Eurovision Song Contest 2019: Die größten Flops
Immer gibt es Songs, an denen sich die Geister scheiden - und immer wieder kommt es vor, dass gerade solche Lieder die größten Chancen auf den Sieg haben. Wie sehen Silke und Rick das? Wem geben sie gar keine Chance?
Unerträglich: Conan Osiris - "Telemóveis" (Portugal)
Silke: Ich habe es wirklich versucht. Mehrmals. Ehrlich. Manche Songs brauchen ja ein bisschen. Aber dieses Lied klingt wie eine Toncollage, bei der nichts zusammenpasst. Ein merkwürdiges Gebimmel und ein jammernder Gesang (soll er an Fado erinnern?). Es gehört viel Mut dazu, sich mit einer solchen Nummer auf eine ESC-Bühne zu stellen. Vielleicht bringt ihm das Punkte. Von mir allerdings nicht.
Empörend: KEIInO - "Spirit in the Sky" (Norwegen)
Rick: Die Skandinavier wissen, wie man einen ESC-Erfolg bastelt, richtig? Packt man dann jede abgenutzte Formel in einem Song zusammen, erhält man dieses Ergebnis: KEIInO. Eine Sängerin, die meistens die Tonhöhe verfehlt, einen männlichen Vokalisten, der sich vergeblich im traditionellen Joik-Gesang versucht, dazu ein monotoner Refrain, Feuer und Trommeln. Ein Potpourri der Geschmacklosigkeit.
Langweilig: Zala Kralj & Gašper Šantl - "Sebi" (Slowenien)
Silke: Es ist eine Liebesgeschichte, selbst komponiert und stammt nicht aus der Feder renommierter ESC-Komponisten. Aber - sorry - das haut mich dennoch nicht vom Hocker. Es ist verhalten elektronisch instrumentiert und in Landessprache gesungen, was ja nicht verkehrt ist. Aber das in sich gekehrte Gesinge erreicht mich einfach nicht. Nach langen 3:18 Minuten bin ich froh, dass es zu Ende ist.
Aussichtslos: S!sters - "Sister" (Deutschland)
Rick: Auch wenn ich jetzt in meiner Wahlheimat böse Blicke bekomme - einer muss es ja sagen, wenn Silke sich nicht traut: Der Song ist zwar ganz nett, aber das eigens für den ESC mit heißer Nadel gestrickte Duo und sein Kunstprodukt sind offensichtlich hundert Prozent Kalkül und null Authentizität. Wird das Lied bei 41 Teilnehmerländern in die Top-40 gelangen? Da bin ich mir nicht so sicher.
Enttäuschend: Darude - "Look Away" (Finnland)
Silke: Schade schade schade. Die größte Enttäuschung für mich in diesem Wettbewerb! DJ Darude hat in den 1990ern für einen der größten Techno-Hits aller Zeiten gesorgt - auch heute lässt man sich gerne nochmal von "Sandstorm" aus den Socken heben. Doch was nun? Ein mittelmäßiger Song mit einem mittelmäßigen Sänger - sorry, Jungs: Auch der gute Name hilft euch da übers Semifinale nicht hinaus.
Ermüdend: Nevena Božović - "Kruna" (Serbien)
Rick: Stellvertretend für alle jungen Frauen, die sich mit wehenden Haaren zu großen Balladen aufschwingen - und davon gibt es auch in diesem Jahrgang einige - habe ich Nevena Bozovic aus Serbien und ihr Lied "Krone" ausgesucht. Die 24-Jährige ist Veteranin mehrerer Castingshows und ESC-Juries. Also wohl ein Produkt der ESC-Maschinerie. Selbst die ESC-Onlineseite schreibt: "Kein Mut zum Risiko".
Flach: Serhat - "Say Na Na Na" (San Marino)
Silke: Serhat ist wirklich ein charismatischer Typ mit guten Crooner-Qualitäten. In weißem Anzug tanzt er auf der Bühne zwischen hübschen weißgekleideten Tänzern herum - ganz der galante Entertainer. Seine Stimme schnurrt wie ein zufriedener Kater. Aber was soll bitte dieses seichte Popnümmerchen mit dem Nimbus eines pinkfarbenen Flummiballs aus den 90ern? Von mir: dreimal NEIN.
Unterdurchschnittlich: Serhat - "Say Na Na Na" (San Marino)
Rick: Was wäre Eurovision ohne San Marino? Oder vielmehr: Was wäre San Marino ohne Eurovision? Es ist das Land, von dem man sonst nie etwas hört. Ich glaube, die San Marinos werden beim ESC so lange mitmachen, bis sie endlich gewinnen. Diesmal aber noch nicht. Der Titel "Say Na Na Na" sagt schon alles, nämlich: nichts. Bei viel Mittelmaß das mittelmäßigste.
Schrecklich: Kate Miller Heidke - "Zero Gravity" (Australien)
Silke: Drei Frauen werden auf langen Stangen befestigt, lange Wallewalle-Kleider über sie gestülpt. Sie ragen aus einer rauchgeschwängerten Bühne heraus und werden hin und hergeschwenkt. Unfreiwillig komisch! Dabei singt Kate eine Art Pop-Oper in höchstem Sopran, wobei sie entfernt an Mozarts Königin der Nacht aus der "Zauberflöte" erinnert. Leider ist es in diesem Fall nur schrecklich.
Überflüssig: Kate Miller-Heidke - "Zero Gravity" (Australien)
Rick: Als Opernbesucher müsste ich diesen Beitrag begrüßen, richtig? Falsch. Die Stimme ist angehaucht, die hohen Töne wackelig. Dann liest man sogar: Kate Miller-Heidke sei eine erfolgreiche Opernsängerin. Wenn sie aber hier unter ihren Möglichkeiten singt, kann ich ihr das nicht verzeihen. Das zweigeschossige Hoch-Kleid ist auch nicht originell; siehe Estlands Beitrag vom Vorjahr.