BTHVN2020 ist Europäische Kulturmarke 2021
10. November 2021Die Beethoven-Jubiläumsgesellschaft BTHVN 2020, die zahlreiche Projekte des Jubiläumsjahres des Komponisten initiierte und koordinierte, ist als "Kulturmarke des Jahres 2021" ausgezeichnet worden.
Mit dem Kulturmarken-Award, 2006 vom Kulturmanager Hans-Conrad Walter ins Leben gerufen, werden Projekte geehrt, die sich in der Kulturlandschaft Europas durch innovative Strategien und Marketingideen besonders hervorgetan haben.
Trotz der herausfordernden Pandemie-Situation hatten sich 110 Kulturanbieter aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Belarus, Frankreich, Israel, Litauen, Russland, Serbien und den Niederlanden um den Preis beworben. Der renommierte Kulturpreis wird von einer 40-köpfigen Expertenjury in acht Wettbewerbskategorien vergeben.
Beethoven-Jubiläumsjahr: eine erfolgreiche "Mission Impossible"
"Das war eine 'Mission Impossible' - ein nationales Beethovenjubiläum zu koordinieren in einer Zeit, wo Musikfestivals verboten waren", gab Malte Boecker, künstlerischer Geschäftsführer von BTHVN 2020, im DW-Gespräch zu. Eine Mission, die dank des Durchhaltevermögens und der Flexibilität aller Beteiligten gelang: Tausende Projekte mit mehr als 200 Partnern fanden ab Dezember 2019 in dem bis Ende September 2021 verlängerten Beethovenjahr statt. "Das war uns ein großes Anliegen, eine ganz große Vielfalt von Formaten und Projekten anzuschieben: Kinoverfilmung, Auseinandersetzung mit Beethoven im Rock- und Pop-Bereich, in der bildenden Kunst, im Theaterbereich", so Boecker.
Die Musik wurde "nicht nur in den Konzertsälen gespielt, sondern auch in den Wohnzimmern, in der Natur. Ich glaube, es ist eines der besonders farbigen Festivals geworden." Die Jury bezeichnete BTHVN2020 in ihrer Begründung als "größten musikalischen Impulsgeber der letzten beiden Jahre". Darüber hinaus habe das Projekt durch eine konsequente Markenführung mit einer lebendigen Markenidentität überzeugt.
Auch Rolf Rische, Leiter der Hauptabteilung "Kultur und Leben" der DW und Mitglied der Jury, würdigte die Meisterleistung der Macher: "Aus einem Konzert wurde ein Live-Stream, aus einer Saal-Veranstaltung wurde ein Open-Air-Event. Das Jubiläumsprogramm wurde also trotz allem Wirklichkeit. Und dabei ist es gelungen, mit konsequenter und nachhaltiger Markenführung nationale und internationale Strahlkraft zu entfalten." BTHVN 2020 stand und steht, so Rische, "wie der unsterbliche Komponist selbst für Kreativität, Qualität, Nachhaltigkeit, Freiheit, Vision und Innovation. Ein hoher Anspruch unter einer erfolgreichen Marke!"
Europas kulturelles Potenzial sichtbar machen
Neben BTHVN 2020 bewarben sich zwei weitere Projekte in der Königsdisziplin "Kulturmarke des Jahres": die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wurden nicht nur für das Bewahren historischen Erbes nominiert, sondern auch für die ständige Weiterentwicklung einer modernen Präsentation der Denkmäler. Und das Europäische Hansemuseum in Lübeck sei, so die Jury, "eine hochmoderne innovative Museumsanlage als Attraktion im Hier und Jetzt".
Neben der Auszeichnung "Kulturmarke des Jahres" wird der Preis in sieben weiteren Kategorien verliehen. Man habe versucht, sagt Koordinator Hans-Conrad Walter, "die Kultur und Kulturvermittlung sichtbar zu machen und die Besten der Besten auszuzeichnen".
So geht der Preis "Europäische Trendmarke des Jahres 2021" an die serbische Stadt Novi Sad. Die Jury überzeugte "die Programmatik und der Gesamtauftritt der zukünftigen Kulturhauptstadt, die sich mit mehreren kleinen Projekten beworben hatte."
"Europäische*r Kulturmanager*in des Jahres 2021" ist Jasmin Vogel, Vorständin des Kulturforums Witten. Gewürdigt wurden Vogels "Fähigkeiten in Strategieentwicklung", die sie zum "Shootingstar des Wettbewerbs" machte. Ebenfalls nominiert war Starpianist Igor Levit. Zu Beginn der Pandemie sorgte Levit mit seinen in den Sozialen Medien gestreamten Hauskonzerten für allabendliche Lichtblicke. Neben seiner Tätigkeit als Klaviervirtuose leitet er die Kammermusikakademie des Festivals "Heidelberger Frühling".
Über den Titel "Europäisch*e Kulturinvestor*in" kann sich die European Cultural Foundation aus Amsterdam freuen. Der Kultursolidaritäts-Fonds wurde als Reaktion auf die Coronavirus-Krise eingerichtet und unterstützt innovative kulturelle Initiativen, die "europäische Grenzen und künstlerische Disziplinen überschreiten, um gemeinschaftliche Lösungen für dringende sowie systemische Probleme im Zuge der Pandemie anzubieten."
"Europäisches Bildungsprogramm des Jahres 2021" ist der Eva Pitzner Leserattenservice. Das Projekt setzt sich zum Ziel, Kinder und Jugendliche mit ungewöhnlichen Formaten zum Lesen zu bringen. Tourismus NRW e.V. bekommt den Preis als "Europäische Kulturtourismusregion des Jahres 2021" für seine digitale Kampagne. Ein interdisziplinäres Netzwerk entwickelte die Radroute "Beuys & Bike": Damit konnten die Kulturtouristen auch während der Pandemie eine Region für sich entdecken.
Eliad Moreh-Rosenberg: eine Lebensleistung wird ausgezeichnet
Die israelische Kulturmanagerin Eliad Moreh-Rosenberg kam nach Dresden, um die Auszeichnung für ihr Lebenswerk entgegenzunehmen. Moreh-Rosenberg, in Paris geboren, ist Kuratorin und Direktorin des Museum of Holocaust Art in Yad Vashem in Jerusalem. Ihre Herangehensweise an die museale Präsentation der Geschichte des Holocausts gilt als bahnbrechend.
Eliad Moreh-Rosenberg kuratierte zahlreiche Ausstellungen und präsentierte diese in vielen Museen Europas, um das Gedenken an die Shoa aufrechtzuerhalten. "Menschlichkeit wird sich behaupten" ist dabei ihre zentrale Botschaft.
Kultur gegen Corona: Der Kampf geht weiter
Da die große Gala-Verleihung in Dresden pandemiebedingt abgesagt werden musste, werden die meisten Preisträgerinnen und Preisträger ihre Trophäen in individuellen Zeremonien entgegennehmen.
"Ich bedauere es sehr, dass wir in diesem Jahr die Preisträgerinnen und Preisträger nicht mit großer europäischer Beteiligung würdigen können", so Hans-Conrad Walter gegenüber der DW. "Aber allein die Tatsache, dass unsere internationalen Preisträgerinnen wie Eliad Moreh-Rosenberg oder die Vertreter von Novi Sad, nach Dresden angereist sind, ist ein Zeichen, dass Kultur Brücken bauen kann und keine Grenzen kennt." Und diese Brücken werden auch über das Ende der Pandemie hinaus bestehen bleiben.