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EU: Vertrag über Biontech-Impfstoff ist fertig

10. November 2020

Die EU-Kommission hat einen Vertrag zur Lieferung des aussichtsreichen Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer fertig ausgehandelt. Die Gespräche seien abgeschlossen, bestätigten Kommissionskreise in Brüssel.

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Corona Impfstoff l Pfizer und BioNTech - Biotechnologie
Bild: SvenSimon/picture alliance

Den Menschen in Europa soll der vielversprechende Corona-Impfstoff der Pharmafirmen Biontech und Pfizer schnell nach einer Zulassung zur Verfügung stehen. Wie die Deutsche Presse-Agentur unter Hinweis auf Informationen aus der EU-Kommission in Brüssel meldet, ist der Vertrag mit den beiden Pharmafirmen "in trockenen Tüchern". Bereits am Mittwoch will die Europäische Kommission den Liefervertrag mit dem Mainzer Impfstoffentwickler BioNTech und dessen US-Partner Pfizer über bis zu 300 Millionen Impfdosen festzurren, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ankündigte. "Das ist der bisher vielversprechendste Impfstoff", sagte sie in Brüssel. 

Kurz zuvor hatte der CSU-Europapolitiker Manfred Weber bereits eine Unterzeichnung des Abkommens in Kürze in Aussicht gestellt. "Ich kann Entwarnung geben: Die Verträge werden in den nächsten Stunden unterschrieben und dann auch durch die Kommissionsbeschlüsse morgen rechtlich verankert", sagte Manfred Weber, der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament, dem Fernsehsender Phoenix.

"Die Verträge müssen fachlich, sachlich, rechtlich ordentlich abgeschlossen werden", sagte Weber. Es habe am Schluss noch Diskussion darüber gegeben, dass Pfizer europäisches Recht, auch das Haftungsrecht Europas, zu respektieren habe. "Das musste noch geklärt werden", fügte er hinzu. Doch könne man "zusichern, dass wir Europäer auf diesen Impfstoff auch Zugriff haben". Es habe sich ausgezahlt, dass Europa die Gespräche mit einer Stimme geführt habe. So habe man gegenüber dem US-Konzern Pfizer stärker auftreten können.

Berlin Minister Spahn zu Impfstrategie
Bundesgesundheitsminister Jens SpahnBild: Tobias Schwarz/AFP

Spahn erwartet 100 Millionen Impfdosen

Etwas vorsichtiger hatte sich kurz zuvor noch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geäußert. Er sagte in Berlin: "Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Tagen zum finalen Vertragsschluss kommen." Es gebe bereits Vorverträge mit Biontech und Pfizer, sagte Spahn. Demnach seien mindestens 200 Millionen Impfdosen für Europa gesichert. Er gehe davon aus, dass Deutschland "bis zu 100 Millionen" Dosen erhalten werde.

Am Montag hatten die beiden Unternehmen vielversprechende Daten über die Wirksamkeit und Verträglichkeit ihres Impfstoffs vorgelegt. Die Mainzer Firma Biontech und der US-Konzern Pfizer erklärten gemeinsam, ihr Impfstoffkandidat BNT162b2 habe sich in der ersten Zwischenanalyse als mehr als 90 Prozent wirksam im Schutz vor der COVID-19-Erkrankung erwiesen. Es seien auch keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet worden. Für eine Immunisierung sollen zwei Impfdosen pro Person nötig sein.

Die EU-Kommission verhandelt seit Monaten im Namen der EU-Staaten mit Biontech und Pfizer. Nach Vorgesprächen hatte die Behörde schon im September erklärt, sie wolle bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen der Hersteller beziehen. Ein Rahmenvertrag kam aber noch nicht zustande - anders als bei drei anderen Impfstoffherstellern.  Vorgesehen ist, dass nach Vertragsabschluss alle 27 Länder zugleich Zugriff auf erste Lieferungen haben. Sie werden nach Bevölkerungsstärke verteilt. Deutschland hat einen Anteil von rund 19 Prozent.

Deutschland als attraktiver Pharmamarkt hätte wie andere große EU-Staaten mit den Unternehmen auch alleine einen Vertrag schließen können, sagte Spahn. Doch mit Frankreich, Italien und den Niederlanden habe man sehr stark dafür geworben, dass dies die Kommission für alle EU-Staaten macht. Denn sonst hätten kleinere Staaten das Nachsehen gehabt. "Das ist manchmal etwas mühsamer, aber am Ende, wenn wir zusammenstehen, sind wir zusammen stärker."

Beschleunigte Zulassung in USA?

Noch ist der Impfstoff allerdings nicht behördlich zugelassen. Biontech und Pfizer hatten erklärt, sie wollten bereits in der kommenden Woche in den USA die beschleunigte Genehmigung beantragen. Spahn sagte dazu, die Zulassungsverfahren in den USA und in der EU seien unterschiedlich. Auch in Europa gebe es aber Möglichkeiten der Beschleunigung. Gleichzeitig würden Vorgaben etwa zu potenziellen Nebenwirkungen von Impfstoffen nicht abgesenkt, betonte der Minister.

Spahn erwartet einen zügigen Zulassungsprozess. So würden nicht wie üblich erst alle Daten gesammelt und dann nach Ende der Zulassungsstudie bei den Behörden eingereicht. Diesmal laufe das in direktem Austausch. Sowohl eine Zulassung in der USA als auch eine in Europa würden sehr zügig geschehen.

Spahn zeigt sich zuversichtlich

Spahn zeigte sich optimistisch zur weiteren Entwicklung der Pandemie. Es gebe eine "sehr hohe Wahrscheinlichkeit", dass es im ersten Quartal 2021 einen ersten Impfstoff gebe. "Das ist Licht am Ende des Tunnels."

Nach Spahns Angaben gibt es bereits fertige Verträge der EU mit den Pharmaunternehmen Astra Zeneca und Sanofi, die ebenfalls an Corona-Impfstoffen arbeiten. Ein Vertrag mit dem Unternehmen Johnson & Johnson sei "im Grunde" ebenfalls schon abgeschlossen.

kle/se (dpa, afp, DW)