sind die Widerstände größer - eine echte Bewährungsprobe für Habiba Sorabi. Sie selbst sieht es gelassen und betont: Als einzige Tochter und mit vier Brüdern habe sie bereits in der Familie gelernt, sich in einer Männerwelt durchzusetzen.

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