EU legt Finanzmärkte an die Leine
15. Januar 2014Mit strikteren Regeln wollen die EU-Staaten künftig Börsenturbulenzen verhindern und die Spekulation mit Nahrungsmitteln eindämmen. Auf eine entsprechende Neufassung der EU-Finanzmarktrichtlinie (Mifid) haben sich Unterhändler von EU-Kommission, Staaten und Europaparlament in der Nacht zum Mittwoch geeinigt. Der Turbo-Handel per Computer an den Börsen muss demnach automatisch unterbrochen werden, wenn es zu starken Preisschwankungen kommt. An den Warenterminbörsen sind Obergrenzen im Handel mit Rohstoffen und Lebensmitteln vorgesehen. Dies soll Spekulanten abschrecken und verhindern, dass die Preise stark schwanken.
Auch die Finanzberatung der Anleger soll besser werden. Die EU-Staaten wollen dafür sorgen, dass Bankberater zum Wohle der Kunden handeln - und sich nicht an der Höhe der anfallenden Provision orientieren. Ein von einigen EU-Abgeordneten verlangtes generelles Provisions-Verbot fand allerdings keine Mehrheit. Banken müssen aber künftig bei der persönlichen Beratung mit einem schriftlichen Protokoll oder der Aufzeichnung des Telefonats dokumentieren, warum sie ein Finanzprodukt empfohlen haben und wie risikobereit der Kunde ist.
Widerspruch von Verbraucherorganisation
Beim superschnellen Handel an den Börsen werden Mindestgrößen für Preissprünge eingeführt, was die Rendite des Hochfrequenzhandels stark senkt. Beim Turbo-Handel laufen Wertpapiergeschäfte über Computer in Bruchteilen von Sekunden ab, was Turbulenzen bei den Aktienkursen auslösen kann. Zudem will die EU neue Plattformen schaffen, um den außerbörslichen Handel transparenter zu machen.
Kritiker halten die neuen Auflagen für Preisspekulation mit Lebensmitteln für zu lasch. Der Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch, Thilo Bode, sagte: "Diese Regulierung kann Nahrungsmittelspekulation und ihre fatalen Folgen nicht verhindern."
Der Kompromiss muss in den nächsten Wochen noch vom EU-Parlament und den EU-Staaten formal angenommen werden. Die britische Regierung, die um den Londoner Finanzplatz fürchtete, hatte nach Angaben von EU-Diplomaten die Einigung verzögert.
ul/gmf (dpa, rtr)