1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eurostärke (noch) kein Grund zur Sorge

Zhang Danhong
26. Januar 2018

Im Idealfall soll der Wert einer Währung die Wirtschaftslage eines Landes oder eines Währungsraums abbilden. Der Wechselkurs zwischen dem Dollar und dem Euro ist in der letzten Zeit von diesem Idealfall stark abgewichen.

https://p.dw.com/p/2rYyp
Symbolbild Kursverluste Euro und Dollar
Bild: ullstein bild - Klein

Eigentlich spricht einiges für die Stärke des US-Dollars. Die USA sind früher als die Eurozone in den wirtschaftlichen Aufschwung gekommen. Während die Notenbank Fed bereits die ersten Zinserhöhungen vollzogen hat, erwerben die europäischen Währungshüter noch bis mindestens September Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von derzeit monatlich 30 Milliarden Euro. Das Steuersenkungsprogramm von US-Präsidenten Donald Trump entfacht zusätzliche Wachstumsimpulse, was in eine Dollarstärke münden sollte.

Doch in Wirklichkeit ist der Wert des Greenbacks im Vergleich zum Euro auf den tiefsten Punkt seit 2014 gefallen. Im Moment entspricht ein Euro knapp 1,25 Dollar. Das liegt nicht zuletzt am Finanzminister der USA. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos erklärte Steve Mnuchin, ein schwächerer Dollar sei gut für die USA, weil er Vorteile im internationalen Handel bringe. Manche sehen darin einen Bruch mit der "Strong Dollar Policy".

Our currency, your problem

Jürgen Matthes Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft KölnBild: Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Das sieht Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln anders und erinnert an den bekannten Spruch eines anderen US-Politikers vor über 30 Jahren. "Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem", sagte einst John Connally, seinerzeit Finanzminister unter Richard Nixon. Die Denke, die dahinter stehe, sei die eines Schwachredens des US-Dollar durchaus vergleichbar, meint Mattes. Die Eurostärke habe auch mit der bekannten Charttechnik zu tun: "Wenn der Finanzmarkt einmal in eine Richtung geht, tendiert er dazu, zumindest kurzfristig stärker als fundamental gerechtfertigt in diese Richtung weiterzugehen."

Die schnelle Aufwertung der europäischen Einheitswährung hat derweil die EZB in ein Dilemma gebracht. Der starke Euro nimmt ihr den Druck auf eine baldige Zinswende, da er die Importe verbilligt und die Inflation bremst. So hat EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag (25.01.)signalisiert, nur sehr geringe Chancen für eine Zinserhöhung für 2018 zu sehen. Schließlich würde sie zu einem weiteren Höhenflug des Euro führen. Das würde die Exporte noch teurer machen und den Euro-Volkswirtschaften Schaden zufügen. Ein weiteres Hinauszögern der Zinswende könnte aber andere Risiken befeuern, beispielsweise Blasen an den Aktien- und Immobilienmärkten. Zudem untergräbt die Nullzinspolitik die Geschäftsgrundlage für Versicherungen, die kaum noch kostendeckend arbeiten können. 

Kein Grund zur Panik

Doch vorerst überwiegt die Sorge um einen zu starken Euro. Vor allem in den südeuropäischen Volkswirtschaften, deren Produkte preissensibler sind als die deutschen, könnte der hohe Euro-Wechselkurs das zarte Pflänzchen des Wachstums gefährden. IW-Ökonom Matthes sieht das weniger dramatisch: "Wir können umgekehrt sagen, dass der lange Zeit niedrige Euro vor allem den Südeuropäern geholfen hat. Wenn sich der Euro um die Marke von 1,20 stabilisiert, dann können sie auch damit leben."

Zur Entschärfung hat bereits Donald Trump persönlich beigetragen. In einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC sagte der US-Präsident: "Der Dollar wird stärker und stärker und am Ende möchte ich einen starken Dollar sehen." Gegensätzliche Äußerungen von Mnuchin vom Vortag seien aus dem Zusammenhang gerissen wiedergegeben worden, so Trump.

Die Angst vor einem Abwertungswettkampf ist also unbegründet. Das betonte auch der japanische Notenbankchef. Wechselkurse sollten die wirtschaftlichen Fundamentaldaten widerspiegeln, erklärte Haruhiko Kuroda am Freitag in Tokio.

Die Fundamentaldaten sehen sowohl für die USA als auch für die Eurozone günstig aus. Die US-Wirtschaft wird weiter von der Steuerpolitik profitieren. Aber auch der Aufschwung in Europa gewinne an Kraft und Breite, meint Ökonom Matthes. "Das hat sich noch nicht in Inflationszahlen niedergeschlagen. Aber mittelfristig wird auch das der Fall sein." Dann komme auch die EZB an einer Zinserhöhung nicht mehr vorbei. Da an den Finanzmärkten die Zukunft gehandelt wird, ergibt sich mittelfristig für den Euro ein größerer Aufwertungsdruck als für den Dollar.