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Evergrande-Aktie legt kräftig zu

23. September 2021

Die Lage beim chinesischen Immobilienriesen ist angespannt. Zwar erholt sich der Kurs des Unternehmens. Doch Investoren warten weiterhin gebannt auf Nachrichten, ob fällige Zinszahlungen geleistet werden können.

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China Evergrande
Bild: Katherine Cheng/ZUMA Wire/imago images

Der schwer angeschlagene chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat am Donnerstag trotz anhaltender Ängste vor Zahlungsausfällen an der Hongkonger Börse kräftig zugelegt. Die Evergrande-Aktie beendete den Handel mit einem Plus von rund 17 Prozent auf 2,66 Hong-Kong-Dollar. Zeitweise waren die Papiere sogar um über 30 Prozent gestiegen.

Laut Beobachtern reagierten Anleger auf eine Ankündigung vom Vortag , wonach sich der Konzern etwas Luft verschaffen konnte. Evergrande hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sich das Unternehmen mit Gläubigern über Zinszahlungen für eine im südchinesischen Shenzhen gehandelte Anleihe geeinigt habe, die am Donnerstag fällig wurden.

Die Hongkonger Börse war am Mittwoch wegen eines Feiertags geschlossen.

Der chinesische Konzern hat Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar. Anleger befürchten einen Zahlungsausfall. Der Konzern muss Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht zu bezahlen. Zudem schuldet Evergrande Kleinanlegern, darunter vielen Mitarbeitern, mehrere Milliarden Dollar.

Weitere Zins-Zahlungen werden fällig

Für anhaltende Verunsicherung sorgte, dass das Unternehmen noch immer keine Angaben zu einer weiteren in US-Dollar gehandelten Offshore-Anleihe gemacht hat. Nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg musste Evergrande hierfür am Donnerstag eine Zinszahlung von 83,5 Millionen US-Dollar (rund 71 Mio. Euro) leisten. Eine weitere Zinszahlung von 47,5 Millionen Dollar ist am 29. September fällig. Für beide Zahlungen gilt laut Bloomberg eine Nachfrist von 30 Tagen, was Evergrande weitere Zeit verschaffen könnte.

Der Chef des hochverschuldeten Konzerns hat die Belegschaft dringend dazu aufgerufen, all ihre Energie in die Wiederaufnahme der Produktion zu stecken. Xu Jiayin rief über 4000 Manager und Beschäftigte zu einem Krisentreffen zusammen, wie die Staatszeitung China Securities am Donnerstag berichtete. Evergrande droht die Pleite, was nicht nur den Immobiliensektor des Landes ins Rutschen bringen, sondern auch Folgen für die gesamte chinesische Wirtschaft haben könnte.

Xu habe am Mittwochabend den Anwesenden gesagt, sie müssten "all ihre Energie in die Wiederaufnahme der Arbeit und der Produktion sowie in die Bereitstellung von Immobilien stecken", berichtete die Börsenzeitung. Nur so könnten die Rechte und Interessen von Käufern und Investoren gleichermaßen geschützt werden. Die Unternehmensgruppe müsse alles daran setzen, "ihre Verpflichtungen einzuhalten", wurde der Evergrande-Gründer weiter zitiert. Er versprach zudem eine hochgradig "verantwortungsvolle Haltung gegenüber Investoren".

Chef der Schweizer Notenbank mahnt zur Vorsicht

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verfolgt die Auswirkungen der Krise um den chinesischen Immobilienkonzern Evergrande genau. "Es ist falsch, hier in Alarmismus zu verfallen, aber auch falsch, hier einfach alles zu ignorieren und zu sagen, es sei ein lokal kleines Problem", sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. "Wir haben immer wieder gesehen, dass aus scheinbar kleinen Entwicklungen plötzlich die Finanzmärkte verunsichert werden und größere Korrekturen kommen. Wir werden das ganz genau verfolgen, wie das alle anderen Zentralbanken auch machen werden."

Evergrande zeige, dass es immer wieder zu unerwarteten Störungen kommen könne, die dann größere Auswirkungen hätten, sagte Jordan. Entsprechend wichtig sei es, dass die Akteure auf den Finanzmärkten wie etwa Banken über Eigenkapitalpolster verfügten, um Verluste absorbieren und so Dominoeffekte vermeiden zu können.

ul/hb (dpa, afp)