Fünf Gründe für Kroatiens Stärke
21. Juni 2018Kroatiens Kapitän Luka Modric muss nicht lange überlegen. Als er nach dem rauschenden 3:0 (0:0)-Erfolg über Argentinien und dem damit verbundenen vorzeitigen Einzug ins WM-Achtelfinale nach dem entscheidenden Faktor gefragt wird, antwortet er blitzschnell: "Der Zusammenhalt auf dem Platz hat uns so stark gemacht."
Das stimmt, es gibt aber auch noch weitere Gründe:
1. Zusammenhalt
Wie stark die Gemeinschaft im Team ist, das ließ sich über 90 Minuten gut beobachten. Die Kroaten wirkten zu jeder Zeit strukturierter als Argentinien. Sie griffen gemeinsam an und arbeiteten auch gegen den Ball stets mit mehreren Spielern. Das macht sie zu einem unangenehmen Gegner. Zu einer richtigen Mannschaft gehört auch Uneigennützigkeit: die war symptomatisch zu sehen beim Treffer zum 3:0-Endstand. Mateo Kovacic hatte nach einem Konter den Treffer schon auf dem Fuß, legte aber noch mal quer zum noch besser postierten Rakitic (90.+1).
2. Zweikampfstärke
Dass es ein körperbetontes Duell gegen die unter Druck stehenden Argentinier werden würde, war im Vorhinein schon klar. Besonders im Mittelfeld schenkten sich beide Teams nichts. Knallhart ging es in die Zweikämpfe, es gab viele Fouls. Vier von sieben gelben Karten kassierte das Team von Zlatko Dalic. Die wichtigste Erkenntnis: Mit Härte ist dieser Mannschaft nicht beizukommen. Die Kroaten lassen sich nicht ohne weiteres den Schneid abkaufen.
3. Taktische Disziplin
Argentiniens Offensive im Allgemeinen und Lionel Messi im Besonderen waren nicht zu beneiden. Die Kreise des Superstars der Albiceleste wurden von mehreren Kroaten im Verbund derart eingeengt, dass Messi immer wieder auf den Flügel ausweichen musste. Er war kein Faktor in diesem Spiel. Konter oder Tempodribblings der Argentinier ließen die Kroaten so gut wie gar nicht zu. Mustergültig war dagegen das Angriffspressing, um dem Gegner den Spielaufbau schwer zu machen.
4. Starkes Mittelfeld
Real Madrid und der FC Barcelona - in der spanischen Liga sind sie sich spinnefeind, in dieser kroatischen Elf harmonieren sie wunderbar. Ivan Rakitic (Barca) und Modric (Madrid) sind Weltklasse und zeigen es bei dieser WM auch. Im Zentrum erobern sie Bälle, verteilen sie auch unter Druck geschickt und sind darüber hinaus auch selbst noch torgefährlich. Kapitän Modric ließ die argentinische Defensive mit einer Körpertäuschung aussteigen und traf aus der Distanz traumhaft zum 2:0 (80.) bevor Rakitic den Schlusspunkt setzte.
5. Differenzierter Sturm
Und als wäre das nicht Torgefahr genug, haben die Kroaten auch noch zwei sehr unterschiedliche Stürmer im Aufgebot. Zum einen Sturmtank Mario Mandzukic, der mit seiner Kopfballstärke bei Standards für Gefahr sorgt und lange Bälle in die Spitze behaupten und verteilen kann. Zum anderen ist da Ante Rebic, Typ schneller Konterstürmer von Eintracht Frankfurt, eine Fähigkeit, die er gegen Argentinien gar nicht zur Entfaltung zu bringen brauchte, nachdem ihm Keeper Willy Caballero mit einem Patzer das 1:0 quasi auflegte (53.). Rebic musste gegen Argentinien allerdings verletzt vom Feld, eine genaue Diagnose steht noch aus.
Mit diesen Stärken hat es das kroatische Team zum ersten Mal seit 1998 in die K.O.-Phase eines WM-Turniers geschafft. Die Stärken sprechen dafür, dass es noch ein längerer Aufenthalt in Russland werden kann.