Der Euro-Dollar-Druck
23. November 2007Der Euro wird an den internationalen Devisenbörsen immer teurer. Das hat seinen Grund in der Spekulation, aber auch darin, dass in der globalisierten Wirtschaft immer stärker alles mit allem zusammenhängt. Weil nämlich die Konjunkturaussichten für Amerika immer schlechter werden. Weil die Amerikaner ihre Hypothekenkrise und die davon ausgehende Bankenkrise nicht in den Griff kriegen, sinkt das Vertrauen in den Dollar.
Geplante Zinssenkung
Seit Anfang 2007 hat der Dollar im Vergleich zum Euro 13 Prozent an Wert verloren. Gleichzeitig nimmt das Vertrauen darin zu, dass die US-Notenbank mit einer weiteren Zinssenkung versuchen wird, ein Abgleiten der amerikanischen Wirtschaft in eine Rezession zu verhindern. Die nächste Zinssenkung durch die Federal Reserve ist an den Märkten bereits eingepreist.
Genau das wertet den Dollar weiter ab und den Euro weiter auf. Wenn nämlich in den USA die Zinsen sinken, werden Kapitalanlagen in der Euro-Zone interessanter. Also werden Dollar in Euro umgetauscht, was den Dollar-Kurs weiter drückt und den Höhenflug des Euros antreibt. Die Kapitaleigentümer sind immer darauf bedacht, Verluste zu vermeiden und eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften.
Die guten Seiten
Der teure Euro und auf der anderen Seite der Medaille der billige Dollar haben auch ihre guten Seiten. Zum Beispiel mindert der teure Euro für die Länder der Euro-Zone die Belastung durch den Anstieg der Ölrechnung, denn die ist weltweit und traditionell in Dollar zu begleichen. Hinzu kommt, dass durch tendenziell billigere Einfuhren aus dem Dollar-Raum inflationäre Tendenzen in der Euro-Zone gedämpft werden. Und schließlich erleben europäische Touristen in Amerika paradiesische Zustände: Alles ist erheblich billiger als beim letzten USA-Trip.
In Amerika kratzt die Talfahrt des Dollars zwar am Nationalstolz, wirkt aber auf die amerikanische Exportwirtschaft wie ein Konjunkturprogramm. Denn in dem Maße, in dem der Dollarkurs sinkt, nimmt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Produkte auf den Weltmärkten zu. Entweder können US-Firmen im weltweiten Wettbewerb mit günstigeren Preisen operieren oder aber höhere Gewinne einstreichen.
Die Dollar-Falle
Die Kehrseite dieser Entwicklung erlebt die europäische Industrie. Firmen, die bei ihren Ausfuhren in den Dollar-Raum nicht durch Kurssicherungsgeschäfte vorgesorgt haben, müssen auf dem nordamerikanischen Markt Gewinneinbußen hinnehmen oder kräftig die Preise anheben, was Kunden verschreckt und Aufträge kostet. Ganz besonders betroffen sind Firmen, deren Produkte - wie das Erdöl - traditionell und weltweit gegen Dollar verkauft werden.
Der Airbus-Konzern, der sich wegen der Probleme um das Großraumflugzeug A 380 ohnehin in einer schwierigen Umstrukturierung befindet, ist in eine gefährliche Schieflage geraten. Denn die Einnahmen des Flugzeugbauers fallen in Dollar an, die Ausgaben in den europäischen Werken dagegen in Euro. Die Konsequenz: Steigt der Euro, sinkt bei Airbus der Gewinn - oder aber, noch schlimmer, wird der Verlust noch größer.
Andere Export-Chancen
Andere Unternehmen, etwa die Autobauer Daimler und BMW erweitern in ihren amerikanischen Werken die Produktion nicht nur für den amerikanischen Markt, sondern für den Weltmarkt und für ihre weltweiten Produktionsverbünde. Dadurch können sie Schwankungen im Euro-Dollar-Verhältnis zu einem erheblichen Teil auffangen.
Wieder andere Unternehmen haben das Glück, dass die Einbußen im Amerika-Geschäft, das nur noch acht Prozent des deutschen Exports ausmacht, durch stark steigende Exporte in die Boom-Regionen Asien und Osteuropa ausgeglichen werden.
Und andere, etwa die weltweit führenden Maschinenbauer sowie die Exporteure von Luxus-Autos, profitieren von ihrem Alleinstellungsmerkmal sowie von der großen Preisresistenz ihrer Produkte.