Erzbistum München ist fünf Milliarden schwer
20. Juni 2016Das Erzbistum München und Freising hat erstmals umfassend Auskunft über seine Finanzsituation gegeben. Demnach belief sich das Vermögen seiner sechs größten Rechtsträger Ende 2015 auf gut 5,52 Milliarden Euro. Das ist die höchste Summe, die ein deutsches katholisches Bistum bisher veröffentlicht hat.
Einen großen Teil der Summe hat die Kirche Stiftungen zugewiesen, die dem direkten Zugriff des Erzbistums entzogen sind und von unabhängigen Experten kontrolliert werden. Die Erträge dürfen nur zweckgebunden für Seelsorge, Wohlfahrtspflege und Bildung verwendet werden, wie Generalvikar Beer in München betonte. An drei Stiftungen seien Werte in Höhe von 1,3 Milliarden Euro übertragen worden.
Bisher galten Paderborn und Köln als die reichsten Bistümer. Köln hat ein Vermögen von 3,42 Milliarden Euro (2014) ausgewiesen, die Erzdiözese Paderborn eines von rund 4 Milliarden Euro, wobei der Erzbischöfliche Stuhl und das Domkapitel noch nicht erfasst sind.
Für die Erzdiözese München und Freising, den Erzbischöflichen Stuhl, die drei wichtigsten Stiftungen des Erzbistums sowie den Pensionsfonds für die Geistlichen liegen nun getrennte und von unabhängigen Wirtschaftsprüfern testierte Bilanzen vor. Sie entsprechen nach den Worten von Generalvikar Peter Beer zum ersten Mal den Vorgaben des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften. Die detaillierten Berichte umfassen zusammen mehr als 230 Seiten.
Neu geordnet wurden nach Beers Angaben außerdem die Aufsichtsgremien. Demnach sind diese mehrheitlich mit erfahrenen und von der Kirche finanziell unabhängigen Wirtschaftsexperten besetzt. Die Zuständigkeiten bei der Erwirtschaftung, Bereitstellung und Verwendung von Mitteln seien getrennt worden. Das Prinzip lautet: Wer Geld ausgibt, soll es sich nicht selbst genehmigen können, wer über Ausgaben entscheidet, soll nicht an der Aufsicht darüber beteiligt sein.
570 Millionen Euro Steuereinnahmen
2015 erhielt das Erzbistum 570 Millionen Euro aus der Kirchensteuer. Die Gesamterträge einschließlich staatlicher Zuwendungen und verschiedener Erlöse betrugen gut 781 Millionen Euro. Diese Mittel fließen laut Jahresbericht vor allem in Bauprojekte auf dem Freisinger Domberg, zwei neue Grundschulen und den Umbau von Kloster Beuerberg. Für das laufende Jahr rechnen die Finanzplaner des Erzbistums mit etwas geringeren Erträgen.
Nach dem Finanzskandal um den damaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatten sich etliche der 27 katholischen Diözesen in Deutschland entschieden, mit den Finanzen transparenter umzugehen. . Tebartz-van Elst hatte 2014 wegen der Kostenexplosion an der rund 31 Millionen Euro teuren Residenz sowie Kritik an seinem Führungsstil sein Amt verloren. Eine Expertenkommission kam in einem Untersuchungsbericht unter anderem zu dem Schluss, dass er kirchliche Vorschriften umgangen und Kontrollgremien außer Kraft gesetzt hatte.
stu/wl (dpa, kna)