Eurovision Song Contest: Outfits aus dem Horrorladen
An diesem Dienstag beginnt der ESC 2018. Flammenkleider, Fledermausflügel, Sterne und Peitschen: Beim ESC scheint modisch nichts unmöglich zu sein. In mehr als 60 Jahren haben die Zuschauer schon viel Elend gesehen.
Sandie Shaw
Für heutige Verhältnisse ist das Bühnenkleid der britischen Sängerin Sandie Shaw eher süß. Doch 1967 sorgten gleich zwei Dinge für empörte Aufschreie. Erstens: Die Sängerin trug ein Minikleid. Zweitens: Shaw trug ihr Lied "Puppet On A String" barfuß vor. Trotzdem gewann sie. Später traten viele barfuß beim ESC auf. Auch die deutsche Kandidatin Levina 2017. Das half ihr nicht - sie wurde Vorletzte.
Abba
Was wie eine Sammlung verunglückter Karnevalskostüme aussieht, war in den 1970ern State of the Art. Die schwedische Popband Abba konnte mit diesen gewagten Kombinationen aus Samt, Polyester und Plateaustiefeln beim Publikum durchaus punkten. Ihr Song "Waterloo" gewann den Contest 1974 - und damit begann eine der erfolgreichsten Karrieren der Popgeschichte.
Nicole
Die 1980er sind das Jahrzehnt der Fönfrisuren, Schulterpolster und grellen Farben. Nicht so bei Nicole. Die deutsche Teilnehmerin setzte sich 1982 in einem braven schwarzen Kleid mit weißem Spitzenkragen mit ihrer Gitarre züchtig auf einen Stuhl, zwitscherte "Ein bisschen Frieden" und gewann den Contest im britischen Harrogate. Es war auch der erste ESC-Erfolg von Schlagerproduzent Ralph Siegel.
Guildo Horn
1998 startete Guildo Horn für Deutschland, der mit seiner Band "Die Orthopädischen Strümpfe" bereits seit vielen Jahren Schlager-Persiflage betrieben hatte. Er enterte die Bühne in einem Traum aus türkisfarbenem Samt. Schwitzend trug er "Guildo hat euch lieb" vor, komponiert von Stefan Raab, der sich mit einem Gruß an ESC-Veteran Ralph Siegel "Alf Igel" nannte. Und siehe: Horn wurde Siebter!
Dana International
Die transsexuelle Sängerin aus Israel überstrahlte 1998 mit ihrem bunten Gefieder selbst Guildo Horns Samt-Traum. Mit ihrem Song "Diva" setzte sie ein Zeichen für Toleranz und Offenheit und gewann den Wettbewerb. Unvergessen auch ihr schwarzes Kleid mit den Feder-Ärmeln, designt vom französischen Modemacher Gaultier.
Stefan Raab
Wenn schon schrill, dann richtig. Jetzt wollte Stefan Raab es selbst wissen. In einem Kostüm aus weißem Stoff, gelben Sternen und goldenen Pailletten performte er 2000 in Stockholm den Nonsens-Song "Wadde hadde dudde da" und wurde Fünfter. Es sollten zehn weitere Jahre vergehen, bis er sich schließlich die ESC-Krone aufsetzen konnte. 2010 gewann Raabs Schützling Lena mit "Satellite".
Ruslana
2004 fegte die ukrainische Sängerin Ruslana über die ESC-Bühne in Istanbul. Mit Leder, Nieten, Peitschen und ordentlich Wind in den Haaren sang sie "Wild Dance" und brachte die Halle zum Kochen. Sie gewann den Contest. Sicher auch wegen des knappen Outfits, das wirkt wie aus einem trashigen Barbaren-Film.
Lordi
Viele ESC-Fans und Experten hätten den Auftritt der finnischen Monsterbande gerne verhindert. Doch das Publikum hatte Spaß an den Horrormasken und dem Rockbrett, das die Finnen in das sonst eher zart besaitete Publikum prügelten. Lordi gewannen mit "Hard Rock Hallelujah" den ESC 2006 in Athen. Und zwar haushoch.
Verka Serduchka
In Helsinki sang 2007 ein Mann, verkleidet als Drag Queen, für die Ukraine. Der Titel "Dancing Lasha Tumbai" war eigentlich sinnfrei, aber viele vermuteten ein verstecktes "Russia Goodbye". Was keinen Raum für Vermutungen zuließ, war Verkas Kostüm. In diesem silbernen Sternen-Ungetüm sang er unvergessene Zeilen wie "Sieben, sieben, ailulu - sieben, sieben eins, zwei" und wurde damit Zweiter.
3 + 2
Oslo 2010: Zunächst standen die drei Damen und zwei Herren aus Weißrussland ganz normal auf der Bühne und sangen ihr zuckertriefendes Liedchen "Butterflies". Doch plötzlich schossen aus den Rücken der Sängerinnen Schmetterlingsflügel - dieser Kitsch wurde mit dem vorletzten Platz bestraft. Gewonnen hat die deutsche Teilnehmerin Lena. Vielleicht auch, weil sie ein sehr schlichtes Kleid trug.
Buranowski Babuschki
"Come on and Bum Bum!" Mit sechs Seniorinnen in Trachten wollte Russland 2012 in Baku gewinnen. Die Damen rockten tatsächlich die Bühne, mit einem Song, der eher in ein Aerobic-Studio passte als zum Senioren-Kaffeekranz. In selbstgestrickten Wollsocken und geflochtenen Feldschuhen und dem Mund voller Goldzähne sangen sie sich mit "Party For Everybody!" auf den zweiten Platz.
Aliona Moon
Was sich eine Frau beim ESC modisch antun kann, zeigte 2013 eindrucksvoll die moldawische Kandidatin. Im schwedischen Malmö wurde sie mit ihrem monströsen Kleid auf ein Podest gehievt und durfte sich nicht mehr bewegen. Denn sonst wäre die Lichtinstallation - Verzeihung! - in die Hose gegangen. Sie blieb standhaft und verschaffte ihrem Land mit der Ballade "A Million" den elften Platz.
Conchita
2014 stand schließlich doch eine echte Drag Queen auf der Bühne des ESC in Kopenhagen. Nur sah sie nicht wirklich aus wie eine Frau, weil sie einen Vollbart trug. Trotzdem stand die Frau mit dem merkwürdigen Namen Conchita Wurst da wie eine der ganz großen Diven des ESC und sang sich mit der dramatischen Powerballade "Rise Like A Phoenix" auf den ersten Platz.
Nina Kraljic
"Was für ein Kleid-Ding. Wer denkt sich sowas aus?? Fledermaus in Alufolie", schrieb die Verfasserin dieser Bildergalerie 2016 beim Anblick der kroatischen Sängerin auf Twitter. Für dieses Ungetüm bekam Nina Kraljic den Barbara Dex Award, eine inoffizielle Fan-Auszeichnung für die am schlechtesten gekleideten ESC-Teilnehmer. Mit dem Song "Lighthouse" landete Nina Kraljic nur auf Platz 23.
Jamie-Lee
2016 schickte Deutschland die 18-jährige Jamie-Lee ins Rennen. Beim Vorentscheid mochte das Publikum die pink-blaue Manga-Gestalt, die sich im Song "Ghost" durch eine märchenhaft düstere Kulisse bewegte. Beim Contest in Stockholm schlug der kleinen Lady weniger Liebe entgegen. Ob ihr Outfit schuld war oder der Song, ist schwer zu sagen. Letzter Platz.
Slavko Kalezic
Er ist der jüngste Träger des Barbara Dex Awards. 2017 trat der heiße Typ für Montenegro im durchsichtigen Shirt auf und schwenkte seinen dicken Zopf wie eine Peitsche. Mit seinem Song "Space" hat er es zwar nicht ins Finale geschafft - aber dafür kann sich der Sänger, der sich gerne als Gesamtkunstwerk inszeniert, über die Auszeichnung fürs schrecklichste Outfit freuen.