EU will besseren Draht zu Lateinamerika
10. Juni 2015Für den Breitband-Anschluss zwischen Portugal und Brasilien stellt die Europäische Union 26,5 Millionen Euro bereit. Damit soll Europa ohne den Umweg über Nordamerika mit lateinamerikanischen Ländern kommunizieren können. Im Zuge des NSA-Skandal hätten "einige Leute dabei ein ungutes Gefühl", sagte ein EU-Diplomat.
Der EU will ihre Beziehungen zu den lateinamerikanischen Länden auf sämtlichen Ebenen verbessern. Deswegen kamen in Brüssel rund 40 Staats- und Regierungschefs der EU und der 33 Länder der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) zu einem zweitägigen Gipfel zusammen.
China nicht das Feld überlassen
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ist vor Ort. Ihr geht es darum, dass China nicht der wichtigste Handelspartner Südamerikas wird. "Wir haben gesehen, dass China sehr intensive Handelsbeziehungen mit den lateinamerikanischen Ländern aufbaut." Auch Europa wolle dort den Handel verstärken, erklärte die Kanzlerin.
Das rohstoffhungrige China hat seine Wirtschaftsbeziehungen zu Lateinamerika in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut und könnte im kommenden Jahr die USA als wichtigster Handelspartner Lateinamerikas ablösen. Für die EU ist die Region nach Angaben der Statistikbehörde Eurostat bisher auf Platz fünf der wichtigsten Handelspartner - hinter den USA, China, Russland und der Schweiz. Das Handelsvolumen war 2014 mit rund 209 Milliarden Euro rückläufig. Die EU-Kommission kündigte an, die Wirtschaftszusammenarbeit mit 118 Millionen Euro zu fördern.
EU nähert sich Kuba an
Bei dem zweitägigen Treffen ging es aber auch um andere Themen - etwa um die Vorbereitung der Weltklimakonferenz in Paris. Im Fokus stand außerdem Kuba: Brüssel und Havanna verhandeln schon länger über eine Normalisierung ihrer Beziehungen. Die Europäer hatten 2003 ihre Beziehungen zu Kuba eingefroren. Angesichts der rasanten Annäherung Washingtons und Havannas will die EU nun Schritt halten und ihre Gespräche über ein Kooperationsabkommen möglichst bis Jahresende abschließen. Kubas Staatschef Raúl Castro reiste allerdings aus terminlichen Gründen nicht nach Brüssel.
nem/pab (afp, dpa)