Konkurrenz für Google
29. Juli 2008Schon viele sind ausgezogen, der weltbeherrschenden Suchmaschine Google Konkurrenz zu machen, bisher ohne großen Erfolg. Nun ist ein Versuch gestartet worden, dem Experten Chancen einräumen: Am Montag (28.07.2008) ging die Suchmaschine Cuil an den Start, die nach Firmenangaben mehr als 120 Milliarden Internetseiten nach Suchwörtern durchforstet.
"Seit zehn Jahren praktisch gleich"
Das Verzeichnis sei damit etwa dreimal so groß wie das von Google - ihre Betreiber beschreiben sie daher als größte Suchmaschine der Welt. Mit Sicherheit lässt sich das nicht sagen, denn der Marktführer nennt seit fast drei Jahren keine Zahlen zu seinem Index mehr. Damals waren es 8,2 Milliarden Seiten. Nach einigen Anfragen zum neuen Konkurrenten versicherte Google am Freitag in seinem Blog, man durchsuche regelmäßig eine Billion Weblinks. Sie würden jedoch nicht alle in den Index aufgenommen, weil sie entweder ähnliche Inhalte hätten oder die Qualität der Suchergebnisse verschlechtern könnten. Google-Sprecherin Katie Watson erklärte, der Google-Index sei nach wie vor der größte.
Hinter dem Projekt "Cuil", gesprochen wie das englische cool, stecken vier ehemalige Google-Mitarbeiter, angeführt von dem Ehepaar Anna Patterson und Tom Costello. Patterson hatte schon vor ihrer Zeit bei Google an Suchtechniken gearbeitet und den Konzern so beeindruckt, dass Google ihre Firma 2004 kaufte, um seine eigene Technik damit zu verfeinern. 2006 machte sie sich wieder selbständig, mit dem Ziel, eine bessere Suchmaschine als Google zu entwickeln.
Pattersons Ehemann Tom Costello, Professor von der Stanford University, entwickelte Ende der 1990-er Jahre eine Suchmaschine mit Namen Xift und arbeitete später für IBM. Ihr Kollege Louis Monier war ebenfalls kurze Zeit für Google tätig, war jedoch zuvor Technologie-Chef bei AltaVista, das bis zur Einführung von Google 1998 als beste Suchmaschine galt.
Patterson hat nach eigenen Angaben gerne für Google gearbeitet, war aber dann mit dem Suchansatz des Unternehmens nicht mehr zufrieden. "Google sieht seit zehn Jahren praktisch gleich aus", sagte sie. "Und ich kann garantieren, dass es in einem Jahr noch genauso aussieht." Für die Entwicklung von Cuil beschafften sie und ihre Mitarbeiter 33 Millionen Dollar Risikokapital.
"Genauere Sucherergebnisse"
Der Name der neuen Seite stammt aus dem Gälischen, das Wort "Cuil" bedeutet "Wissen". Ihre Schöpfer versprechen, dass die Suchergebnisse genauer sind. Größter Unterschied von Cuil im Vergleich zu Google ist die Art, wie die Reihenfolge auf den Ergebnisseiten ermittelt wird. Während bei Google vor allem die Links herangezogen werden, die auf eine Seite verweisen, analysiert Cuil den gesamten Inhalt einer Seite.
Die neue Suchmaschine will dabei einen größeren Schutz der Privatsphäre bieten als die Konkurrenz: Cuil rühmt sich damit, die Daten der Benutzer weder zu erfassen, noch ihre Profile zu speichern. Die Nutzer hinterließen also keine Spur im Netz.
Die Ergebnisse werden nicht in einer Liste dargestellt, sondern magazinartig mit Bildern präsentiert. Daneben finden sich Kategorien zum Thema, die für weitere Informationen angeklickt werden können. Zu etlichen Suchbegriffen oder kombinierten Suchen findet Cuil allerdings (noch) nichts, wohingegen Google bei denselben Begriffen mit langen Trefferlisten
aufwartet
Google gibt sich begeistert
Der Start von "Cuil" ist nicht der erste Versuch, dem Marktführer Google Konkurrenz zu machen. Microsoft und Yahoo haben hunderte Millionen Dollar in die Internet-Suche investiert und verlieren gegenüber Google doch an Boden. Im Mai hatte Google einen Marktanteil von 62 Prozent bei den US-Anfragen. Yahoo kam auf 21 Prozent, Microsoft nur auf 8,5 Prozent. Auch kleinere Unternehmen wie Teoma, Vivisimo oder Snap bieten ihre Dienste an.
Google ist zum Synonym für die Internet-Suche geworden. Damit sei es vielleicht sogar egal, wie gut "Cuil" oder andere Konkurrenten seien, sagte der Analyst Allen Weiner. "Bei der Suche geht es genauso wie bei allem anderen um die Marke", erklärte er. "Ich bezweifle, dass 'Cuil' irgendjemandem bei Google den Schlaf raubt."
Google begrüßte den neuen Mitbewerber mit der üblichen Begeisterung. "Großartige Wettbewerber sind von gewaltigem Nutzen für uns", erklärte Watson. "Sie lassen uns härter arbeiten und davon profitieren unsere Nutzer." Allerdings sieht sich der Platzhirsch zum ersten Mal mit einer Suchmaschine konfrontiert, die von ehemaligen Mitarbeitern entwickelt wurde. (stu)