Erwartungen an Krisengipfel
3. Oktober 2008Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britische Premierminister Gordon Brown und Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi wollen auf Einladung des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy am Samstag (04.10.2008) in Paris über eine europäische Antwort auf die Krise diskutieren und anstehende Beratungen im Rahmen der G-8-Staatengruppe mit den USA, Japan, Kanada und Russland vorbereiten.
Wirtschaftsverbände fordern mehr Engagement
In einem Appell an die vier Politiker forderten der europäische Unternehmerverband BusinessEurope sowie die Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und seiner Partnerorganisationen aus Großbritannien, Frankreich und Italien ihre Regierungen auf, bei der Bekämpfung der Finanzkrise stärker einzugreifen.
Die von den USA ausgehende Krise schade Europa. Die Regierungen müssten deshalb die Stabilität des Finanz- und Bankensystems sichern und zum Wohl der Wirtschaft eine reibungslose Kreditvergabe garantieren.
Gute Noten von EZB-Chef
Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, der an dem Treffen in Paris ebenfalls teilnehmen wird, bescheinigte den Europäern ein bisher fehlerfreies Verhalten in der Finanzkrise. Bislang seien alle europäischen Partner ihrer Verantwortung gerecht geworden, sagte Trichet in einem Rundfunkinterview. Man müsse aber auf weitere Hiobsbotschaften im Zuge der Krise vorbereitet sein.
Deutschland gegen EU-Rettungsfonds
Schon im Vorfeld des Gipfels wies die Bundesregierung Überlegungen zurück, nach US-Vorbild einen europäischen Rettungsfonds für Banken zu schaffen. Sarkozy hatte sich von entsprechenden Planspielen seiner Wirtschaftsministerin Christine Lagarde distanziert.
Frankreichs Wirtschaft schwächelt
Frankreich, der wichtigste Handelspartner Deutschlands, droht in eine Rezession abzurutschen. Nach Angaben des nationalen Statistikamtes in Paris dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um 0,1 Prozent gefallen sein. Bereits im zweiten Quartal gab es einen Rückgang des BIP um 0,4 Prozent. Bei zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit negativem BIP sprechen Experten von einer Rezession. Ministerin Lagarde betonte, die Regierung "sei total mobilisert", um die Kaufkraft der Bürger zu schützen.
IWF: USA droht Rezession
Schlecht sind auch die Aussichten für die Wirtschaft in den USA. Nach einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) droht dem Land wegen der Finanzkrise eine tiefe Rezession.
Die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte zeige, dass es ein besonders hohes Rezessionsrisiko gebe, wenn eine Finanzkrise – wie derzeit in den USA - auf steigende Immobilienpreise und ein starkes Kreditwachstum folge, erklärte IWF. Die Entwicklung in den USA ähnele dem Muster früherer Krisen in mehreren Ländern, die in eine Rezession gemündet seien. Die wirtschaftliche Abkühlung sei meist besonders drastisch, wenn sie auf eine Bankenkrise folge, erklärte der IWF in seinem halbjährlichen Weltwirtschaftsausblick. (wl)