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Eskalation in Nahost - eine Chronologie

Marcus Lütticke9. Juli 2014

Im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern stehen alle Zeichen auf Krieg. Die ersten Anzeichen für die aktuelle Eskalation der Gewalt wurden schon im Frühjahr sichtbar.

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Israel Angriff auf Gaza 09.07.2014 (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Es beginnt mit einer Aussöhnung, die gleichzeitig neue Zwietracht hervorruft. Im April 2014 treffen sich Vertreter der beiden großen Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah zu Gesprächen in Gaza. Der seit dem Jahr 2006 schwelende und durch bewaffnete Zusammenstöße immer wieder forcierte Konflikt zwischen den beiden Organisationen soll beigelegt werden.

Die Hamas hatte im Juni 2007 die Macht im Gazastreifen übernommen und eine Gegenregierung zu der im Westjordanland regierenden Fatah gebildet. Während Israel die Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als Verhandlungspartner akzeptiert, wird die Hamas als Terrororganisation angesehen. Dennoch nimmt das im April 2014 vereinbarte Ziel einer Einheitsregierung aus Fatah und Hamas im Juni 2014 konkrete Formen an.

02. Juni 2014

In Ramallah im Westjordanland bilden Hamas und Fatah eine gemeinsame Regierung. Mitglieder des neuen Kabinetts werden 15 parteiunabhängige Fachleute, die die Regierungsgeschäfte bis zur Neuwahl von Parlament und Präsident leiten sollen. Die Einigung von Hamas und Fatah wird in der Welt unterschiedlich aufgenommen. Während die israelische Regierung die von den USA vermittelten Friedensgespräche abbricht, äußern sich Europäer und Amerikaner zurückhaltend positiv.

Vereidigung neue palästinensische Regierung (Foto: Reuters)
Umstrittene Regierung - Vereidigung der neuen palästinensischen Minister in RamallahBild: Reuters

08. Juni 2014

Papst Franziskus empfängt Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und den israelischen Staatschef Schimon Peres zu einem gemeinsamen Gebet in den Gärten des Vatikan. Es wird ein versöhnliches Treffen, bei dem alle den tiefen Wunsch nach Frieden betonen. Peres spricht von einem Frieden unter Gleichberechtigten. Er steht jedoch kurz vor Ende seiner Amtszeit.

10. Juni 2014

Reuven Rivlin wird von der Knesset als Nachfolger von Schimon Peres zum zehnten Staatspräsidenten Israels gewählt. Rivlin gehört zum konservativen Likud-Block von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Er gilt als Gegner einer Zwei-Staaten-Lösung in Nahost. Rivlin wird voraussichtlich am 24. Juli 2014 das Amt des Staatspräsidenten übernehmen.

12. Juni 2014

Drei jüdische Religionsschüler - zwei 16-Jährige und ein 19-Jähriger - werden am späten Abend auf dem Heimweg von ihrer Schule gekidnappt. Einem der Schüler gelingt es noch per Handy einen Hilferuf abzusetzen.

14. Juni 2014

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußert sich vor der Presse zu der Entführung. "Diese unsere Kinder wurden von Terroristen entführt. Das steht fest. Da gibt es keinen Zweifel." Einen Beweis dafür gibt es nicht. Gleichzeitig gibt Netanjahu der Palästinenserführung unter Präsident Mahmud Abbas eine Mitschuld am Verschwinden der Jugendlichen. Die Beteiligung der Hamas an der neuen Regierung der Palästinenser führe zu mehr Terror. Genau das zeige sich nun.

Benjamin Netanjahu (Foto: picture-alliance/dpa)
Hardliner unter Druck - Israels Ministerpräsident NetanjahuBild: picture-alliance/dpa

15. Juni 2014

Die israelische Armee riegelt das südliche Westjordanland ab und verlegt zusätzliche Truppen in das Gebiet zwischen Bethlehem und Hebron. Anstelle von gezielten Ermittlungen der Polizei beginnen israelische Soldaten damit, hunderte Häuser der palästinensischen Bevölkerung zu durchkämmen. Binnen weniger Stunden werden 150 Palästinenser festgenommen. Völlig neu sind solche Aktionen jedoch nicht. Immer wieder kommt es zu Razzien der israelischen Armee bei palästinensischen Familien.

19. Juni 2014

Ein Hamas-Sprecher erklärt, Israel habe mit seiner Offensive im Westjordanland das "Tor zur Hölle" aufgestoßen. Netanjahu fordert Abbas zum Bruch mit der Hamas auf. Inzwischen hat die israelische Armee fast 300 Palästinenser festgenommen, hauptsächlich Anhänger der Hamas. Im Gazastreifen fliegen israelische Kampfjets erste Luftangriffe.

Israelische Soldaten (Foto: ABBAS MOMANI/AFP/Getty Image)
Israelische Soldaten durchsuchen Häuser im WestjordanlandBild: Abbas Momani/AFP/Getty Images

30. Juni 2014

Die Leichen der drei vermissten Jugendlichen werden unter einem Steinhaufen auf einem Feld bei Hebron gefunden. Hunderte Demonstranten in Jerusalem fordern Rache für den Mord. In der Nacht fliegt die Luftwaffe massive Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Israel wird gleichzeitig von Gaza aus mit Raketen beschossen.

02. Juli 2014

Die Leiche eines verschleppten 16-jährigen Palästinensers wird in einem Wald bei Jerusalem gefunden. Seine Familie beschuldigt israelische Siedler, den Jugendlichen ermordet zu haben. Die israelische Polizei schließt einen kriminellen Hintergrund nicht aus. Im arabischen Teil Jerusalems kommt es zu schweren Krawallen.

03. Juli 2014

Nach andauernden Raketenangriffen aus dem Gazastreifen verlegt die israelische Armee zusätzliche Truppen an die Grenze zum Palästinensergebiet. Ein Militärsprecher betonte jedoch, Israel sei nicht an einer Offensive interessiert.

06. Juli 2014

Israel verhaftet sechs Verdächtige, die für den Tod des 16-jährigen Arabers verantwortlich sein sollen. Nach Ermittlungen palästinensischer Behörden wurde dieser bei lebendigem Leib verbrannt. Bei den Verhafteten soll es sich um jüdische Extremisten handeln.

07. Juli 2014

Israels Außenminister Avigdor Lieberman kündigt das Bündnis seiner ultrarechten Partei "Unser Haus Israel" mit dem Likud-Block von Regierungschef Benjamin Netanjahu. Gleichzeitig will er seine Fraktion aber in der Regierung belassen. Hintergrund ist ein Streit über das künftige Vorgehen gegen Extremisten im palästinensischen Gazastreifen.

08. Juli 2014

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern eskaliert. Innerhalb weniger Stunden werden vom Gazastreifen aus dutzende Raketen auf Israel abgefeuert, die teilweise bis nördlich von Tel Aviv reichen. Verletzt wird dabei in Israel niemand, da ein Großteil der Raketen schon in der Luft abgefangen wird.

Infografik Palästinensische Raketenangriffe israelische Luftangriffe

Bei israelischen Luftangriffen auf Gaza werden mehr als 20 Menschen getötet und hunderte verletzt. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu weist außerdem die Armee an, Vorbereitungen für eine Bodenoffensive im Gazastreifen zu treffen. 40.000 Reservisten werden mobilisiert.

09. Juli 2014

Die Luftangriffe auf den Gazastreifen und Raketenabschüsse auf Israel gehen weiter. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas wirft Israel wegen der Luftangriffe "Völkermord" vor. Netanjahu kündigt eine Ausweitung der Angriffe im Gazastreifen an. Die Hamas werde "einen hohen Preis dafür zahlen, dass sie Raketen auf israelische Zivilisten abfeuert", so Netanjahu.