Euro2004: Die Schlüsselspieler
Die Euro 2004 wird auch ein Schaulaufen der Stars und Superstars. DW-WORLD stellt die Spieler vor, die man im Auge behalten sollte.
Dimitar Berbatov (Bulgarien)
Es gibt wohl in ganz Europa kaum einen Stürmer mit ähnlich guten Anlagen wie Dimitar Berbatov: Groß, spielintelligent, schnell, technisch stark. Trotzdem ließ er in der Vergangenheit die Anhänger seines Vereins Bayer Leverkusen zwischen Begeisterung und Entsetzen pendeln, wenn er Geniestreichen wieder dutzendweise vergebene Großchancen folgen ließ. Inzwischen scheint der 23-Jährige aber auch psychisch auf dem Weg zum Topstürmer. In der Bundesliga macht er inzwischen auch die einfachen Tore - und in der Nationalmannschaft traf er in den letzten Monaten ohnehin fast nach belieben.
Dmitri Bulykin (Russland)
Der 24-Jährige Stürmer von Dynamo Moskau ist mit seien 193cm eine imposante Erscheinung - und mit einer imposanten Quote. In seinen gerade mal fünf Länderspielen wuchtete er den ball fünf Mal ins Tor - zum Beispiel bei einem Qualifikationsspiel gleich dreimal ins schweizerische. Neben der körperlichen Präsenz machen ihn auch seine technischen Fähigkeiten und sein Bereitschaft für die Defensive zu arbeiten zu einem umworbenen Kandidaten für die europäischen Top-Klubs.
Vassilios Tsiartas (Griechenland)
Tsiartas ist ein Mittelfeldspieler mit ausgeprägtem Zug zum Tor. Er ist stark im Dribbling und mit guter Schusstechnik ausgestattet und zudem ein gefürchteter Freistoßschütze. Der Star von AEK Athen lenkt das Spiel, geht aber auch gern mit dem Ball am Fuß in die Eins-zu-Eins Situationen gegen die Abwehr. Gegnerische Mannschaften sind jedenfalls gut beraten, gegen die Griechen unnötige Fouls rund um den eigenen Strafraum zu vermeiden. Die Freistöße des 31-Jährigen könnten tödlich sein - fast egal, aus welcher Entfernung
Marco Di Vaio (Italien)
Klar haben die Italiener Totti und Vieri, der überragende Stürmer der Seria A in diesem Jahr war aber ein Newcomer: Marco di Vaio. Der Stürmer von Juventus Turin mag noch die große internationale Erfahrung fehlen, doch das macht er mit Leidenschaft wett - und so könnte er genau der richtige Mann sein, wenn das italienische Spiel sich mal wieder in seinen taktischen Zwängen zu verfangen droht.
Hakan Yakin (Schweiz)
Der eidgenössische Denker und Lenker im offensiven Mittelfeld. Darf in der "Nati" das, was ihm beim VfB Stuttgart bisher versagt bleibt: die klassische Nummer Zehn zu spielen. Abgesichert von seinem defensiveren Bruder Murat läuft über ihn fast jeder Schweizer Angriff.
Christiano Ronaldo (Portugal)
Ronaldo bei der EM? Ja, und zwar der "andere Ronaldo", wie ihn die Fans seines Clubs Manchester United nennen. Ähnlich schnell wie sein (noch) berühmterer Namensvetter, hat der 19-Jährige Mittelfeldspieler vielleicht sogar die bessere Ballführung. An der Seite der langsam in die Jahre kommenden "Goldenen Generation" Portugals um Luis Figo oder Rui Costa könnte Ronaldo die Schlüsselfigur der Gastgeber sein, um endlich einmal etwas zählbares zu erreichen.
Kevin Kuranyi (Deutschland)
Sturm-Hoffnungen ruhen auf dem hochbegabten Kosmopoliten: Der in Brasilien geborene und zum Teil in Panama aufgewachsene Sohn eines in Frankreich geborenen deutschen Vaters und einer panamesischen Mutter hatte theoretisch die Möglichkeit, für Brasilien, Panama oder Deutschland auf Torejagd zu gehen. Als weiterer ernsthafter Interessent trat auch der ungarische Verband auf den Plan und wollte ihn wegen seines ungarisch-stämmigen Großvaters (der Urgroßvater indes stammte aus Skandinavien) unbedingt für seine Nationalmannschaft spielen lassen.
Zlatan Ibrahimovic (Schweden)
Der Stürmer von Ajax Amsterdam ist mit 22 Jahren eine feste Größe im schwedischen Team. Er verfügt über eine feine Technik, die Fähigkeit den Ball zu behaupten und gesunden Egoismus vor dem Tor, Und er ist explosiv in jedem Sinne. Immer mal wieder geht ihm das Temperament durch - und so ist er nicht nur immer für ein Tor, sondern auch für eine Rote Karte gut.
Thierry Henry (Frankreich)
Es wäre schwer, aus dem überreich mit Weltklassespielern bestückten Team des Titelverteidigers einen herauszupicken - wenn es nicht Thierry Henry gäbe. Kein Spieler versteht es Fußball so leicht, so elegant aussehen zu lassen wie der Stürmer von Arsenal London - außer vielleicht seinem Landsmann Zinedine Zidane. Beweglichkeit und Technik bei atemberaubender Geschwindigkeit machen den 27-Jährigen zum momentan am meisten gefürchteten Stürmer überhaupt - zumal er endlich auch an seiner Effektivität vor dem Tor gearbeitet hat.
Jon Dahl Tomasson (Dänemark)
Ein viel gereister Stürmer mit der Vorliebe für entscheidende Tore: Jon Dahl Tomasson (links) ist im Angriff des "Danish Dynamite" erste Wahl. Früher als teurer Fehleinkauf abgeschrieben, erlebt Tomasson beim AC Milan momentan eine Wiedergeburt. Seine Schwächen: er leidet häufig unter Selbstzweifeln - und unter heißem Wetter.
Raúl González Blanco (Spanien)
Egal, wenn Real Madrid auch immer kauft, Raul bleibt doch immer das Herz der Mannschaft. Nicht umsonst nennen die Fans des königlichen Klubs ihr Team auch gerne: "Raul Madrid". Dabei sind beim eher schmächtigen 27-Jährige Rekordtorschütze der spanischen Nationalmannschaft sind Fähigkeiten eines Weltklassestürmers nicht im Übermaß vorhanden: nicht die Schusstechnik, nicht die Schnelligkeit, nicht den Körper. Dafür aber Timing und Instinkt in einem schier unglaublichen Ausmaß.
Ruud van Nistlerooy (Holland)
Und mögen die anderen Länder noch so neidisch sein: Die Holländer haben im Sturm mal wieder ein Luxus-Problem. Kluivert, Makaay, Van Hooijdonk, Hasselbaink hätten gerne alle einen Platz auf dem Platz, werden wohl aber auf der Bank Platz nehmen. Gesetzt dürfte im holländischen Ein-Mann-Sturm aber der Topstar von Manchester United sein. Er ist ein einfach der beste und beständigste unter den internationalen Topstars.
Pavel Nedved (Tschechien)
Es gibt eigentlich keinen Fußballexperten, der bei Pavel Nedved nicht zu schwärmen beginnt. Der Tscheche ist vielleicht der kompletteste Fußballer des Turniers: Er ist der Chef in der Mitte des Platzes, sprüht vor Energie und Angriffslust, hat das Gespür für den tödlichen Pass und dazu noch Stürmerblut in sich. Nedved könnte der Spieler sein, der unter all den Favoriten für den Titelgewinn den Unterschied macht.
Wayne Rooney (England)
Wayne Rooney - der bessere Michael Owen? Der Teeanger vom FC Everton ist jedenfalls der jüngste Spieler, der jemals für England ein Länderspieltor erzielt hat - mit 17 Jahren und 317 Tagen. Mit seinem Mut, seiner Schnelligkeit und seinem ausgeprägten Torriecher könnte er die englische Geheimwaffe werden, wenn der Trainer ihn denn spielen lässt. Denn noch bevorzugt Sven-Göran Erikson neben Emile Heskey Michael Owen - das Original.
Maris Verpakovskis (Lettland)
Ein Star? Bei Lettland? Ja, es gibt ihn. Maris Verpakovskis, die "Rakete von Riga", machte in den zehn Qualifikationsspielen auf Lettlands sensationellem Weg nach Portugal sechs Tore. Der Stürmer von Dynamo Kiew gilt als Spezialist für spektakuläre Tore, auf die man sich freuen darf - muss ja nicht unbedingt gegen Deutschland sein.
Dado Prso (Kroatien)
Der Mann mit dem Zopf ist ein Spätentwickler: Lange schienen die Fußstapfen von Davor Suker zu groß für Prso. Bei seinem Club Monaco schaffte er inzwischen den Durchbruch. Nicht überreichlich vom Fußballgott beschenkt, hat Prso hart an sich gearbeitet. Gut in der Luft und geschickt am Ball könnte der 29-Jährige für manche Abwehr eine unangenehme Überraschung werden.