Europa bereitet sich auf die Vogelgrippe vor
17. August 2005Im asiatischen Teil Russlands ist das Virus schon angekommen: Am Dienstag (16.8.2005) hatte das Katastrophenschutzministerium in Moskau mitgeteilt, dass der in der Stadt Tscheljabinsk im Ural entdeckte Virus vom Typ H5N1 sei. An H5N1 sind in Asien bereits mehr als 50 Menschen und Millionen Tiere gestorben. Ob die Tiere auf der Geflügelfarm westlich des Ural tatsächlich an der Vogelgrippe verendet sind, ist jedoch noch unklar. Experten hatten frühzeitig gewarnt, dass Zugvögel das Virus bis in den europäischen Teil Russlands schleppen könnten.
Strenge Einreise-Kontrollen
Zur Abwehr der aus Russland näher rückenden Vogelgrippe will der deutsche Grenzschutz Regierungsangaben zufolge bei Verdachtsmomenten Einreisen nach Deutschland verweigern. Damit solle sichergestellt werden, dass weder Tiere noch Menschen als Infektionsträger nach Deutschland kommen, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Mittwoch in Berlin. Vor einigen Monaten waren in Brüssel zwei mit dem Virus infizierte Wildvögel beschlagnahmt worden. Reisende hatten versucht, die Vögel aus Asien einzuschmuggeln.
Info-Blätter für Reisende
Noch in dieser Woche will das Auswärtige Amt zudem gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut Verhaltensregeln im Ausland sowie Hinweise auf Schutzmaterial und Medikamente ins Internet stellen. Die Informationen richten sich an Touristen, im Ausland lebende Deutsche und Wirtschaftsvertreter. Die Bundesregierung hatte angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe in Asien bereits in der vergangenen Woche Reisende aufgefordert, Schutzmaßnahmen gegen ein Einschleppen der Seuche nach Deutschland zu befolgen. So sollten direkte Tierkontakte und der Besuch von Geflügelmärkten vermieden werden. Geflügelfleisch soll nur gekocht oder gebraten verzehrt werden. Nach Angaben des Verbraucherministeriums liegen entsprechende Infoblätter, die inzwischen auch ins Russische übersetzt wurden, bei den Zollämtern und den Deutschen Botschaften in den von der Geflügelseuche betroffenen Ländern aus.
Import-Verbote
Die EU-Kommission verhängte vergangene Woche ein Import-Verbot für lebendes Geflügel und Federn aus Russland und Kasachstan. Zuvor hatte Brüssel bereits Importe von lebendem Geflügel und Geflügelfleisch aus neun asiatischen Ländern verboten, darunter China, Indonesien, Malaysia, Nordkorea, Thailand und Vietnam. Experten befürchten eine weltweite Grippe-Epidemie, falls sich der Vogelgrippe-Virus verändert und von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. (chr)