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Für 100 Euro nach China

Fengbo Wang26. November 2002

Chinas Internetmarkt bietet auch ausländischen Internet-Firmen große Wachstumschance. Ab Dezember können sie daran noch besser teilhaben. Dann steht ihnen auch die Domain-Endung .cn zur Verfügung.

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Chinesen können künftig mehr Seiten mit .cn-Endung besuchen

Die NeuStar Inc. verwaltet bisher .biz- und .us-Top-Level-Domains. Ihren Angaben zufolge will sie demnächst Unternehmen in aller Welt die Möglichkeit bieten, chinesische Internet-Adressen mit der .cn-Endung auch außerhalb Chinas zu erwerben und damit eine Online-Identität in dem rasant wachsenden Markt Chinas zu etablieren.

Surfende Chinesin mit Thumbnail
Surfende ChinesinBild: AP

Nach den Worten von Jennie-Marie Idler, der NeuStar-Geschäftsführerin in Europa, liegt der wichtigste Vorteil einer .cn-Domain für ausländische Unternehmen darin, dass sie damit chinesische Interne-Nutzer direkter ansprechen. Im Unterschied zu anderen Kürzeln wie .com oder .net belege .cn, ebenso wie .de für Deutschland oder .us für die Vereinigten Staaten, eindeutig die Chinaorientierung eines Internet-Angebots.

Psychologie

Durch die Domain-Endung .cn werde chinesischen Nutzern das Gefühl vermittelt, dass sie mit einem China-Insider zu tun haben, meint Frau Idler. Mit einer .cn-Adresse zeige eine ausländische Firma ihr starkes Engagement für und in China. Diese emotionale Identifikation wirke sehr positiv auf die Akzeptanz und Anerkennung seitens der chinesischen User. Nicht zuletzt biete eine .cn-Adresse den ausländischen Websites bessere Funktionalität bei der Zusammenarbeit mit den Suchmaschinen in China.

Die eigentliche Registrierung erfolge über das Internet. Per Mausklick seien die Formalitäten in wenigen Minuten erledigt. Einen großen Haken haben .cn-Domains jedoch. Für sie wird jährlich eine Gebühr zwischen 50 und 100 Euro fällig.

Die Registrierung startet nach Angaben von NeuStar im Dezember. Interessenten seien gut beraten, die Mitteilungen auf der Website von NeuStar (s. unten) zu verfolgen, da Adressen nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mal zuerst“ vergeben werden.

Begrenzte Freiheit

Google-Chinesisch
Noch im September 2002 wurden Angebote der Suchmaschine Google im chinesischen Internet gesperrt

Frau Idler teilt die Meinung, dass die Liberalisierung der Vergabe von .cn-Domains auch ein Schritt zu mehr politischer Freiheit sei. Die Eröffnung der .cn-Domains sei zuzdem ein Beleg für Bemühungen der chinesischen Regierung, entsprechende Verpflichtungen der Welthandelsorganisation (WTO) zu erfüllen. Völlige Freiheit im chinesischen Internet bedeutet der Schritt der Regierung freilich nicht. Inhalte aus dem Ausland werden weiterhin von chinesischen Staatsbehörden beobachtet und unter Umständen auch zensiert.

In Rahmen des Projektes Internationalized Domain Name (IDN) experimentiert das China Internet Network Information Center (CNNIC) mit Internet-Auftritten, die in chinesischen Schriftzeichen kodiert sind. Das CNNIC ist eine gemeinnützige Organisation mit dem staatlichen Auftrag für die Verwaltung von Top-Level-Domains und der Entwicklung der Internet Standards in China. Sobald ihre Experimente erfolgreich abgeschlossen sind, können ausländische Unternehmen und Organisationen ihre Auftritte den Gepflogenheiten des Landes noch mehr anpassen. Damit würden ihre Online-Identitäten noch chinesischer werden.