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Gen-Veränderungen bei Menschen unverantwortlich

9. Mai 2019

Neue gentechnische Verfahren erlauben gezielte Eingriffe in das Erbgut. Wegen unabsehbarer Risiken hält der Deutsche Ethikrat dieses "Genome-Editing" bei der menschlichen Keimbahn für ethisch (noch) nicht vertretbar.

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China Forschung von He Jiankui - ACHTUNG: unklar, was genau zu sehen ist
Bild: Imago/Ritzau Scanpix

Der Tabubruch von He Jiankui von der Southern University of Science and Technlogy in Shenzhen wirkt nach: Der chinesische Forscher hatte im Oktober 2018 stolz berichtet, er habe das Erbgut von zwei Embryonen gentechnisch verändert. Seine mutmaßliche "Revolution der Gentechnik" wurde weltweit in der Wissenschaft, in Politik und Gesellschaft einhellig verurteilt.

He wurde vorgeworfen, er habe "Designer-Babys" geschaffen, "Menschenversuche" durchgeführt und ethische Grundsätze verletzt. Mittlerweile sind mehrere gentechnisch veränderte Kinder zur Welt gekommen und He hat seinen Job verloren.

He Jiankui präsentiert seine Forschungeergebnisse
Entsetzen statt Begeisterung erntete der "chinesische Frankenstein" für seinen Tabubruch Bild: Imago/Zuma Press

Der "chinesische Frankenstein" hatte nach eigenen Angaben 16 Embryonen von sieben Paaren, die sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen haben, mit Crispr/Cas9 behandelt. Durch die sogenannte "Genschere" hatte He ein mögliches genetisches Einfallstor ausgeschaltet, über das das Aids-Virus HIV in die menschlichen Zellen eindringen können soll. Der Eingriff wirkt sich nicht nur bei den Kindern selbst aus, sondern auch bei deren Nachkommen. Die Folgen sind bislang unabsehbar.

Weltweit unterschiedliche Sichtweisen

Weltweit wird darüber diskutiert, wie solche Eingriffe in die menschliche Keimbahn gesetzlich geregelt werden sollen. Das ist nicht einfach, weil jedes Land bisher anders damit umgeht. In Deutschland sind Eingriffe in die Keimbahn beziehungsweise die Verwendung veränderter Keimzellen laut Embryonenschutzgesetz grundsätzlich verboten. Das betrifft auch die Grundlagenforschung.

Cas9 Protein und sgRNA unter Mikroskop
Nicht alles was möglich ist, ist auch ethisch vertretbarBild: picture-alliance/AP Photo/M. Schiefelbein

In seiner rund 230-seitigen Stellungnahme lehnte der Deutsche Ethikrat die Verfahren nicht grundsätzlich ab, hält sie derzeit aber noch für zu risikoreich. Derartige klinische Eingriffe in das Erbgut des Menschen seien deshalb derzeit ethisch (noch) unverantwortlich. Der Ethikrat fordert einen nationalen und internationalen Diskurs über die Frage, unter welchen Voraussetzungen Keimbahneingriffe gerechtfertigt sein können.

In der Diskussion müssten Grundwerte wie die Menschenwürde, Lebensschutz, Wohltätigkeit und Solidarität berücksichtigt werden, fordert das Gremium. Auch müsse unterschieden werden, ob Eingriffe schweres Leid vermeiden sollen oder darauf ausgerichtet sind, menschliche Fähigkeiten zu verbessern. Solange diese Fragen nicht geklärt seien, müsse es ein Moratorium für Eingriffe in die menschliche Keimbahn geben. 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund