Schulz mit Karlspreis ausgezeichnet
14. Mai 2015Bundespräsident Joachim Gauck würdigte den SPD-Politiker als Kämpfer für die europäische Demokratie. Er sei ein Mann, "der sagt, was ist". In seiner Rede im Aachener Rathaus forderte Gauck zugleich einen stärkeren Einsatz für Flüchtlinge und Wachsamkeit bei Verletzungen des Völkerrechts. "Solange Europa keine einvernehmliche Lösung beim Umgang mit den Zuflucht suchenden Flüchtlingen vorlegen kann, müssen nationale Regierungen umso stärker aktiv werden", so der Bundespräsident. Es gehe darum, Menschenleben zu retten und für Europa und Afrika eine lebenswerte Perspektive zu gestalten.
Zugleich warnte Gauck vor einer Rückkehr des Nationalismus. "Wir erleben eine Krise des Vertrauens, des Vertrauens in das politische Projekt Europas, so wie es bisher existiert", sagte er laut Redemanuskript. In fast allen EU-Staaten gebe es populistische Tendenzen von links und rechts. Nach der Wahl etwa in Großbritannien sei zudem unsicher, wie groß der Zusammenhalt der Mitgliedstaaten noch sei.
Steinmeier: "Ein großer Europäer"
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte den Parlamentspräsidenten einen "großen Europäer". Für Schulz sei Europa nie ein Projekt der politischen Eliten gewesen. Ihm sei es gelungen, "der Europäischen Union für Millionen Europäerinnen und Europäer Gesicht und Stimme zu geben". Seit über 20 Jahren setze er sich wie kein zweiter für die Stärkung des Europäischen Parlaments ein. Dieses sei heute ein vollwertiges Parlament, das eine wichtige Rolle im Gefüge der europäischen Institutionen einnehme.
An der Verleihung im Krönungssaal des Aachener Rathauses nahmen acht Staatsoberhäupter teil. Der Musiker Peter Maffay sang während der Feier den Hit "Über sieben Brücken musst du geh'n", dabei wurde er vom Sinfonieorchester Aachen begleitet.
Viele prominente Preisträger
Mit dem Karlspreis werden jedes Jahr Politiker für ihren Einsatz für die EU-Integration gewürdigt. Er wird traditionell an Christi Himmelfahrt verliehen. Die Auszeichnung ist nach Karl dem Großen (747/748-814) benannt. Sein Reich erstreckte sich über einen Großteil Westeuropas. Der Frankenherrscher führte einheitliche Gesetze und Währung ein und wird oft als erster Vordenker des geeinten Europas gesehen.
Erster Preisträger war 1950 der Begründer der Paneuropa-Idee, Richard Graf von Coudenhove-Kalergi. 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen Außerordentlichen Karlspreis. Zu den Preisträgern gehören Konrad Adenauer, Francois Mitterand, Helmut Kohl, Vaclav Havel, Tony Blair, Bill Clinton und Angela Merkel. 2014 ging die Auszeichnung an EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy.
kle/sti (kna, dpa, afp, epd, rtr)