Leitzins im Euroraum bleibt auf Null
8. März 2018Seit März 2016 liegt der Leitzins auf einem Rekordtief. Daran wird sich auch nichts ändern. Der EZB-Rat tastete den Zins, mit dem sich Banken Geld leihen können nicht an. Er bleibt bei 0,0 Prozent. Zudem müssen Geldhäuser, die Geld bei der Notenbank parken, dafür weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.
Langsame Kehrtwende?
Die Zentralbank strich die Option einer erneuten Ausweitung der vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe aus ihrem Ausblick. Bisher hieß es, im Notfall könne das Programm hinsichtlich Umfang und Dauer noch aufgestockt werden. In dem nun veröffentlichten Ausblick führt die Notenbank diesen Passus nicht mehr auf. EZB-Chef Mario Draghi betonte aber, dass die Währungshüter nach wie vor "reaktiv" auf Marktentwicklungen agieren würden. Er verwies auf einen weiteren Passus, der, wenn nötig, auch weitere Ankäufe ermögliche.
Die Märkte treibt seit längerem die Frage um, wann die EZB ihre Anleihenkäufe ganz einstellen wird, mit denen für mehr Inflation gesorgt werden soll. Im Oktober hatte die EZB ihr gewaltiges Kaufprogramm für Staats- und Unternehmensanleihen um neun Monate bis mindestens Ende September 2018 verlängert, das monatliche Volumen von Januar an aber auf 30 Milliarden Euro halbiert. Daran wird sich nichts ändern. Die Transaktionen sollen fortgesetzt werden und bis Ende September ein Volumen von 2,55 Billionen Euro erreichen.
Inflation und Wachstum
Die EZB strebt eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben - das würde die Konjunktur abwürgen. Im Februar hatte sich die Inflation aber mit 1,2 Prozent wieder weiter vom EZB-Ziel entfernt. "Wir sehen einen starken Impuls in der europäischen Wirtschaft. Das überzeugt uns, dass wir langfristig unser Inflationsziel erreichen können", so EZB-Chef Mario Draghi.
Die EZB-Ökonomen rechnen 2018 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 2,4 (Dezember-Prognose: 2,3) Prozent. Für 2019 werden unverändert 1,9 Prozent erwartet und für 2020 weiter 1,7 Prozent vorausgesagt. "Die eingehenden Informationen, einschließlich unserer Prognosen, bestätigen die starke und breit angelegte Wachstumsdynamik in der Wirtschaft des Euro-Raums, die sich in naher Zukunft voraussichtlich etwas schneller als bisher erwartet ausweiten wird", sagte EZB-Präsident Mario Draghi.
"Einseitige Entscheidungen sind gefährlich"
Angesprochen auf die von Donald Trump angekündigten Zölle auf Aluminium und Stahl, sagte Draghi: "Wir sind überzeugt, dass solche Streitigkeiten multilateral besprochen werden." Einseitiges Vorgehen sei gefährlich. "Wenn jemand Strafzölle auf seine Freunde erhebt, stellt sich die Frage wer eigentlich die Feinde sind." Die EZB blicke nun darauf, ob es Gegenmaßnahmen von der Europäischen Union geben könnte und wie sich die Situation auf den Wechselkurs auswirke. Mit einiger Sorge haben die Notenbanker seit geraumer Zeit den vergleichsweise starken Euro im Blick. Außerdem seien die Auswirkungen auf das Vertrauen zwischen den USA und Europa nicht absehbar, so Draghi.
ar/nm/ul (dpa, rtr)