Ukrainische Ärzte bei inhaftierter Pilotin
15. März 2015Die ukrainische Kampfpilotin Nadja Sawtschenko hat in ihrer Moskauer Untersuchungshaft erstmals Besuch von Ärzten aus ihrem Heimatland erhalten dürfen. Die Spezialisten hätten unter anderem festgestellt, dass die 33-Jährige nach Beendigung ihres knapp dreimonatigen Hungerstreiks noch geschwächt sei, sagte ihr Anwalt Nikolai Polosow laut ukrainischen Medienberichten. Mitte Februar hatten bereits deutsche Ärzte die Frau besucht.
Nach Russland verschleppt
Sawtschenko war im Juni in der Ostukraine von prorussischen Separatisten gefangen genommen und nach Russland gebracht worden. Die Justiz in Moskau wirft ihr vor, der ukrainischen Armee die Position zweier russischer Journalisten übermittelt zu haben, die nahe der Rebellenhochburg Luhansk bei einem Angriff der Regierungstruppen getötet wurden.
Die Anklage lautet auf vorsätzlichen Mord. Sawtschenko weist die Vorwürfe zurück. Sie gibt an, widerrechtlich in der Ukraine entführt und nach Russland verschleppt worden zu sein. Aus Protest gegen ihre Inhaftierung war sie Mitte Dezember in den Hungerstreik getreten. In der Ukraine gilt die Soldatin als Nationalheldin. Die EU hat wiederholt an Russland appelliert, Sawtschenko freizulassen.
Waffenkäufe vereinbart?
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko warnte derweil die prorussischen Separatisten vor "neuen Aggressionen". Er sei sicher, dass der Westen bei einem weiteren Angriff auf die Souveränität seines Landes nicht zögern und Waffen an die Ukraine liefern werde, sagte Poroschenko in einem Fernsehinterview.
Die Ukraine habe bereits mit elf EU-Mitgliedern Kaufverträge über Rüstungsgüter unterschrieben, sagte der Staatschef, ohne die Namen der Länder zu nennen. Die Entscheidung der USA, Drohnen und gepanzerte Fahrzeuge an die Ukraine zu liefern, nannte Poroschenko "richtungsweisend".
Am 12. Februar hatten sich die Konfliktparteien in der weißrussischen Hauptstadt Minsk unter internationaler Vermittlung auf einen Friedensfahrplan verständigt. Die vereinbarte Waffenruhe wird inzwischen weitgehend eingehalten. Der Abzug schwerer Waffen geht aber nur schleppend voran.
Berlin will an Sanktionen festhalten
Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" will die Bundesregierung beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel durchsetzen, dass die Sanktionen gegen Russland an die vollständige Umsetzung der Friedensvereinbarungen von Minsk gekoppelt werden. Ein solcher Beschluss würde demnach bedeuten, dass die Strafmaßnahmen gegen Moskau mindestens bis Ende des Jahres in Kraft bleiben. Denn das Minisker Abkommen enthält einen Zeitplan bis Ende 2015. Auch die Agentur AP berichtet von derartigen Plänen Deutschlands und einiger anderer EU-Staaten.
wl/stu (dpa, afp, rtr)