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Politik

Europa will wichtiger werden im Weltraum

16. Februar 2022

Die Europäische Weltraumagentur ESA will in die bemannte Weltraumforschung einsteigen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wirbt bei den EU-Partnern für das Projekt.

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Europäisches Treffen der Weltraumminister - Toulouse
ESA-Chef Josef Aschbacher (l.) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (r.) mit EU-Kommissar Thierry BretonBild: Gonzalo Fuentes/AP/picture alliance

Auf dem "Weltraumgipfel" in Toulouse beschlossen die für Raumfahrt zuständigen Minister der EU-Staaten und die Europäische Weltraumagentur, dass eine Expertengruppe sich künftig mit der bemannten Weltraumforschung befassen soll. "Diese Entscheidung wird prägen, wie Europa im kommenden Jahrzehnt aussehen wird", sagte Josef Aschbacher, Chef der Europäischen Weltraumagentur ESA.

Im November soll die beratende Gruppe über Fortschritte berichten, im Frühjahr könnte es dann weitreichendere Erkenntnisse geben. Bei der Zusammenstellung der Gruppe kann es durchaus Überraschungen geben: Sie soll aus Fachleuten verschiedenster Gebiete bestehen - etwa auch aus Künstlern und Philosophen.

Frankreich I Kourou spaceport in French Guiana
Weltraumbahnhof von Kourou in Französisch-GuyanaBild: NASA/ESA/CNES/UPI/newscom/picture alliance / Newscom

Weltraumbahnhof ohne eigene Raketen

Der ESA-Chef betonte, Europa könne es sich nicht leisten, keinen autonomen Zugang zum All zu haben. Gemeint ist die Möglichkeit, selbst Astronautinnen und Astronauten in den Kosmos zu bringen. Europa hat in Kourou in Französisch-Guyana zwar einen Weltraumbahnhof, ein europäisches Raumschiff für bemannte Flüge gibt es aber nicht.

Die Astronauten der ESA fliegen derzeit mit der US-Weltraumagentur NASA ins Universum. Wie es von der ESA hieß, verfügen außer Europa alle großen Mächte im Weltraum über einen eigenen Zugang. Mit der zunehmenden Kommerzialisierung der vergangenen Jahre machen zudem auch private Anbieter den Weg in den Kosmos möglich. Europa blieb dabei nach Ansicht Aschbachers zurück.

Macron mit Elan

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief die europäischen Staaten dazu auf, zur Rolle Europas in der Raumfahrt Stellung zu beziehen und die ambitionierten Pläne der ESA zu unterstützen. "Ich schlage vor, dass wir diesen Elan begleiten, indem wir bis zum Sommer Vorschläge zu unseren europäischen Ambitionen bei der Erkundung und der bemannten Raumfahrt erarbeiten", sagte Macron.

Dann könnten die europäischen Staaten bei einem Ministertreffen der ESA in Paris eine Entscheidung treffen. So müssten die Regierungen unter anderem entscheiden, ob Europa weiterhin mit anderen Staaten kooperieren wolle "oder strategische Autonomie in diesem Bereich anstrebt", erklärte Macron.

"Weder Wilder Westen noch Mülleimer"

Der ESA zufolge würde die Möglichkeit, Astronautinnen und Astronauten an Bord eigener Fahrzeuge ins All zu bringen, Europas Zukunft im Weltraum sichern. Bislang ist Europa dabei auf die Zusammenarbeit mit Russland oder den USA angewiesen. Eigene europäische Raumschiffe würden jedoch bedeutende Investitionen erfordern.

Computergeneriertes Bild zum Thema Weltraumschrott
Computergeneriertes Bild zum Thema WeltraumschrottBild: gemeinfrei

Die Gipfelteilnehmer berieten auch über den Schutz von Infrastruktur im All und die Kontrolle von Weltraumschrott. Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire, der den Sitzungen des ESA-Ministerrats und des informellen Treffens der EU-Minister in Toulouse vorsaß, sagte: "Das All ist weder ein Wilder Westen noch ein Mülleimer."

Auch habe es Diskussionen über die autonome Aufstellung Europas beim Internetempfang gegeben. Die Minister unterstützten zudem ESA-Projekte etwa zur gezielteren Nutzung von Erdbeobachtungsdaten zur Eindämmung des Klimawandels. Ein neuer Weltraumgipfel für 2023 werde anvisiert.

mak/wa (dpa, afp)