Europa und die PISA-Reformen
12. Juni 2009Acht Jahre ist es mittlerweile her, dass Deutschland ein Schulzeugnis in die Hand gedrückt bekam, dessen Gesamtbeurteilung im Lande allgemein als „Versetzung gefährdet“ empfunden wurde. Die Leistungen unserer Schüler, bescheinigte uns die PISA-Studie, seien im internationalen Vergleich nicht mal Mittelmaß. Deutschland, das Land Humboldts, ein bildungspolitisches Entwicklungsland? Der Schlag saß. Die PISA-Studie und ihre Nachfolger hat die tief greifendste bildungspolitische Debatte der Bundesrepublik ausgelöst und eine Vielzahl mehr oder weniger aufgeregter Reformen und Reförmchen. Doch wie sieht es eigentlich in anderen europäischen Ländern aus?
Schulsystem sozial ungerecht
Die Österreicher haben sich erst zeitversetzt aufgeregt - zunächst hatten sie sich noch darüber gefreut, den Deutschen beim ersten Test überlegen gewesen zu sein. Der zweite Test, bei dem sie im Mittelfeld landeten, wurde als Absturz empfunden. Auch in Österreich ist das soziale Leistungsgefälle besonders groß. Soll nun deshalb das Schulsystem umgebaut werden – und wenn ja, wie? Darüber reden sich österreichische Politiker acht Jahre nach der ersten PISA-Studie noch immer die Köpfe heiß.
Nur Montenegro war schlechter
Von allen Europäern landete Rumänien auf dem zweitschlechtesten Platz bei PISA. Das rumänische Bildungssystem hätte Reformen dringend nötig – aber die werden nach jedem Regierungswechsel verwässert oder verschleppt.
Verklärter Blick auf Finnland
Geht es um Bildung, werden die meisten von uns zu bekennenden Möchtegern-Finnen. Um die Geheimnisse des finnischen Wunders zu ergründen, pendeln noch immer Jahr für Jahr Heerscharen von Lehrer- und Politikerdelegationen gen Norden und hoffen, endlich Bildungsrezepte zu finden, die sie abkupfern können. Starren wir zu Recht auf Finnland? Das fragen wir Daniel Troehler, Bildungsforscher in Luxemburg, das selbst bei PISA regelmäßig schlecht aussieht – dessen Schulabsolventen aber dennoch vom Arbeitsmarkt gut aufgenommen werden.
Hektische Reformen
Reformmüdigkeit wollten sich die Spanier nicht nachsagen lassen. Seit Jahren malträtieren die Regierungen die Schulen mit neuen Reformen – so zumindest wird das von vielen Eltern und Lehrern wahrgenommen. Eine Reaktion auf den durch PISA-eingeheizten internationalen Wettbewerb – aber dem wollen sich zumindest die Madrider Schulen entziehen: Sie beteiligen sich seit drei Jahren überhaupt nicht mehr an internationalen Vergleichsstudien.