1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ex-Ministerpräsident Höppner gestorben

9. Juni 2014

Der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner, ist tot. Der SPD-Politiker starb nach langer schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Bekannt ist er vor allem als Erfinder des Magdeburger Modells.

https://p.dw.com/p/1CF6I
Reinhard Höppner (Foto: Pixel)
Bild: picture-alliance/dpa

Reinhard Höppner war seit langem krebskrank. In der Nacht zum Montag erlag der 65-jährige Pfarrerssohn, Mathematiker, Kirchentagspräsident und Politiker dieser Krankheit, wie der ehemalige Regierungssprecher und Höppner-Vertraute Franz Stänner bestätigte. Der SPD-Politiker und engagierte Christ war von 1994 bis 2002 insgesamt acht Jahre lang Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.

Sein Tod löste Bestürzung und tiefe Trauer bei politischen Weggefährten und in der evangelischen Kirche aus. SPD-Chef Sigmar Gabriel würdigte es als Leistung Höppners, Sachsen-Anhalt in schwierigen Zeiten sicher geführt zu haben. Das Bundesland und die Sozialdemokratie verlören mit ihm einen "mutigen Politiker". Die SPD-Fraktion im Magdeburger Landtag nannte ihn einen "leidenschaftlichen Vorkämpfer für die Interessen Ostdeutschlands". Der Magdeburger Linken-Fraktionschef Wulf Gallert würdigte den langjährigen Ministerpräsidenten als jemanden, der nie "auf kurzfristigen Beifall aus gewesen" sei.

Große Bestürzung äußerte auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sagte, die Kirche habe Höppner viel zu verdanken. "Sein Engagement für die Menschen und seine Liebe zu Gott waren Ausdruck seines Glaubens und ein großes Geschenk für unsere Kirche."

Reinhard Höppner und Nikolaus Schneider (Foto: dpa)
2007 war Höppner Kirchentagspräsident in Köln, hier mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, SchneiderBild: picture-alliance/dpa

"Magdeburger Modell"

In die deutsche Politikgeschichte ging Höppner ein als der erste Ministerpräsident, der mit Hilfe der SED-Nachfolgepartei PDS – der heutigen Linkspartei – ins Amt kam. 1994 bildete er eine rot-grüne Minderheitsregierung, die sich von der PDS tolerieren ließ. Von 1998 bis 2002 regierte er allein mit der SPD, erneut unter Tolerierung der PDS. Dieses "Magdeburger Modell" wurde wegen der indirekten Regierungsbeteiligung der PDS bundesweit kontrovers diskutiert.

Bevor der am 2. Dezember 1948 in Haldensleben bei Magdeburg geborene Höppner mit der Wende in der DDR in die Politik ging, war der promovierte Mathematiker schon jahrelang in der evangelischen Kirche engagiert. So war er von 1972 bis 1994 Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Verheiratet war er mit der evangelischen Pfarrerin Renate Höppner. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Nach der friedlichen Revolution trat Reinhard Höppner den Sozialdemokraten bei und wurde Vizepräsident der im März 1990 frei gewählten DDR-Volkskammer. Im wieder gegründeten Land Sachsen-Anhalt führte er von 1990 bis 1994 die SPD-Opposition, ehe er Ministerpräsident wurde. Als Höppner bei der Landtagswahl 2002 eine dramatische Niederlage erlitt und seine Partei fast die Hälfte der Stimmen verlor, übernahm er die politische Verantwortung und legte sein Amt nieder, blieb aber Landtagsabgeordneter. Erst im Januar 2006 verabschiedete er sich aus der Politik, damals war er bereits erkrankt.

kle/nis (epd, dpa, afp, kna)