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Starkregen nimmt zu

Richard Fuchs26. März 2014

In Japan haben Wissenschaftler und Regierungsvertreter begonnen, über den zweiten Teil des IPCC-Weltklimaberichts zu beraten. Der Deutsche Wetterdienst liefert dazu neue Daten.

https://p.dw.com/p/1BVPn
Grafik Klima-Pressekonferenz des Deutschen Wetterdienstes
Bild: CM-SAF / DWD

Die Wissenschaftler des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sind sich jetzt sicher: Vor allem bei den Niederschlägen werden sich weltweit drastische Verschiebungen ergeben. "Die extremsten Ereignisse beim Niederschlag werden die größte Steigerungsrate haben", sagt Paul Becker, DWD-Vizepräsident bei der Vorstellung neuer Klimadaten am Dienstag (25.3.2014) in Berlin.

Paul Becker vom DWD (Foto: DWD)
"Mehr Extreme auch beim Niederschlag", prognostiziert Paul Becker vom DWDBild: picture-alliance/dpa

Diese Vorhersage können die Forscher jetzt erstmalig nicht nur vermuten, sondern durch Zahlen genau belegen. Im Auftrag der World Metrological Organisation (WMO) führt der DWD dazu seit über 25 Jahren Langzeit-Niederschlagsmessungen durch. Daten aus über 90.000 Messstationen an Land werden jetzt mit Satellitenbeobachtungen über dem Meer kombiniert.

Karibische Hurrikane mit Extremregen werden zur Regel

Mit dem neuen Datenmaterial haben die DWD-Forscher auch tropische Wirbelstürme untersucht. Fallbeispiel war dabei Hurrikan Katrina, der 2005 zu verheerenden Schäden in den USA führte. Tagesgenaue Niederschlagsberechnungen haben jetzt gezeigt, dass der Hurrikan beim Auftreffen an Land bis 200 Liter pro Quadratmeter und Tag brachte. Zum Vergleich: In Berlin fallen im Jahr durchschnittlich gerade einmal 580 Liter pro Quadratmeter.

Die exakte Niederschlagsberechnung, so Becker, sei dabei eine wichtige Stütze für einen besseren Katastrophenschutz. Und zumindest für die Karibik-Region zeigte er sich sicher, dass die Bedingungen für Hurrikane und Starkregen weiter steigen. Das liege an der anhaltend hohen Meeresoberflächentemperatur in der Karibik, bei der durch Kondensation ab 26,5 Grad Celsius Wassertemperatur Tropenstürme mit hoher Niederschlagsintensität entstehen. "Da die Klimaszenarien der Region davon ausgehen, dass die Meerestemperatur weiter steigt, müssen die Anrainerstaaten in Zukunft mit noch stärkeren Niederschlägen bei Hurrikanen rechnen."

Rot markiert: Die Extremregenfälle bei Hurrikane Katrina im Jahr 2005 (Quelle: DWD).
Rot markiert: Die Extremregenfälle bei Hurrikan Katrina im Jahr 2005Bild: CM-SAF / DWD

In Nordamerika mehr, in Nordchina weniger Regenfälle

Auch in Europa nehmen die Extreme bei den Niederschlägen zu, sagt Becker: "Tendenziell längere Trockenphasen und häufigere Starkregen werden auch in unserer bisher von gemäßigtem Klima geprägten Region den Druck zur Anpassung an den Klimawandel erhöhen." Besonders die Häufung der Extremniederschläge der vergangenen Jahre stützt diese Voraussagen der Wissenschaftler. So erlebte Deutschland im Juni 2013 nach außergewöhnlich starken Regenfällen eine Jahrhundertflut, die 25 Menschen das Leben kostete - und rund elf Milliarden Euro Schäden verursachte.

Ein gebrochener Deich während des Hochwassers in Deutsch im Frühjahr 2013 (Foto: Jens Wolf/dpa).
Land unter, Deich gebrochen: Deutschland während des Frühjahrshochwassers 2013Bild: picture-alliance/dpa

Klare Trends, obwohl die Prognose von Niederschlagsmengen für Klimaforscher bislang zu den besonders heiklen Aufgaben gehört. Das liegt vor allem an der lückenhaften Messung, sagt Becker, aber auch an den vielen Einflussfaktoren, die Regenmenge und Niederschlagsorte manipulieren könnten. Trotzdem hat der Deutsche Wetterdienst jetzt globale Trends ausgemacht, wie sich neben den Niederschlagsextremen auch die weltweiten Niederschlagstrends verändern dürften. Das basiert auf Daten, die bis ins Jahr 1881 zurückreichen. Während sich die Niederschlagsmenge im zentralen und östlichen Nordamerika damit in den letzten 100 Jahren um fünf Prozent erhöht habe, seien die Niederschlagsmengen vor allen in Nordchina drastisch gesunken, sagt DWD-Vize Becker. "In Europa sehen wir eine markante Nord-Süd-Verteilung mit einer Zunahme der mittleren Niederschläge in Nord- und Mitteleuropa um etwa 20 Prozent und einer Abnahme im Mittelmeerraum".

Eine Satelittenaufnahme zeigt die Jahrhundertflut 2013 in Deutschland: rot markiert, die Extremniederschläge (Foto: DWD)
Jahrhundertflut 2013 in Deutschland: rot markiert, die ExtremniederschlägeBild: CM-SAF / DWD

In Deutschland zeigen die Analysen, dass es heute im Vergleich zu 1881 etwa zehn Prozent mehr Niederschlag gibt. Die Forscher gehen davon aus, dass sich diese Trends fortsetzen - also feuchte Regionen noch feuchter werden, aride Regionen dagegen häufig noch trockener. Ein Prozess, der durch die anhaltende globale Erwärmung weiter verstärkt wird.

So gehört das Jahr 2013 zu den zehn wärmsten Jahren seit Beginn moderner Wetteraufzeichnungen im Jahr 1850, die Jahre von 1983 bis 2012 stellt die wärmste 30-jährige Periode der vergangenen 1400 Jahre dar. Für die Forscher Grund genug, ihre Niederschlagsprognosen für glaubhaft zu halten. Noch gilt allerdings, dass die Forscher ihre Niederschlags-Szenarien nur auf Datenmaterial der vergangen 20 Jahre stützen können. Erste Aussagen über langfristige Klimatrends, so gesteht Becker ein, lassen sich eigentlich aber erst mit Datenmaterial von 30 Jahren treffen.