Euro-Wirtschaft nach Brexit-Votum konstant
31. Oktober 2016Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 19 Ländern stieg zwischen Juli und September wie erwartet um 0,3 Prozent zum Vorquartal und damit genau so stark wie im Frühjahr, wie die Behörde Eurostat am Montag nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Die Inflation kommt aber nicht wie von der Europäischen Zentralbank gewünscht voran. Im Oktober verteuerten sich Waren und Dienstleistungen zum Vorjahr Eurostat zufolge um 0,5 Prozent, nach 0,4 Prozent im September. Damit ist die EZB weiter deutlich von ihrem Zielwert von knapp zwei Prozent entfernt, den sie als ideal für die Konjunktur ansieht.
Dennoch ist das die höchste Rate seit Juni 2014. Im September hatte die Teuerung 0,4 Prozent betragen. Volkswirte verschiedener Banken hatten mit der aktuellen Entwicklung gerechnet.
Ausschlaggebend für die etwas höhere Teuerung war die Entwicklung der Energiepreise. Diese sind im Jahresvergleich zwar weiterhin rückläufig, allerdings fällt der Rückgang deutlich moderater aus als noch in den Vormonaten. Im Oktober betrug der Rückgang zum Vorjahresmonat 0,9 Prozent, nach Raten von minus 3,0 Prozent im September und minus 5,6 Prozent im August. Der Preisauftrieb von Nahrungsmitteln schwächte sich unterdessen etwas ab. Industriegüter verteuerten sich kaum, Dienstleistungen waren 1,1 Prozent teurer.
Spaniens Wachstum top
"Das Wachstum ist zu schwach, um die Inflation anzuheizen", bilanzierte Christoph Weil von der Commerzbank. Für konjunkturellen Rückenwind im dritten Quartal sorgte erneut das kräftige Plus der spanischen Wirtschaft von 0,7 Prozent. In Frankreich, der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone, ging es mit 0,2 Prozent nach oben. Details für die Euro-Zone werden am 15. November veröffentlicht. Dann liegen auch erste Daten für Deutschland vor. Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass sich das Wachstum von 0,4 Prozent im Frühjahr wohl etwas verlangsamt hat.
Die wichtigste Botschaft der bisherigen BIP-Daten sei, dass die Euro-Zone ihr Wachstumstempo gehalten habe, sagte NordLB-Experte Christian Lips. "Nach dem Brexit-Votum Ende Juni war dies alles andere als eine Selbstverständlichkeit." Vom geplanten EU-Austritt der Briten seien wohl zunächst keine negativen Folgen zu befürchten. "Allerdings bleibt der Brexit ein Risikofaktor schon während der Verhandlungen." Die wohl ab dem Frühjahr anstehenden Gespräche dürften äußerst schwierig werden.
ul/hb (rtr, dpa)