Gute Zahlen
6. November 2006Mit voraussichtlich 2,8 Prozent wird das Wirtschaftswachstum in der EU in diesem Jahr den besten Wert seit der Jahrtausendwende erreichen. Das erwartet jedenfalls die EU-Kommission, die am Montag (5.11.2006) in Brüssel ihr Herbstgutachten vorlegte. Auch Deutschland als größte EU-Volkswirtschaft entwickelt sich besser als erwartet. Die Kommission prognostiziert der Bundesrepublik eine Wachstumsrate von 2,4 Prozent und ist damit noch optimistischer als die Bundesregierung, die zuletzt ein Plus von 2,3 Prozent vorhersagte.
Entspannung auf dem Arbeitsmarkt
Positive Folgen erhofft sich Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquin Almunia vor allem für den Arbeitsmarkt: EU-weit würden im Zeitraum 2006 bis 2008 voraussichtlich Jobs für sieben Millionen Menschen entstehen, dies sei "die höchste Rate der Schaffung von Arbeitsplätzen seit Beginn dieses Jahrzehnts", sagte der Kommissar auf einer Pressekonferenz. Die Arbeitslosenrate werde im EU-Durchschnitt von gegenwärtig rund 8 Prozent auf 7,3 Prozent im Jahr 2008 sinken. Für Deutschland prognostiziert die EU für denselben Zeitraum einen Rückgang von 8,9 auf 7,8 Prozent.
Zwar rechnet Almunia für das kommende Jahr mit einer Abschwächung der Konjunktur in der Eurozone, unter anderem "wegen der temporären Folgen der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland". In der Bundesrepublik werde das Wirtschaftswachstum 2007 voraussichtlich auf 1,2 Prozent fallen, in der Eurozone auf 2,1 Prozent gegenüber 2,6 Prozent in diesem Jahr.
"Deutliche Verbesserung"
Schon 2008 wird das Wachstum nach Einschätzung der Kommission aber wieder anziehen, auf zwei Prozent in Deutschland und 2,2 Prozent in der Eurozone. Almunia verteidigte die geplante Mehrwertsteuererhöhung daher als "bedeutsamen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung" der Bundesregierung. "Wenn man 2006, 2007 und 2008 zusammennimmt, sind die Auswirkungen neutral." Dies gelte auch für die Inflationsrate, die nach Einschätzung der Kommission 2007 auf 2,2 Prozent steigen, 2008 aber auf 1,2 Prozent fallen wird.
Für die EU insgesamt rechnet die Kommission in diesem und im kommenden Jahr mit einer Inflationsrate von 2,3 Prozent. Bereinigt um den starken Anstieg des Ölpreises liege die Rate aber deutlich unter der Zwei-Prozent-Marke, erklärte Almunia. Insgesamt zeigte sich der Währungskommissar sehr zufrieden: "Die Verbesserung war doch sehr deutlich", sagte er mit Blick auf die Zahlen von 2005, als das Wachstum mit 1,4 Prozent in der Eurozone und 1,7 Prozent in der gesamten EU über einen Prozentpunkt unter den für dieses Jahr prognostizierten Werten lag. Die Bundesrepublik, die 2005 noch bei einem Wachstum von 0,9 Prozent dahindümpelte, gehört dieses Jahr zu den Staaten mit den größten Zuwächsen. (stu)