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Ex-Diktator Taylor schuldig

26. April 2012

Liberias früherer Präsident Charles Taylor ist in Den Haag wegen Kriegsverbrechen für schuldig befunden worden. Das Strafmaß wird vom UN-Sondertribunal später verkündet. Der Ex-Diktator hatte alle Vorwürfe bestritten.

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Former Liberian President Charles Taylor (rear L) sits next to a security guard as he waits for the start of a hearing to receive a verdict in a court room of the Special Court for Sierra Leone in Leidschendam, near The Hague, April 26, 2012. A special court delivers its verdict on Thursday on whether Taylor is guilty of crimes against humanity by supporting and directing rebels who pillaged, raped and murdered during the Sierra Leone civil war. The verdict will be the first passed on a former head of state by The Hague's international courts in what human rights advocates say is a reminder that even the most powerful do not enjoy impunity. REUTERS/Peter Dejong/Pool (NETHERLANDS - Tags: CRIME LAW POLITICS)
Den Haag Ex-Präsident von Liberia Charles Taylor vor GerichtBild: Reuters

Das ist das erste Urteil gegen einen ehemaligen afrikanischen Staatschef vor einem internationalen Gericht. Eine mögliche Haftstrafe müsste der Verurteilte in Großbritannien absitzen. Nun wird erwartet, dass die Verteidigung Berufung einlegen wird.

Charles Taylor, der als einer der brutalsten Warlords Afrikas gilt, war 2006 festgenommen worden. Im Juni des darauffolgenden Jahres begann das Verfahren gegen ihn vor dem UN-Sondertribunal in Den Haag. Die Anklage umfasste elf Punkte, darunter Mord, Rekrutierung von Kindersoldaten und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er soll in dem blutigen Bürgerkrieg im Nachbarland Sierra Leone in den 1990er Jahren seine Position missbraucht haben, um dort die brutale Rebellengruppe „Revolutionäre Vereinigte Front“ (RUF) mit Waffen auszurüsten. Als Gegenleistung hat Taylor laut Staatsanwaltschaft wertvolle Diamanten, so genannte „Blutdiamanten“, aus den Minen des Landes erhalten.

Brutalität und Habgier

Während des Bürgerkriegs in Sierra Leone wurden zwischen 1991 und 2001 etwa 120.000 Menschen getötet. Nach Überzeugung der Ankläger zettelte Taylor den blutigen Konflikt im Nachbarland an, um sich Zugriff auf die Diamanten zu verschaffen. Der heute 64-Jährige, der von 1997 bis 2003 Präsident von Liberia war, habe die RUF im Nachbarland Sierra Leone „kontrolliert“. Er sei deshalb mitverantwortlich für die Verbrechen der Rebellen, die unter anderem Kindersoldaten in den Kampf schickten und mit deren Hilfe Taylor seine Diamantenschätze angehäuft haben soll.

Taylor für Kriegsverbrechen verantwortlich

Langwieriger Prozess

Das Verfahren fand aus Sicherheitsgründen nicht in der Hauptstadt von Sierra Leone, Freetown, sondern in Den Haag statt. Die Anklage ließ 94 Zeugen aufmarschieren, darunter Prominente wie die US-Schauspielerin Mia Farrow, Südafrikas Ex-Präsident Nelson Mandela und das britische Top-Model Naomi Campbell.

Dutzende Zeugen berichteten vor Gericht von ihren traumatischen Erlebnissen. Zivilisten sollen Arme und Beine abgehackt und Ohren und Nasen abgeschnitten worden sein. Ein früherer Mitarbeiter erklärte, Taylor habe eine menschliche Leber gegessen.

Das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag (Foto: AP)
Das Kriegsverbrechertribunal in Den HaagBild: AP

Seit der Prozess im März 2011 mit den Schlussplädoyers beider Seiten zu Ende gegangen ist, mussten die Richter rund 50.000 Seiten mit Zeugenaussagen lesen und 1520 Beweisstücke untersuchen. Das Strafmaß muss der Sondergerichtshof noch festlegen. Die Verteidigung hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen und sich überzeugt gezeigt, dass ihr Mandant freigesprochen werde. Seine Rolle in Sierra Leone sei "komplett friedlich" gewesen. Auch Taylor hatte in allen Anklagepunkten auf unschuldig plädiert.

rv/rb (dpa, afpd)