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"Europas Jugend im Dschihad"

6. Dezember 2013

Immer mehr Jugendliche aus Europa zieht es in den syrischen Bürgerkrieg. Dort schließen sie sich Al-Kaida-nahen Gruppierungen an. Über das brisante Thema diskutierten in Brüssel die Innenminister mehrerer EU-Länder.

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16-Jähriger mit Gewehr in Aleppo (Foto: AFP/ Getty Images)
Bild: Mahmud Al-Halabi/AFP/Getty Images

Belgien: Begeistert vom Dschihad

Der deutsche Verfassungsschutz warnt bereits seit Monaten vor einem wachsenden Zustrom junger Islamisten nach Syrien. Jetzt nannten Frankreichs Innenminister Manual Valls und seine belgische Kollegin Joelle Milquet beunruhigende Zahlen. Danach gehen Experten davon aus, dass sich 1500 bis 2000 junge Menschen aus Europa dschihadistischen Gruppen in dem Bürgerkriegsland angeschlossen haben. Im Juni war ihre Zahl noch auf 600 geschätzt worden, wie die beiden Minister vor ihren EU-Kollegen ausführten.

Unter den Jugendlichen sind demnach zwischen 100 und 150 Belgier. Von den mehr als 400 angeworbenen Franzosen halten sich derzeit 184 in dem Bürgerkriegsland auf. "14 Franzosen wurden in Syrien getötet, 80 sind zurückgekehrt und etwa 100 wollen dorthin aufbrechen", sagte Valls. Als besonders besorgniserregend bewerteten die beiden Minister, dass sich die Mehrzahl derjenigen, die in den Kampf gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ziehen, Gruppen anschlössen, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündet seien.

Ein Personalausweis reicht

An den Beratungen in Brüssel nahm auch der geschäftsführende deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich teil. Die Ressortchefs erörterten auch Möglichkeiten, die Anwerbung von Kämpfern über das Internet zu verhindern.

Der deutsche Verfassungsschutz geht davon aus, dass etwa 220 junge Menschen aus der Bundesrepublik in Syrien kämpfen. Dies sei die Zahl derjenigen, die man kenne, machte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen jüngst deutlich. Die Dunkelziffer könne noch deutlich höher liegen. Er wies darauf hin, dass Syrien für junge Menschen, die in den Dschihad (Heiligen Krieg) wollten, sehr attraktiv sei. "Syrien kann erreicht werden mit einem Personalausweis, mit einem Flug in die Türkei", beschrieb Maaßen die Brisanz des neuen Dschihad-Ziels in unmittelbarer Nachbarschaft der Türkei.

Deutsche Sicherheitsbeamte prüfen derzeit ein Video, in dem ein mutmaßlicher Islamist für den bewaffneten Kampf in Syrien wirbt. In dem Video ruft er mit einer Kalaschnikow in der Hand zum sogenannten Heiligen Krieg auf. Die Tageszeitung "Die Welt" zitiert ihn mit den Worten: "Mein Name ist Abu Osama, ich komme aus Deutschland. Und ich bin vor etwa vier Jahren Muslim geworden."

se/qu (afp, rtr, dpa)