Clintons Probleme
7. Januar 2008Durch seinen Sieg in Iowa hat Obama, so scheint es, Rückenwind für die Vorwahl in New Hampshire am Dienstag (8.1.2008) erhalten. Denn erstmals liegt er nun auch in den Umfragen vor Hillary Clinton - und zwar mit großem Abstand. Laut einer Gallup-Umfrage im Auftrag der Zeitung "USA Today" kommt Obama auf 41 Prozent. Die ehemalige First Lady fiel auf 28 Prozent zurück. Eine CNN-Umfrage sieht Obama bei 39 Prozent, Clinton bei 29 Prozent. Im Dezember 2007 lagen beide noch mit jeweils 32 Prozent gleichauf. Sollte Obama Clinton auch in New Hampshire überflügeln, wäre dies ein schwerer Schlag für sie bei ihrem Versuch, als erste Frau das höchste Staatsamt der USA zu erobern.
Wie bei Kennedy
Was für die 60-jährige Clinton anfangs ein Popularitätsvorteil war, stellt sich nun als Nachteil heraus: Sie gehört als Frau des früheren Präsidenten Bill Clinton zum politischen Establishment der USA - zum "alten Washington", wie es der Historiker Knud Krakau von der Freien Universität Berlin nennt. Es sei zwar das Demokratische Establishment, aber auch das werde im Wahljahr 2008 offensichtlich zum "alten Washington" gezählt, von dem viele Wähler sich bei dieser Wahl distanzieren wollten aus dem Gefühl heraus: Es ist so viel schief gelaufen, wir brauchen einen neuen Anfang.
Mit seinem Slogan "Wir brauchen einen Wandel!" spreche der erst 46-jährige Obama dieses Gefühl gezielt an, meint Krakau. "Dieser Aspekt hat viele unentschiedene und unentschlossene Wähler in Iowa mobilisiert, und er mobilisiert sie jetzt wohl auch in New Hampshire." Man suche einen neuen Anfang, ein neues Gesicht und eine neue Dynamik. "So ein bisschen wie bei Kennedy damals", sagt Krakau.
Dynastisches Problem
Clinton steht zudem vor einem Problem, das bisher im Vorwahlkampf kaum für Gesprächsstoff sorgte: Falls sie Präsidentin werden sollte, würde das Weiße Haus für die Dauer von fast einem Vierteljahrhundert von zwei Familien gelenkt werden: Bush, Clinton, Bush - und wieder Clinton. Ähnliches hat es in der US-Geschichte noch nie gegeben. Viele Wähler könnte dies an politische Erbhöfe erinnern, die sonst nur aus Monarchien bekannt sind.
"Die Gründerväter der USA würden das bestimmt sehr kritisch sehen", meint dazu der Politologe Thomas Greven vom Berliner John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien. Männer wie George Washington, Alexander Hamilton und Thomas Jefferson kämpften ihren Revolutionskrieg gegen England auch, um dynastische Vorrechte abzuschaffen. Deshalb ist das Misstrauen gegen Clans in den USA eine alte Tradition. Das schlägt sich letztlich auch in der Verfassungsbestimmung nieder, die eine zweite Wiederwahl des Präsidenten verhindern soll.
Kein Stich für Bill
Wie wenig der vermeintliche Trumpf "Bill Clinton" im Wahlpoker wert ist, mussten die Clintons bei Auftritten in New Hampshire bitter erfahren. Der Ex-Präsident sprach dort zum Teil vor leeren Bänken. Es gab nur geringen Applaus. Seine Scherze fanden wenig Echo. Bei anderen Reden in Universitätsgegenden wurde er eher distanziert höflich als freundlich empfangen - es gab bestenfalls Pflichtbeifall. Das sei absolut erstaunlich, meint Krakau. "Und es bestätigt die These, dass es ein Anti-Establishment-Gefühl gibt."
Warten auf den "Super-Dienstag"
Die meisten Wahllokale sind in New Hampshire am Dienstag von 6 Uhr bis 20 Uhr (Ortszeit; 12 Uhr bis 2 Uhr MEZ) geöffnet. An den Voten dürfen sich auch Wähler ohne Parteimitgliedschaft beteiligen.
In dichtem Takt folgen danach weitere Vorwahlen in verschiedenen Bundesstaaten, ehe am "Super-Dienstag", dem 5. Februar, in mehr als 20 Bundesstaaten abgestimmt wird. Spätestens dann dürfte auf beiden Seiten jeweils ein klarer Favorit für das Rennen ums Weiße Haus feststehen.