EZB verlängert Anleihekäufe
8. Dezember 2016Das bislang auf 1,74 Billionen Euro angelegte Programm für den Wertpapier-Kauf verlängerte die Europäische Zentralbank zunächst bis Dezember 2017. Allerdings verringerte sie das monatliche Volumen und setzt nun 60 Milliarden Euro und nicht mehr 80 Milliarden ein. Ziel ist vor allem die Stützung der Konjunktur. Die Währungshüter fluten bereits seit März 2015 über den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren Wirtschaft und Finanzbranche mit Geld.
Börsianer werteten die Entscheidung positiv, da das Gesamtvolumen der Anleihekäufe höher ausfalle als gedacht. Anleger hätten lediglich mit einer Verlängerung um ein halbes Jahr bei einem unveränderten monatlichen Volumen gerechnet. "Neun mal 60 sind eben mehr als sechs Mal 80", sagte ein Aktienhändler.
Die Niederlage von Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi bei dem Verfassungsreferendum am Wochenende hatte unter Ökonomen letzte Zweifel über den Kurs der Notenbank beseitigt. Die Anleihenkäufe helfen nach Ansicht vieler Volkswirte vor allem hoch verschuldeten Staaten wie Italien, ihre Zinslast erträglich zu halten. Nach dem Referendum waren die Risikoaufschläge auf italienische Staatsanleihen zeitweise gestiegen.
Wegen der anhaltend niedrigen Inflation hatten viele Ökonomen allerdings ohnehin mit einer Ausweitung der Sondermaßnahmen der EZB gerechnet. Die EZB-Zielmarke stabiler Preise bei einer jährlichen Teuerung von knapp unter 2,0 Prozent ist trotz der Geldflut immer noch weit entfernt - im November stieg die Inflation im Euroraum auf 0,6 Prozent. Den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, beließ die EZB auf dem Rekordtief von null Prozent. Parken Banken überschüssiges Geld bei der EZB, müssen sie dafür weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen.
EZB-Kurs ist vor allem in Deutschland umstritten
Das viele billige Geld soll im Idealfall die Konjunktur ankurbeln und auch die Teuerung anheizen. Bei langfristig niedrigen oder gar sinkenden Preisen könnten Unternehmen und Verbraucher Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird. Das könnte die Konjunktur abwürgen. Die Zweifel an der Wirksamkeit der EZB-Geldpolitik sind allerdings groß. Vor allem aus Deutschland gibt es immer wieder Kritik. "Das Argument der EZB, die Inflationsrate im Euroraum sei zu niedrig, trägt 2017 nicht mehr", argumentierte der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Die Teuerung dürfte sich im nächsten Jahr dem Inflationsziel der EZB annähern, weil der dämpfende Effekt der Ölpreise auslaufe. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann mahnte kürzlich erneut, geldpolitische Sondermaßnahmen mit Augenmaß einzusetzen.
ar/zdh (dpa, rtr)