Es ist nichts passiert
22. Juni 2014Die südlichste WM-Stadt gehört zu den wohlhabenderen Metropolen Brasiliens und darf sich mit einigem Recht eine Fußball-Hochburg der Fußballnation Brasilien nennen: Die beiden Stadtrivalen Grêmio und Internacional haben bereits mehrere nationale und internationale Titel gewonnen und gehören zu den mitgliederstärksten Vereinen der Welt.
Eine Stadt - zwei Stadien
Insofern ist es durchaus angemessen, dass sich dort zwei WM-taugliche Stadien knubbeln. Dennoch sind die Umstände, die dazu geführt haben, kurios: Als die Stadt nämlich den Zuschlag als WM-Stadt erhielt, war klar, dass Grêmio sich mit Unterstützung ein nagelneues Stadion nach FIFA-Kriterien errichten würde - und das in verkehrsgünstiger Lage fünf Kilometer entfernt vom Flughafen.
Statt das Stadion für die vier WM-Spiele anzumieten, entschied sich die Regierung des Bundesstaates Rio Grande do Sul jedoch für das Inter-Stadion als WM-Spielstätte, das am anderen Ende der Stadt liegt. Böse Zungen behaupten, Staatspräsidentin Dilma Rousseff, ihres Zeichens Anhängerin von Internacional, habe persönlich interveniert. Das offizielle Argument indes lautete: Dann müssen die Touristen die Stadt durchqueren, übernachten im Zentrum und lassen dort viel Geld in den Kneipen.
Stadtumbau fehlgeschlagen
Verbunden mit dieser Standortwahl war auch das Versprechen, die exklusiven Schnellbus-Spuren und Kraftfahrstraßen, vor allem der Nord-Süd-Achse zwischen Flughafen und Stadion, massiv auszubauen. Das war 2010. Bis 2013 wurden sämtliche Mobilitätsprojekte von der Liste gestrichen. Übrig blieben nur das Stadion samt angrenzenden Verkehrswegen, ein neues Informations- und Leitsystem für Touristen und der Flughafenausbau, der jedoch erst nach der WM abgeschlossen sein wird.
Aus dem bürgermeisterlichen Versprechen, die Stadt für seine Bewohner, statt für die Touristen umzubauen, ist also zunächst einmal nichts geworden. Allerdings gibt es einen Trost: Porto Alegre hat es geschafft, für die WM-Vorbereitungen mit gerade einmal 40 Millionen Euro Steuergeld auszukommen. Denn die 110 Millionen Euro für den Stadionumbau bezahlt das private Betreiberkonsortium. Insofern ist noch Geld da, um die Reform des öffentlichen Transportwesens doch noch durchzusetzen. Und damit hat man inzwischen angefangen.